Pneumokokken sind Bakterien, die zu der Familie der Streptokokken gehören. Sie sind weltweit verbreitet und werden von Mensch zu Mensch via Tröpfcheninfektion übertragen, also beim Sprechen, Husten, Niesen. Circa einhundert unterschiedliche Serotypen sind bekannt. Das Tückische: Viele Menschen haben die Bakterien im Nasen-Rachen-Raum, ohne es zu wissen oder sich krank zu fühlen. Das erhöht das Risiko, andere anzustecken.
Ist eine Infektion mit Pneumokokken gefährlich?
Pneumokokken können verschiedene Erkrankungen hervorrufen, wie zum Beispiel Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen, Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung (Sepsis). Zudem sind sie für die Mehrzahl aller bakteriellen Lungenentzündungen verantwortlich. Eine derartige Lungenzündung kann unter Umständen schwer oder lebensbedrohlich verlaufen, etwa wenn das Immunsystem geschwächt ist.
Wenn sich die Bakterien entlang der Atemwege ausbreiten und tief in die Lunge eindringen, können sie dort Entzündungen hervorrufen. Die Lungen können die Organe dann nur noch eingeschränkt mit Sauerstoff versorgen. Bei einer invasiven Pneumokokken-Infektion verbleiben die Pneumokokken nicht mehr auf der Oberfläche der Schleimhautzellen, sondern dringen in die Zellen ein und verteilen sich über die Blutbahn im Körper. Das kann eine Blutvergiftung oder eine Hirnhautentzündung auslösen.
Wer ist besonders durch Pneumokokken gefährdet?
Warum manche Menschen an Pneumokokken erkranken und andere nicht, ist noch nicht genau geklärt, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Eines ist aber sicher: Ein geschwächtes Immunsystem kann eine Infektion begünstigen. Deshalb ist man besonders gefährdet, wenn man bereits mit anderen Erregern zu kämpfen hat. Auch chronisch Erkrankte sind anfälliger für eine Pneumokokken-Infektion. Das gilt auch für Babys, Kleinkinder und Senioren, deren Immunabwehr im Alter nachlässt.
Wie behandelt man eine Pneumokokken-Infektion?
Infektionen mit Pneumokokken werden mit Antibiotika behandelt. Vor dem Hintergrund immer weiter zunehmender Antibiotika-Resistenzen ist eine Impfung gerade für Risikopatienten wichtig.
Für wen wird eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen?
Aufgrund der möglichen schweren Krankheitsverläufe empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Risikogruppen, chronisch Kranken und Menschen ab 60 Jahren eine Impfung - auch um das Risiko einer Mehrfachinfektion zu verringern.
Die Impfempfehlung umfasst:
- Erwachsene ab dem Alter von 60 Jahren, denn das Risiko für eine schwere Pneumokokken-Infektion steigt mit dem Alter an.
- Menschen mit Vorerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder mit chronischen Erkrankungen zum Beispiel am Herzen, an den Atmungsorganen, an Leber oder Niere oder am Nervensystem. Auch eine Immunschwäche ist eine Indikation für eine Impfung, zum Beispiel bei HIV oder einer Organtransplantation.
- Menschen mit beruflichen Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Metallen. Eine Schweiß- bzw. Metallrauchexposition am Arbeitsplatz kann das Risiko erhöhen, an Pneumokokken zu erkranken.
- Säuglinge ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat bis zum zweiten Geburtstag. Weitere Empfehlungen der STIKO im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) vom September 2023.
Wird die Impfung von den Krankenkassen bezahlt?
Bei allen, die unter die Empfehlungsrichtlinie der STIKO fallen, werden die Kosten für eine Pneumokokken-Impfung von der Krankenkasse getragen.
Welche Impfstoffe stehen zur Verfügung?
Für die Impfung gegen Pneumokokken gibt es verschiedene Impfstoffe. Die Impfung schützt vor maximal 23 Serotypen, die als gefährlich gelten. Zum einen gibt es mehrere sogenannte Konjugat-Impfstoffe, die gegen eine unterschiedliche Anzahl von Pneumokokken-Serotypen, gekennzeichnet durch die Zahl im Namen, wirken. Zum anderen gibt es den sogenannten Pneumokokken-Polysaccharidimpfstoff (PPSV), der aktuell Antigene von 23 Serotypen enthält. Er ist ab dem Alter von zwei Jahren zugelassen, weil er bei Säuglingen und Kleinkindern nicht ausreichend wirksam ist.
Wer welchen Impfstoff erhält, hängt davon ab, zu welcher "Impfgruppe" der Impfling gehört, also ob es sich um einen Säugling, einen chronisch Erkrankten oder einen Senior handelt. "Konjugat-Impfstoffe (PCV) erzeugen eine stärkere Immunantwort als der Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23) und sind daher besonders für Impfungen von Kindern oder bei Personen mit Immundefizienz zu bevorzugen", lautet eine der Empfehlungen des RKIs, das ausführliche Informationen dazu bereithält.
Welche Nebenwirkungen hat eine Pneumokokken-Impfung?
Bei einer Impfung kann es zu einer Rötung oder leichten Schwellung an der Einstichstelle kommen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die körpereigene Abwehr angeregt wurde. Zusätzlich kann es zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen kommen, die aber in der Regel innerhalb weniger Tage abklingen. Gelegentlich können allergische Reaktionen wie Nesselsucht auftreten. In Einzelfällen kann es bei Säuglingen zu Fieberkrämpfen und zu kurzzeitigem schockähnlichem Zustand mit reduziertem Muskeltonus und Nichtansprechbarkeit kommen. Beide Symptome bilden sich laut STIKO innerhalb kürzester Zeit zurück.
Wie oft müssen Erwachsene die Impfung auffrischen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Personen über 60 Jahre oder Menschen mit einem fortbestehenden erhöhten Erkrankungsrisiko eine regelmäßige Auffrischung im Abstand von sechs Jahren. Grundsätzlich sollten Sie mit Ihrem Arzt über die Impfung sprechen und mit ihm eine Entscheidung treffen.
Im Video: Pneumokokken-Impfung kann Leben retten
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