Roggenähre mit Mutterkorn
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Mutterkorn im Getreide: einst gefürchtet, heute unter Kontrolle

Mutterkorn im Getreide: einst gefürchtet, heute unter Kontrolle

Früher starben viele Menschen an Getreide, das durch Mutterkorn vergiftet war. Es löste das berühmte "Antonisfeuer" aus, wurde aber auch verwendet, um Abtreibungen durchzuführen. Spielt der Getreidepilz heute noch eine Rolle für unsere Gesundheit?

Mutterkorn gibt nach wie vor, aber heutzutage muss der Verbraucher den Getreidepilz dank Lebensmittelkontrolle und Mühlentechnik nicht mehr fürchten. In der Regel werden die Mutterkörner bei der Reinigung des Getreides in der Mühle entfernt. Dort wird das Getreide genau untersucht - durch Sieben und Sichten, den Einsatz eines Farbscanners, der die dunkleren Mutterkörner erkennt, oder durch die sogenannte Windsichtung, wobei Mutterkörner durch ihre andere Dichte von den Getreidekörnern getrennt werden.

Grenzwerte für Mutterkorn im Getreide

Bis heute kann man Getreide allerdings nicht zu 100 Prozent von Mutterkorn reinigen, daher kommt es noch ab und zu zu Rückrufen - auch wenn keine ernsthafte Gefährdung der Bevölkerung besteht. In der EU gilt derzeit für Lebensmittelgetreide ein Grenzwert von 0,05 Prozent, also einem halben Gramm pro Kilo Mahlgetreide. Das Backen reduziert den Gehalt von Mutterkornalkaloiden um 25 bis 50 Prozent. Für Futtermittel gilt ein gesetzlicher Grenzwert von 1.000 mg/kg, was einem Mutterkornanteil von 0,1 % entspricht.

Was ist Mutterkorn?

Das dunkel gefärbte, zwei bis fünf Zentimeter lange, giftige Mutterkorn ist der Dauerkörper des Pilzes "Claviceps purpurea". Das Mutterkorn ragt dunkel aus der Ähre hervor und enthält Alkaloide, die hoch toxisch sind.

Welches Getreide hat Mutterkorn?

Der Mutterkorn-Pilz befällt verschiedene Gräserarten - darunter vor allem Roggen und Triticale (eine Kreuzung aus Roggen und Weizen) - seltener Weizen, Dinkel und Gerste, so das Bayerische Landesamt für Ernährung und Lebensmittelsicherheit. Besonders wenn der Frühsommer feucht ist, tritt der Pilz häufiger auf.

Gesundheitliche Auswirkungen des Mutterkorns

Fünf bis zehn Gramm frisches Mutterkorn können für einen Erwachsenen tödlich sein. Es kann zu Atemlähmungen und Kreislaufversagen führen. Kleine Mengen sind nicht lebensbedrohlich, können aber gegebenenfalls zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Bluthochdruck - und in seltenen Fällen zu Halluzinationen führen.

Antoniusfeuer - Geißel im Mittelalter

Im Mittelalter allerdings war das Mutterkorn eine häufige und qualvolle Todesursache. Man wusste lange nicht, wodurch das sogenannte Antoniusfeuer ausgelöst wurde. Vergiftungen durch Mutterkorn führten zu Darmkrämpfen, Halluzinationen und zum Absterben von Fingern und Zehen aufgrund von Durchblutungsstörungen, weil sich die Gefäße verengten. Es hat im Laufe der Geschichte immer wieder zu Massenvergiftungen geführt - noch in den 20er-Jahren führte in Russland mit Mutterkorn verseuchtes Getreide zu 11.000 Erkrankungen.

Woher hat das Mutterkorn seinen Namen?

Das Mutterkorn wurde damals bewusst eingesetzt, um Abtreibungen durchzuführen, denn es hatte eine wehenauslösende Wirkung. Daher hat es wohl seinen Namen.

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