Frank Brenker entdeckte einen alten Meteoritenkrater, und zwar durch einen kuriosen Zufall. Der Geologe und Professor an der Goethe-Universität Frankfurt machte in Südfrankreich Urlaub. Im Supermarkt stieß er auf eine Weinflasche mit einem außergewöhnlichen Etikett. "Domaine du Météore" stand darauf, daneben das Emblem eines herabstürzenden Meteoriten. Neugierig geworden, fuhr Brenker zum Weingut in der Nähe der Stadt Béziers in Südfrankreich. Eines der Rebenfelder befindet sich in einer runden Senke von etwa 220 Metern Durchmesser und 30 Metern Tiefe. Brenker war davon überzeugt, einen Einschlagkrater vor sich zu haben.
Meteoritenkrater im Weinberg – mehr als ein Werbe-Gag
Die Besitzer des Weinguts gehen schon lange davon aus, dass die Senke ein Meteoritenkrater ist. Zumindest nutzen sie die These als Marketing-Gag für ihren Wein. Wissenschaftlich erwiesen war das bisher aber nicht. Im Gegenteil: Schon in den 1950er-Jahren interessierten sich Geologen für diesen besonderen Weinberg. Damals widersprach eine Koryphäe auf dem Gebiet deren ersten Einschätzungen: Der Krater habe keinen echten Kraterrand, also sei die Senke nicht durch einen Einschlag entstanden, so die Begründung. Frank Brenker ließ sich davon nicht beirren. Möglicherweise könnte der Kraterrand durch die Erosion verschwunden sein, sagt der Geologe: "Wir sitzen hier am Fuße eines Gebirges, der Montagne Noir, aus der sehr viel Wasser rausgeführt wird. Das heißt, in dieser Ecke wird man so einen Kraterrand in sehr, sehr kurzer Zeit abtragen können."
Um zu beweisen, dass es sich doch um einen Meteoritenkrater handelt, nahm Brenker noch im Urlaub die ersten Gesteinsproben mit nach Frankfurt. Ein Jahr später suchte er mit Studenten und einem Geophysiker nach Bruchstücken des Meteoriten. Damit ließe sich der Einschlagkrater eindeutig beweisen. Die fand er zwar nicht. Dafür stieß er mithilfe eines Magneten auf Eisenoxidkügelchen, die durch die Hitze des Einschlags entstanden waren.
Typisch für Kraterumgebungen: Mikrodiamanten
Solche Eisenoxidkügelchen sind oft nicht größer als ein Staubkorn und wurden bereits an anderen Einschlagkratern gefunden. Die spätere Labor-Analyse zeigte, dass diese nickelhaltiges Eisen enthalten und einen Kern aus Mineralien umschließen, die typisch für die Kraterumgebung sind. Darüber hinaus entdeckte das Team zahlreiche Mikrodiamanten, berichtet Brenker: "Diamanten, die durch einen Einschlag entstehen haben ein bisschen eine andere Struktur als Diamanten, die wir sonst auf der Erde finden."
Ein weiterer Hinweis: In der Kratermitte ist das Erdmagnetfeld schwächer als am Rand. Auch das wurde schon bei kleineren Meteoritenkratern gemessen. Solche Funde als Belege sind bisher ungewöhnlich. Ein klassisches Kriterium sind dagegen etwa bestimmte Verformungen im Quarz von Sandstein. Diese Verformungen genau zu vermessen steht bisher noch aus. Frank Brenker hat jedoch keine Zweifel daran, das die Senke dieses Kriterium erfüllt. Ob der Einschlagkrater anerkannt wird, wird im Laufe des Jahres eine Kommission entscheiden. Der Forscher plant schon weitere Untersuchungen und will eventuell untersuchen, inwieweit eine Signatur des Meteoriten im Kraterwein zu finden ist.
Für Weingut-Manager Simon Frech steht fest: Der Wein ist besonders – auch ohne wissenschaftlichen Beweis. Die Trauben aus dem Krater seien größer und fruchtiger als die der gleichen Sorten woanders auf dem Weingut. Denn im Krater sei der Boden reicher an Nährstoffen: "Das liegt einfach daran, dass der Krater eine Art Schüssel ist. Wenn wir also Stürme haben, tragen sie viel Erde in die Senke ein."
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