Die Lebensbedingungen für Biene, Hummel und Co. haben sich in den letzten Jahrzehnten verschlechtert. So haben Honigbienen häufiger mit hohen Überwinterungsverlusten zu kämpfen und von den 560 in Deutschland registrierten Wildbienenarten stehen etwa die Hälfte auf der Liste der gefährdeten Arten. Nach dem Prinzip des Geben und Nehmen bedeutet das: Wenn Bienen auch weiterhin die wichtigen Bestäubungsdienste erfüllen sollen, muss der Mensch ihnen helfen.
"Die stetig wachsende Flächenversiegelung und die daraus resultierende Pflanzenarmut führen nicht nur zu Problemen für Blütenbesucher, sondern zur Reduzierung des Wasserrückhaltevermögens, zur Verringerung der Sauerstoff-Produktion und CO2-Bindung sowie zur fehlender Kühlung im Sommer." Deutsche Imkerbund anlässlich des "World Bee Day" am 20. Mai.
Steinwüste statt Blütenparadies
Ein Problem sind Gärten mit sorgfältig geschnittenen Rasenflächen und getrimmten Hecken, bepflanzt mit Pflanzen, die in natürlichen Landschaften so nicht vorkommen. Sie bieten keinen Lebensraum für Bienen und andere Insekten und Tiere. Zudem werden immer wieder Gärten in aufgeräumte, triste Steinwüsten verwandelt - eine lebensfeindliche Umgebung für Insekten und Vögel. Es fehlt ihnen dort an Lebensraum und Nahrung.
Insektenfreundlicher Garten
Aber es geht auch anders: Viele Menschen verbringen wegen der Corona-Pandemie viel mehr Zeit zu Hause in ihren Gärten, auf ihren Terrassen oder Balkonen. Und genau dort kann jeder Einzelne die Bienen und andere Insekten unterstützen. Ganz wichtig: Den Rasen mal zu einer Wiese werden lassen. Macht weniger Arbeit und mehr Spaß, wenn man die Insektenvielfalt beobachten kann. Selbst gegen Kies und Steinwände spricht nichts, wenn sie darunter nicht versiegelt sind. Sie können dann wichtige Lebensräume sein, wenn im Kies was wachsen darf und zwischen den Steinen Sand oder Erde Platz findet.
Worauf es außerdem ankommt, sind auch Ecken mit "Unkraut" wie Brennnessel, Wasserstellen, Holzstöße, Pflöcke, sich selbst überlassenes und angebohrtes Holz als Behausung für Wildbienen oder gekaufte Insektenhotels.
Alle Gärten zusammen bieten ein großes Potenzial
Alle Gärten zusammen genommen nehmen mehr Fläche ein als alle Naturschutzgebiete in Deutschland. Viel Potenzial, um Tieren und Pflanzen eine ökologische Nische zu bieten. Ein durchgängiges Blütenangebot vom Frühjahr bis zum Herbst bietet nicht nur den Bienen einen Lebensraum und Futter. Beliebte nichtheimische Pflanzen wie Tagetes, Stiefmütterchen oder Petunien sind dabei allerdings wenig hilfreich. Sie sind zwar hübsch anzusehen, aber unsere Insekten können damit so gut wie nichts anfangen. Denn meist machen heimische Pflanzen das Rennen, wenn es um die Gunst der Tiere geht, denn sie sind perfekt aneinander angepasst. Exoten und typische Zierpflanzen dagegen werden oft verschmäht, egal, ob es nun um Nektar, Früchte oder Blätter geht.
Deutschland hat 2.700 heimische Pflanzenarten
Jede der heimischen Pflanzenart bietet etwa zehn Tierarten Futter. Von den Tieren, die sich angezogen fühlen, bekommt der Gartenbesitzer eine Menge zurück. Die einen bestäuben Blüten, andere vertilgen Schädlinge. Aber nur etwa 60 dieser Pflanzenarten werden auch in Gartencentern angeboten.
Keine Insektengifte im privaten Garten
Neben der richtigen Wahl der Pflanzen ist der Verzicht auf Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmittel Voraussetzung für ein ökologisches Paradies. Schwer für viele Gartenbesitzer, darauf zu verzichten, denn wenn es grünt und blüht, fühlen sich auch die ersten unerwünschten Gartenbesucher so richtig wohl: Blattläuse, Motten-Larven und der Buchsbaumzünsler zum Beispiel. Spritzmittel sind im Gartencenter frei verkäuflich. So wird auch in manchen Hausgärten Chemie versprüht: Egal ob chemischer Wirkstoff oder pflanzlicher - etwa 90 Prozent aller Insektizide sind Nervengifte, und sie töten oder schädigen Insekten, auch erwünschte Nützlinge wie Marienkäfer, manche sogar Bienen und Hummeln.
Alles hängt mit allem zusammen
Wer Tiere in seinen Garten lockt, kann eigentlich nichts falsch machen: Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge bestäuben Obstbäume und Beerensträucher und sorgen so für viele Früchte. Vögel halten die Insektenschar in Schach. Igel, Spitzmaus, Eidechse und Molch machen sich gerne über Nacktschnecken her. Marienkäfer- und Florfliegenlarven sind die größten Feinde der Blattlaus, Schlupfwespen der Schrecken der Raupen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, denn je größer die Vielfalt, desto ausgewogener die Kräfteverhältnisse - und das kommt auch den Bienen zugute.