"Der Nutri-Score macht es möglich, den Nährwert von Lebensmitteln einer Produktkategorie auf einen Blick zu vergleichen und sorgt so für mehr Orientierung am Einkaufsregal", heißt es beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Was gut klingt, hatte in der Vergangenheit - genauer seit 2020, als der Nutri-Score eingeführt wurde - seine Schwächen.
Denn bisher war beispielsweise Fett gleich Fett – also immer schlecht. Das werde beim neuen Score viel genauer bewertet, erklärt Annette Buyken, Professorin in Paderborn für Ernährung und öffentliche Gesundheit: "Wir stellen jetzt Lebensmittel mit einer guten Fettqualität besser als vorher. Also Fisch ist jetzt positiver bewertet. Olivenöl ist gut bewertet", so die Wissenschaftlerin. "Da sind wir besser geworden, dass wir nicht Fett insgesamt schlecht bewerten, sondern sagen, es kommt wirklich auf die Qualität an."
Neuer Nutri-Score: genauere Differenzierung bei Inhaltsstoffen
Seit Ende 2023 gibt es diese neue Berechnungsgrundlage für die freiwillige Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln. Optisch hat sich nichts verändert. Der neue Nutri-Score schaut exakt wie der alte aus: ganz links das dunkelgrüne A – quasi alles gut – ganz rechts das rote E, das schon durch die Farbe anzeigt: Vorsicht: Zucker, Fett, Weißmehl. Dazwischen, abgestuft, befinden sich die Kategorien B, C und D.
Beim neuen Nutri-Score fließt bei Zucker nicht wie bisher einfach der Gesamtgehalt ein, stattdessen wird unterschieden: wie viel war von Haus aus im Lebensmittel drin, wie viel wurde zugesetzt. Süßstoffe bringen Punktabzug. Der bisherige Nutri-Score hatte nämlich Hersteller dazu bewogen, Zucker durch Süßstoffe zu ersetzen – von denen man immer noch nicht so genau weiß, wie gesund sie sind.
Nutri-Score ist kein Richtwert für gesunde Ernährung
Wichtig für den Verbraucher: Der Score zeigt lediglich, welche Tiefkühlpizza beispielsweise die am wenigsten ungesunde ist, warnt Buyken: "Insgesamt kann der Nutri-Score aber nicht dafür sorgen, dass wir uns jetzt alle vielfältig ernähren." Das sei schon eine Entscheidung, die Verbraucherinnen und Verbraucher selber treffen müssten.
Dafür verändere das Label im Idealfall über die Nachfrage das Angebot, sagt die Ernährungsexpertin. Verbraucher hätten deshalb ein besseres Lebensmittelangebot. Buyken: "Also dass das, was wir im Supermarkt kaufen, gesünder wird, als es zurzeit ist. Das ist, glaube ich, der größere Hebel."
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