Nur wenige Nationen sind bislang mit einer Sonde zu unserem Nachbarplaneten Mars gelangt. Doch jetzt gehören die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dazu: Ihre Sonde Hope, arabisch "al-Amal" (Hoffnung) ist am 9. Februar 2021 beim Mars angekommen.
Um in eine Umlaufbahn um Mars einzuschwenken, wo die Sonde Hope ihre Forschungsarbeit machen soll, musste Hope um kurz nach halb fünf Uhr unserer Zeit die Triebwerke feuern - für insgesamt 27 Minuten. In dieser Zeit hatte die Missionsleitung keinen Kontakt zu der Sonde. Ein Moment, der die Nerven im Missionsteam strapazierte. Doch um 17.15 Uhr erreichte die Missionsleitung wieder das erste Signal von Hope: Alles ok! Und das erste Foto ist inzwischen auch schon da. Sie sehen es oben im Artikel und im Tweet unten.
Astronaut auf der ISS, Raumsonde zum Mars
Die rund 1.350 Kilogramm schwere Sonde Hope war rund sieben Monate unterwegs. Sie startete in der Nacht auf den 20. Juli 2020 gegen Mitternacht vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima. Es ist bereits das zweite Raumfahrt-Projekt des arabischen Landes in kurzer Zeit: Im September 2019 war zum ersten Mal ein Astronaut aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ins All geflogen und hatte eine Woche auf der Internationalen Raumstation ISS verbracht.
Hope erforscht Atmosphäre des Mars
Hope soll aus einer Entfernung von 20.000 bis 43.000 Kilometern die Atmosphäre des Mars analysieren und das Wettergeschehen ein ganzes Marsjahr lang verfolgen. Das entspricht etwa zwei Jahren auf der Erde. Mit ihren Kameras und Spektrometern sammelt Hope Informationen unter anderem über den CO2-Kreislauf in der Atmosphäre oder Staubstürme.
Dem Mars geht die Luft aus
Die Daten sollen dazu dienen, eine Antwort auf die Frage zu finden, wann und wie sich der Mars von einem lebensfreundlichen zu einem toten Planeten gewandelt hat. In diesem Prozess spielte die Atmosphäre wohl eine wesentliche Rolle. Doch eben diese Atmosphäre verliert der Mars. Langsam, aber sicher entweicht sie ins All. Heute ist nur noch ein Bruchteil von der Gashülle übrig, die den Mars vor Milliarden von Jahren umgab.
Auf kürzestem Weg zum Roten Planeten
Im Juli 2020 waren die Bedingungen besonders günstig, um eine Mission zum Mars zu schicken. Alle 26 Monate kommen sich Erde und Mars auf ihren Umlaufbahnen ziemlich nahe. Sie sind dann nur rund 55 Millionen Kilometer voneinander entfernt. Das ist der beste Moment, um eine Raumsonde auf kürzestem Wege zum Nachbarplaneten zu schicken.
Nicht nur die Vereinigten Arabischen Emirate, auch China und die USA starteten daher im Juli 2020 neue Missionen zum Mars. China schickte seinen Mars-Rover Tianwen-1 am 23. Juli 2020 zum roten Planeten (Tianwen bedeutet übersetzt "Fragen an den Himmel"). Die USA brachten mit der Mission Mars2020 den Rover Perseverance (Ausdauer) am 30. Juli 2020 auf den Weg. Er soll im bisher unerforschten Jezero-Krater Gesteins- und Bodenproben sammeln. Diese erlauben möglicherweise Rückschlüsse, ob es einst Leben auf dem Mars gegeben haben könnte.
Auch die beiden anderen Mars-Missionen sind beim Mars angekommen: Chinas Tianwen-1 ist am 10. Februar 2021 beim Mars angelangt, sein Landegerät wartet aber noch bis Mai, geparkt in der Umlaufbahn. Und der NASA-Rover Preserverance ist am 18. Februar auf dem Mars gelandet.
Wasser auf dem Mars
Eigentlich sollte auch der ExoMars-Rover, ein Gemeinschaftsprojekt von ESA und Roskosmos in diesem Sommer zum Mars fliegen. Wegen technischer Schwierigkeiten und der Coronavirus-Pandemie haben die Weltraumagenturen von Europa und Russland den Start jedoch auf das Jahr 2022 verschoben. Auch Indien und Japan planen Mars-Missionen. Das zeigt, wie groß das Interesse am Roten Planeten derzeit ist. Das liegt unter anderem daran, dass vor einigen Jahren nachgewiesen werden konnte, dass es einst Wasser auf seiner Oberfläche gab. Damit ist zumindest eine Voraussetzung erfüllt, dass es einmal Leben auf dem Mars gegeben haben könnte.
Weg vom Öl, hin zum Wissen
Die erfolgreiche Ankunft der Raumsonde Hope beim Mars ist für die Vereinigten Arabischen Emirate nicht nur wissenschaftlich ein großer Erfolg. Auch für die Emirate selbst zählt dieser Erfolg, denn die Regierung will damit den Grundstein für eine neue Ära nach der Zeit legen, wenn das Erdöl zur Neige geht. Die Leitung der Hope-Mission hofft auf erste wissenschaftliche Ergebnisse im Dezember 2021. Das wäre genau passend zum 50-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit der Vereinigten Arabischen Emirate.
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