Die Stadt Kiel warnte bereits Ende Juli (externer Link) vor der Zunahme der gefährlichen Bakterien in der Ostsee. Auch in der Nordsee siedeln sich immer mehr der Krankheitserreger an. Nun sind zwei Menschen in Mecklenburg-Vorpommern im Zusammenhang mit einer Vibrionen-Infektion gestorben.
Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte, starb ein 81-jähriger Urlauber, der sich die Infektion beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte. Der Mann habe verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden aufgewiesen.
Beim zweiten Fall handelt es sich den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis angegeben. Die näheren Begleitumstände dieses Todesfalls seien nicht bekannt.
Vibrionen in deutschen Meeren: Die aktuelle Lage
Es sind laut der Behörde die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Vibrionen in der Badesaison 2024. Insgesamt seien bislang in diesem Jahr fünf Vibrionen-Infektionen gemeldet worden.
Vibrionen sind laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) (externer Link) weltweit in Süß- und Salzgewässern zu finden. Auch in der Nord- und Ostsee sind die "Nicht-Cholera-Vibrionen" (Vibrio vulnificus) ein Bestandteil der normalen Bakterienflora und kommen vereinzelt in leicht salzhaltigen Binnengewässern vor. Besonders stark vermehren sich die Bakterien bei einem Salzgehalt von 0,5 – 2,5 Prozent sowie ab einer Wassertemperatur von über 20 Grad Celsius.
Das sind die Symptome einer Vibrionen-Infektion
Eine erhöhte Konzentration der Vibrionen im Wasser kann bei Kontakt mit offenen Wunden zu teilweise schwerwiegenden Wundinfektionen führen. In gravierenden Fällen kommt es zu einer Blutvergiftung. In Folge dessen kann in Ausnahmefällen eine Amputation von Gliedmaßen nötig sein. Mögliche Symptome einer Vibrionen-Infektion sind zudem starker lokaler Schmerz, Fieber und Schüttelfrost. Besonders schwere Infektionen können zum Tod führen. Durch eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika sollen sich die Infektionen aber in der Regel gut eindämmen lassen.
Vorsicht ist auch bei rohen oder nur wenig gegarten Meeresfrüchten geboten: Sie können mit Vibrionen kontaminiert sein und zu einer Magen-Darm-Erkrankung führen. Dasselbe gilt für das Schlucken von kontaminiertem Meereswasser.
Vibrionen-Ansteckung: Diese Personen sind besonders gefährdet
Die Infektion mit Nicht-Cholera-Vibrionen ist dem RKI zufolge selten – möglicherweise aber auch "unterdiagnostiziert". Seit 2020 besteht in Deutschland eine Meldepflicht für Infektionen mit Vibrionen. Laut den aktuellsten Daten des RKI (externer Link) wurden 2022 insgesamt 53 Infektionen mit Nicht-Cholera-Vibrionen gemeldet. Davon haben sich 29 Fälle in Deutschland angesteckt, 13 mutmaßlich in der Ostsee und bei einem Fall wird eine Infektion durch den Kontakt mit der Nordsee vermutet.
Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf der Vibrionen-Infektion sind ältere, vorerkrankte und immungeschwächte Personen. Für gesunde und junge Menschen besteht ein geringes Risiko, die "in der Regel auch nicht schwer erkranken", so das RKI.
Badeurlaub an Nord- oder Ostsee: Das müssen Urlauber jetzt wissen
Ideale Brutbedingungen für die Vibrionen bieten seichte, sich schnell erwärmende Küstenbereiche. Dort ist eine mögliche Infektion wahrscheinlicher. Wer eine Ansteckung vermeiden möchte, sollte also idealerweise in tieferem Gewässer baden gehen. Von dem Baden mit offenen oder nicht komplett verheilten Wunden rät Matthias Labrenz grundsätzlich ab. Es müsse ein Bewusstsein dafür bestehen, "dass die Ostsee ein natürliches System ist, wo etwas passieren kann, wenn das eigene Immunsystem nicht auf der Höhe ist".
Urlauber, die in der Ostsee baden wollen, sollten sich tagesaktuell zu der Wasserqualität und der Bakterienbelastung in dem Gewässer informieren. Eine Karte auf der Website des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) (externer Link) zeigt die Konzentration der Vibrionen in den Meeren und eine Vorhersage der weiteren Entwicklung in den kommenden fünf Tagen.
Labrenz legt Wert darauf, dass Touristen ein Bewusstsein für das Infektionsrisiko entwickeln, aber: "Wenn man sofort zum Arzt geht, es schildert und sofort mit der Antibiotika-Behandlung anfängt, hat man sehr gute Chancen, dass eigentlich gar nichts passiert."
Dieser Artikel ist erstmals am 03.08.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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