Seit April letzten Jahres tragen wir in Deutschland mehr oder weniger durchgängig Masken. Vor allem im öffentlichen Nahverkehr, aber auch beim Einkaufen oder im Kino oder Theater. Viele Wissenschaftler halten das für sinnvoll, denn die Masken können das Risiko, sich oder andere mit dem Sars-Cov-2-Erreger anzustecken, senken.
USA: Geimpfte sind von Maske in Innenräumen befreit
Doch wenn immer mehr Menschen geimpft sind und auch die Inzidenzzahlen stark sinken, ändert sich die Situation. In den USA hat die dortige Gesundheitsbehörde CDC die Maskenpflicht in Innenräumen für vollständig Geimpfte aufgehoben.
Unter anderem mit der Begründung, dass sich diese Menschen nur zu einem sehr kleinen Anteil nochmals mit dem Coronavirus infizieren, nämlich zu 0,01 Prozent. In den USA ist mittlerweile (Stand 26. Mai 2021) rund die Hälfte der Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft, 40 Prozent sogar vollständig.
Maske in Innenräumen: Wer nicht geimpft ist, kann sich weiterhin anstecken
In Deutschland sind das aktuell weniger Menschen, nur 40 Prozent haben eine Impfdosis, etwa 15 Prozent zwei erhalten. Gerade in Innenräumen sollte darum noch gewartet werden, bevor die Maskenpflicht aufgehoben wird, so Christian Spinner von der TU-München im aktuellen BR-Podcast.
"Solange nicht deutlich über der Herden-Immunität geimpft wurde, macht es natürlich Sinn, die Maske oder überhaupt die AHA-Regeln, Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, weiterhin zu nutzen, um dafür zu sorgen, dass das Virus sich nicht explosionsartig weiter vermehren kann." Dr. Christoph Spinner, Virologe, TU München
Das Robert Koch-Institut verweist darüber hinaus auf Studien aus Israel, die zeigen, dass vollständig Geimpfte das Virus auch viel seltener weitergeben, selbst wenn sie sich infizieren sollten. Solange aber die Herdenimmunität nicht erreicht ist, ist ein großer Teil der Bevölkerung dem Virus weiterhin ausgesetzt. Darum ist in Innenräumen das Maske tragen weiterhin sinnvoll.
Einfache chirurgische Maske bietet guten Schutz
In einer aktuellen Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie, der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Charité-Universitätsmedizin Berlin wurden international Daten ausgewertet, auch in den USA und China.
Demnach brauche es in den meisten Fällen gar keine FFP2-Maske: "Normalerweise enthält nur ein geringer Anteil der von Menschen ausgeatmeten Tröpfchen und Aerosolpartikel Viren. Meist ist die Virenkonzentration in der Luft so gering, dass selbst einfache chirurgischer Masken die Verbreitung von Covid-19 sehr wirksam eindämmen", so Yafang Cheng vom Max-Planck-Institut für Chemie.
Je höher die Viruskonzentration in der Atemluft ist, desto wichtiger wird die FFP2-Maske, zum Beispiel in Krankenhäusern. Darüber hinaus bleibe das Lüften und das Abstandhalten wichtig. Die Wirksamkeit der Masken hängt auch davon ab, dass ein großer Teil der Bevölkerung sie korrekt anwendet, so die Studie.
Wenn man von einer Reproduktionszahl von drei ausgeht und die auf unter eins reduzieren will, so müssten laut der Forscherinnen und Forscher "mindestens 60 bis 70 Prozent der Menschen chirurgische Masken korrekt anwenden. Bei N95/FFP2-Masken wären es etwa 40 Prozent. Bei infektiöseren Varianten von Sars-CoV-2 müssten die Raten entsprechend höher sein."
Die aktuell am weitesten verbreitete Virus-Variante, B 1.1.7, hat einen Reproduktionswert von vier, ein Infizierter steckt also im Schnitt vier weitere an. Dabei sind aber steigende Impfeffekte nicht mit eingerechnet.
Maske draußen hat geringen Effekt
Draußen sei die Lage eine andere, so die Gesellschaft für Aerosolforschung schon im April 2021. In einem offenen Brief wiesen die Expertinnen und Experten darauf hin, dass draußen an der frischen Luft die Ansteckung durch Aerosole, die das Virus in sich tragen, stark verringert ist.
"In der Fußgängerzone eine Maske zu tragen, um anschließend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir als Experten unter Infektionsvermeidung verstehen." Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung
Immer mehr Orte in Bayern heben seit Ende Mai die Maskenpflicht in den Fußgängerzonen auf.
Fazit: Um die Menschen zu schützen, die nicht geimpft sind, ist es weiterhin sinnvoll, sich an die AHA-Regeln zu halten. Die FFP2-Masken sind dabei vor allem in Innenräumen wichtig, in denen ein hohes Infektionsrisiko herrscht. Das kann zum Beispiel im Krankenhaus sein. Für die meisten anderen Fälle reicht wahrscheinlich eine normale chirurgische Maske aus, um sich und andere effektiv zu schützen.
Erst wenn genügend Menschen geimpft sind und sich Deutschland der Herdenimmunität von rund 80 Prozent annähert, wird der Effekt der Masken nicht mehr ausschlaggebend sein.
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