Menschen sterben in der Regel, wenn sie nicht Opfer eines Unfalls oder einer Lungenentzündung werden, an Krebs oder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Im Jahr 2017 machten Herzkrankheiten noch mehr als 40 Prozent der weltweiten Todesfälle aus. Krebs war mit rund 26 Prozent die zweithäufigste Todesursache. In einigen einkommensstarken Ländern verzeichnet sich einer aktuellen Studie zufolge bereits ein neuer Trend: Dort führt Krebs häufiger zum Tod als Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
RKI-Zahlen zu Krebs in Deutschland
Das bestätigt auch eine Prognose des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Nach einer neuen Schätzung vom 17. Dezember 2019 mit dem Titel "Krebs in Deutschland" wurden 2016 in Deutschland rund 492.000 Krebserkrankungen diagnostiziert. Etwa die Hälfte der bösartigen Tumore betraf Brust (68.900), Prostata (58.800), Dickdarm (58.300) und Lunge (57.500). "Erfreulicherweise beobachten wir für viele Krebsarten eher rückläufige Erkrankungsraten, aber trotzdem steigt die Gesamtzahl der Krebserkrankungen aufgrund der Alterung der Gesellschaft", betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Daher wird für das Jahr 2020 eine Zunahme der neu diagnostizierten Krebserkrankungen auf rund 510.000 Erkrankungsfälle angenommen.
Heller Hautkrebs meist nicht lebensbedrohlich
Erstmals enthält die Publikation Angaben zu Dünndarmkrebs und Analkrebs. Beide Tumorarten sind zwar relativ selten, zeigen zuletzt aber steigende Neuerkrankungs- und Sterberaten. Nicht erfasst in der Statistik ist der sogenannte helle Hautkrebs. Erkrankungen verlaufen den Angaben zufolge in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich, von 230.000 Neuerkrankungen jährlich sterben knapp 1.000 Menschen.
Überlebensraten hängen von Tumorart ab
Die Überlebensaussichten fünf Jahre nach einer Diagnose sind in hohem Maße von der Art des Tumors abhängig. Sie reichen von unter 20 Prozent für bösartige Tumore der Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse bis über 90 Prozent für das maligne Melanom der Haut, Hodenkrebs und Prostatakrebs. Das RKI veröffentlicht alle fünf Jahre einen umfassenden Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland, das nächste Mal 2021.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit Haupttodesursache
Weltweit gesehen sterben jedoch weiterhin die meisten Menschen mittleren Alters an Herz-Kreislauf-Krankheiten, wie es in der zweiteiligen Studie heißt, die am 3. September 2019 im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde. Die Autoren verglichen die Daten von rund 160.000 Erwachsenen im Alter von 35 bis 70 Jahren aus 21 Staaten miteinander.
Hauptursache: die schlechtere Gesundheitsversorgung
Die Forscher um Salim Yusuf von der McMaster Universität in Hamilton und Gilles Dagenais von der Universität Laval in Quebec (beide Kanada) bezogen ihre Daten aus vier Ländern mit hohem durchschnittlichen Einkommen, darunter Kanada und Schweden, sowie zwölf Ländern mit mittlerem Einkommen, wie etwa China, Polen und die Türkei. Dazu kamen fünf Länder mit niedrigem Einkommen, darunter Indien, Tansania und Pakistan.
Mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängende Todesfälle gibt es in dieser Altersgruppe demnach in ärmeren Ländern zweieinhalbmal häufiger als in reichen Staaten. Dabei existieren in den vermögenden Industrieländern wesentlich mehr vermeidbare Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck für solche Krankheiten. Ursache sei wahrscheinlich die schlechtere Gesundheitsversorgung in armen Ländern, erläutern die Forscher.
In wohlhabenden Staaten nehmen Krebserkrankungen zu
Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen in vielen Ländern weiter zurückgehen, dürfte Krebs in einigen Jahrzehnten weltweit die häufigste Todesursache werden, heißt es zu den im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Daten. Den Forschern zufolge ist es "wahrscheinlich, dass Krebs in wenigen Jahrzehnten die häufigste Todesursache der Welt sein wird". Ein Großteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen könne auf Risikofaktoren zurückgeführt werden, die der Mensch beeinflussen kann, heißt es im zweiten Teil der Studie. In einkommensschwachen Ländern spielen aber auch die Ernährung und die hohe Luftverschmutzung eine große Rolle.