Archivbild von 2022: Ein Pfleger untersucht einen Patienten auf der Covid-19-Intensivstation in einer Klinik in Gera.
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Mensch und Virus – sind wir für die nächste Pandemie gerüstet?

Mensch und Virus – sind wir für die nächste Pandemie gerüstet?

Viren wie das Coronavirus, einmal vom Tier auf den Menschen übertragen, breiten sich rasant weltweit aus. Forschende sagen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis uns wieder ein Virus zu schaffen macht. Sind wir auf die nächste Pandemie vorbereitet?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Abend am .

Die Wahrscheinlichkeit liege bei etwa zwei Prozent pro Jahr, dass sich ein Pandemie-Szenario wie bei Corona in Zukunft wiederholen könnte. Das zeigt eine Studie der Universität Padua aus dem Jahr 2021.

"Dabei sind vor allem Atemwegserkrankungen häufige Player, das heißt also vor allem Corona-Viren, Influenzaviren", sagt der Infektiologe Prof. Christoph Spinner vom TUM Klinikum Rechts der Isar in München.

Wissen, Daten und Vorsorge können vor nächster Pandemie schützen

Ein möglichst breites Wissen über verschiedene Viren und ihre Übertragungswege kann helfen, die nächsten Krankheitserreger, die den Menschen gefährlich werden könnten, frühzeitig zu identifizieren. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in Berlin mit Unterstützung der Bundesregierung den "Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence" geschaffen. Hier sollen die weltweit gesammelten Daten zu verschiedenen Erregern mit Erkenntnissen zu den erfolgversprechendsten Gegenmaßnahmen zusammenlaufen.

In Deutschland hat man aufgrund der teils unzureichenden Datenlage während der Corona-Pandemie gesetzlich nachgebessert. Mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG), das im März 2024 in Kraft getreten ist, sollen Gesundheitsdaten für die Forschung nutzbar gemacht werden.

Wichtige Vorsorgemaßnahmen sind außerdem Pandemiepläne, die ausreichende Ausstattung von medizinischen Einrichtungen mit Schutzkleidung und die Entwicklung neuer Impfstoffe.

Abwassermonitoring als Frühwarnsystem bei drohender Pandemie

Um schneller auf gefährliche Erreger und Krankheitsausbrüche reagieren zu können, sind bessere Frühwarnsysteme als bei der Corona-Pandemie vor fünf Jahren nötig. Ein Beispiel: das sogenannte Abwassermonitoring. Dr. Andreas Wieser vom Tropeninstitut am LMU Klinikum München sucht in Abwasserproben nach genetischem Virenmaterial, das zeigt, wie verbreitet ein Virus bereits ist. So wurden vor einigen Wochen im Abwasser Münchens und anderer deutscher Großstädte Polio-Viren nachgewiesen.

Ein weiterer Vorteil laut Virologin Prof. Ulrike Protzer von der TU München: Zahlreiche Krankheitserreger lassen sich feststellen, ohne dass Menschen einzeln getestet werden müssen. Durch das Abwassermonitoring werden Ärzte und Gesundheitsbehörden sensibilisiert, sie können auf Symptome achten, Krankheitsfälle schneller melden, Schutzmaßnahmen können früher getroffen werden.

Derzeit wird das Abwasser von rund einem Drittel der Bevölkerung in Deutschland untersucht. Laut einer europäischen Richtlinie ist das Monitoring auf SARS-, Influenza-, Polioviren und neu auftretende Krankheitserreger ab 2027 für alle EU-Staaten verpflichtend. In Deutschland ist die Finanzierung bisher aber nur bis Ende 2025 gesichert. Mehrere Bundesländer wollen deshalb die Anzahl der teilnehmenden Kläranlagen verringern. Bayern hat beschlossen, die Finanzierung aus bayerischen Mitteln fortzuführen. Das könne aber nur eine Ausnahme sein.

Frühwarnsysteme mit Künstlicher Intelligenz

Forschende in den USA arbeiten an Monitoring-Programmen, die sämtliche Viren auf der ganzen Welt erfassen und Künstliche Intelligenzen darauf trainieren, mögliche pandemische Ausbrüche schneller zu erkennen, als Menschen es könnten.

Gefahren für eine gute Pandemievorsorge

Die von der WHO und der Weltbank unterstützte unabhängige Expertengruppe für Pandemieprävention GPMB (Global Preparedness Monitoring Board) bemängelt, dass es nach wie vor Ungleichheiten beim Zugang zu Impfstoffen, Therapien und Schutzausrüstung gebe.

Außerdem gibt es noch immer kein WHO-Pandemieabkommen, um besser auf weltweite Krankheitsausbrüche vorbereitet zu sein. Rund 190 Mitgliedsstaaten der WHO verhandeln darüber. Einzelinteressen von Staaten und die Befürchtung, im Fall einer Pandemie die staatliche Souveränität zu verlieren, haben bisher eine Einigung verhindert.

Vorsorgemaßnahmen lassen sich schneller ergreifen

Ob wir im Falle der nächsten Pandemie besser gerüstet sind, ist also von vielen Faktoren abhängig, die sich nur schwer vorhersagen lassen. Trotz allem besteht Grund zum Optimismus. Krankheitserreger lassen sich besser feststellen und damit Vorsorgemaßnahmen schneller ergreifen. Schutzmaßnahmen und ihre Wirkung, wie das Tragen von Masken bei Atemwegserkrankungen, sind besser erforscht.

Dr. Andreas Wieser vom Tropeninstitut der Ludwig-Maximilians-Universität München, Experte für Abwassermonitoring, wirbt darüber hinaus für eine informierte Gesellschaft: "Ich denke, es ist gut, wenn sich jeder, nicht nur Wissenschaftler, auch die Normalbevölkerung, mit Gesundheitsbelangen beschäftigt."

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