Maria Montessori hat es sich nie einfach gemacht in ihrem Leben. Sie war das einzige Kind des Staatsbeamten Alessandro Montessori und der Gutsbesitzertochter Renlide Montessori. Geboren wurde sie am 31. August 1870 und wollte als junge Frau Medizin studieren.
Als erste Frau Italiens Ärztin geworden
Vor ihr hatte das noch keine Italienerin gewagt - das Medizinstudium war eine Männerdomäne - doch sie setzte sich durch. Als erste Frau Italiens studierte Maria Montessori Medizin, wenn auch unter Auflagen. So durfte sie immer erst als letzte den Vorlesungssaal betreten und im Fach Anatomie durfte sie in Gegenwart ihrer männlichen Mitstudenten keine männlichen Leichen ansehen, geschweige denn anfassen.
Maria machte sich nichts draus - sie sezierte die Leichen nachts und allein. Mit 26 Jahren dann hatte sie ihr Studium abgeschlossen und auch ihren Doktortitel. Als erste Ärztin Italiens wurde sie noch vor der Jahrhundertwende ein Star der Frauenbewegung. Sie begann ihre Karriere in Rom, in der Psychiatrie. Dort sollte sie den Grundstein legen für ihren inneren Wandel weg von der Medizin, hin zur Pädagogik.
Vernachlässigte Kinder in der Psychiatrie
Später beschrieb Maria Montessori ihre Erfahrungen als Assistenzärztin der Psychiatrie. Die Kinder mit geistigen Behinderungen und Lernschwierigkeiten wurden vernachlässigt: Sie spielten in einem leeren, sterilen Raum nach dem Essen mit Brotkrümeln.
Maria Montessori begann, die Kinder durch gezielte Ansprache der Sinne zu fördern. Auf diese Art und Weise gelang es ihr, einigen Kindern in der Psychiatrie Lesen und korrektes Schreiben in Schönschrift beizubringen. Für Maria Montessori wurde damals schon deutlich: Das Spielen mit allen Sinnen und mit dem, was wir heute als "Montessori-Material" kennen, war deshalb so erfolgreich, weil das eigene Handeln der Kinder das Lernen am besten fördere.
Montessori-Pädagogik auch für gesunde Kinder
Nach ihrer Station in der Psychiatrie nahm die Ärztin Maria Montessori auch gesunde Kinder und ihren Bildungserfolg in den Blick. Der unsinnliche und geisttötende Schulalltag, wie sie ihn beschrieb, sei auch für diese Kinder schädlich.
1907 eröffnete die Reformpädagogin ein Kinderhaus zur Betreuung von Vorschulkindern in einem Armenviertel Roms, das "Casa dei Bambini". Hier machte sie wichtige Erfahrungen, um ihre Methode und ihre Materialien zu schärfen.
So beobachtete sie ein Mädchen, das ganz versunken in sein Spiel war und gar nicht bemerkte, dass es samt Stuhl hochgehoben wurde. Maria Montessori nannte das Verhalten: "Polarisation der Aufmerksamkeit", eine starke Konzentration auf eine Tätigkeit. Mindestens genauso wichtig aber war: Das Kind lernte ohne Lehrer.
Maria Montessori glaubte daran, dass man sich auch im frühen Kindesalter selbst "erziehen" könne. Ab 1909 bildete sie auch Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt in ihrer Methode aus.
Zäsur während des Nationalsozialismus
Als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbrach, war Maria Montessori mit ihrem Sohn Mario in Indien. Erst nach dem Krieg kehrte sie 1946 wieder nach Italien zurück, nachdem sie in den Jahren davor mehr als tausend indische Lehrer in der Montessori-Pädagogik ausgebildet hatte. Noch zu ihren Lebzeiten wurden zahlreiche "Montessori-Schulen" gegründet.
Maria Montessori wurde 81 Jahre alt, sie starb kurz vor ihrem 82. Geburtstag am 6. Mai 1952 in den Niederlanden.
Konzept hinter den Schulen
In Montessori-Schulen wird bis heute klassenübergreifend unterrichtet. Die "Freiarbeit" ist eines der wichtigsten Merkmale, jedes Kind kann selbst bestimmen, womit es einen Großteil der Zeit in der Schule ausfüllen möchte. Das geht einher mit der Erziehung zur Selbstständigkeit, ganz nach dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun". In Montessori-Schulen gibt es auch eine Fülle an Materialen, die alle Sinne ansprechen sollen. Die Lehrerinnen und Lehrer haben die Aufgabe des Begleiters und der Beobachterin.
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