Eine Weihnachtsbaumplantage im Schnee.
Bildrechte: BR/Marina Giglinger
Audiobeitrag

Weihnachten rückt näher und damit auch die Frage: Welcher Christbaum kommt ins Haus? Ein Blick auf Trends, Alternativen und ökologische Fakten

Audiobeitrag
> Wissen >

Topf, Plastik, Regional: Wie nachhaltig ist mein Weihnachtsbaum?

Topf, Plastik, Regional: Wie nachhaltig ist mein Weihnachtsbaum?

Weihnachten rückt näher und damit auch die Frage für viele: Welcher Christbaum kommt ins Haus? Ein Blick auf Trends, Alternativen und ökologische Fakten.

💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬

Früher waren Weihnachtsbäume noch ein Nebenprodukt der Forstwirtschaft. Inzwischen muss die Nachfrage bei etwa 30 Millionen Christbäumen pro Jahr in deutschen Wohnzimmern mit riesigen Anbauflächen befriedigt werden. Etwa sechs bis sieben Jahre braucht ein Baum, um an Weihnachten die deutsche Standardgröße von etwa 1,50 Meter bis 1,70 Meter zu erreichen.

Christbäume: Verbraucher beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit

Die Preise für Christbäume sind in diesem Jahr leicht gestiegen – eine Nordmanntanne kostet aktuell zwischen 22 und 30 Euro pro Meter, etwa einen Euro mehr als im Vorjahr. Doch viele Verbraucher beschäftigen sich nicht nur mit den Kosten, sondern auch mit der Nachhaltigkeit.

Die meisten der 30 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland stammen aus Monokulturen. Diese intensiven Anbauflächen erfordern den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, um makellose, tiefgrüne Bäume zu produzieren. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fanden sich 2023 in 15 von 19 getesteten Bäumen Pestizidrückstände – manche davon in der EU nicht zugelassen. Obwohl die Belastung meist gering ist, gibt es Bedenken, wie sich diese Stoffe in kleinen, warmen Räumen verhalten.

Christbäume aus der Region

Der Weg der Bäume von Plantagen aus dem Sauerland oder Schleswig-Holstein nach Bayern ist weit. BR24-User "Wassermann72" argumentiert deshalb: "Wichtig dabei ist, dass die Bäume aus der Region stammen (minimale Transportwege), idealerweise direkt von der Waldwirtschaft und dass ohne Pestizide gearbeitet wurde."

Gerade in Bayern gibt es Initiativen wie den Verein "Bayerischer Christbaumanbauer", der Bäume aus der Region zertifiziert. Christbäume von regionalen Forstbetrieben, die auf Sonderflächen, beispielsweise unter Strom- oder auf Leitungstrassen wachsen, sind dagegen rar.

Noch nicht einmal ein Prozent der verkauften Bäume stammen aus biologischem Anbau, hat die Umweltschutzorganisation Robin Wood errechnet. Verbände wie Bioland oder Naturland zertifizieren die Bäume. Sie kommen in der Regel ohne Chemie aus, sind jedoch teurer und oft weniger "perfekt" in der Optik.

Wie nachhaltig ist der Plastikbaum?

User "makefactsgreatagain" nennt Weihnachtsbäume "nicht mehr zeitgemäß" und verweist auf immer wieder verwendbare Alternativen. "Das Internet ist voll von Anregungen und Anleitungen zum Selbstbauen. Auch aus nachhaltigen Materialien oder Upcycling-Ideen.“

Weihnachtsbäume aus Plastik sind wiederverwendbar, doch ihre Ökobilanz ist umstritten. Während hochwertige Plastikbäume für rund 65 Euro erstaunlich echt aussehen, brechen bei billigeren Modellen schnell mal Zweige ab. Vier von fünf Plastikbäumen werden in China hergestellt. Neben langen Transportwegen sorgt auch die Produktion für hohe CO₂-Emissionen.

Plastikbäume bestehen zudem häufig aus problematischem PVC. Um nachhaltiger als ein echter Baum zu sein, müsste ein Kunststoffbaum mindestens zehn bis 20 Jahre genutzt werden. Das hängt davon ab, welche Rahmenbedingungen bei den jeweiligen Studien in Kanada und Großbritannien angenommen werden. Zum Beispiel der Transportweg. Die Entsorgung spielt dabei allerdings nie eine Rolle.

Christbaum im Topf

Ein Baum im Topf wirkt nachhaltig – ist es aber nur bedingt. Viele Topfbäume überleben das Weihnachtsfest nicht. "Entscheidend ist natürlich, dass die Pflanze im letzten Moment erst ins Haus geholt wird. Es ist ein Baum, es ist keine Zimmerpflanze", sagt BR-Gartenexperte Andreas Modery.

Viele dieser Christbäume sind "topfgedrückt", das bedeutet, ihre Wurzeln sind kupiert oder beschädigt. Bäumchen, die fachmännisch "verschult" wurden, sind aber teuer und benötigen viel Pflege. Beim Kauf empfiehlt Andreas Modery, den Blick auf die Nadeln nach innen zu werfen, ob bereits Kahlstellen zu sehen sind. Entscheidend ist für ihn der Fingertest: "Wir fahren mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig Richtung Stamm. Fallen da die ersten Nadeln runter, dann weiß ich, diese Pflanze wird nach wenigen Tagen kahlköpfig sein."

Einkaufscheck für den Christbaum

Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte einen Baum aus der Region kaufen – idealerweise mit PEFC- oder FSC-Zertifikat. Ökologisch angebaute Bäume sind die nachhaltigste Wahl, aber nicht massenhaft verfügbar. Im Topf sollten die Bäumchen beim Kauf maximal 1,20 Meter hoch und von Anfang an im Topf gezogen worden sein. Plastikbäumchen sind – im Vergleich – nur dann einigermaßen nachhaltig, wenn sie sehr lange genutzt werden.

Die meisten regionalen Christbaumzüchter in Bayern bieten ihre Weihnachtsbäume direkt ab Hof an oder laden dazu ein, den "perfekten" Baum selbst zu schlagen. Für viele Familien längst eine beliebte Tradition.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!