Drei Viertel aller Wohnungen in Deutschland werden mit Gas oder Öl beheizt – Wärmepumpen machen hier nur einen Anteil von drei Prozent aus. Das besagen die Zahlen aus dem aktuellen Zensus 2022. Auch für Bayern sind die Werte vergleichbar: Erneuerbare Energien spielen hier bislang eine untergeordnete Rolle. Fest steht, dass bis Mitte 2028 alle neuen Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden sollen. Eine gewisse Gegenreaktion zu dieser Vorgabe zeigt sich jedoch bereits anhand der Zahlen zu 2023: Im Vergleich zum Vorjahr 2022 wurden in Deutschland doppelt so viele Ölheizungen verkauft.
Preisanstieg bei Gas und Öl? Dann lohnt sich die Wärmepumpe
Auch wenn Wärmepumpen inzwischen in fast jedem zweiten Neubau zum Einsatz kommen – ist das scheinbar zurückhaltende Kaufverhalten in Bezug auf die Wärmepumpe begründet? Für Wärmepumpenforscher Marek Miara (externer Link) vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) ist das jedenfalls ein besorgniserregender Trend: "Mein Appell ist: Schauen Sie nicht nur auf die Strom- und Gaspreise von heute, sondern überlegen sie sich: Wie werden die sich entwickeln in den nächsten 20 Jahren? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gaspreise nach oben gehen werden, ist relativ hoch." Der Strompreis könne hingegen beispielsweise durch eine eigene Photovoltaikanlage reduziert werden. Kostentechnisch ist das ein entscheidender Vorteil.
In Umfragen zeigte sich zuletzt immer wieder, dass der Anschaffungspreis für eine Wärmepumpe häufig überschätzt wird. Neben der Grundförderung von 30 Prozent gibt es nämlich einen Geschwindigkeits-Bonus und einen Klima-Speed-Bonus für Hausbesitzer, die zwischen 2024 und 2028 eine neue Heizung installieren, die zu mindestens 65 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert. Obwohl die Förderung nun auf Investitionskosten bis zu 30.000 Euro begrenzt ist, ist am Ende ein Rabatt von bis zu 50 Prozent möglich.
Wärmepumpe nicht effektiv: Genaue Planung für das Heizsystem nötig
Laut Marek Miara vom Fraunhofer-Institut ist besonders wichtig, dass die eigene Wärmepumpe möglichst simpel gehalten wird - also, je einfacher, desto besser. Denn jedes zusätzliche Bauteil zwischen Wärmepumpe und Heizung könne die Leistung mindern und die Betriebskosten erhöhen. Unabdingbar ist dabei erstens eine gründliche Prüfung der lokalen Gegebenheiten: Grundwasser liefert zwar viel Wärme, ist aber oft schwierig zu nutzen, abhängig von Faktoren wie dem Grundwasserpegel und der Wasserqualität. Luftwärmepumpen sind einfacher zu implementieren, arbeiten jedoch weniger effizient und verursachen mehr Lärm.
Wärmepumpe-Mythen: Heizung für den Altbau
Zweitens müssen die Rahmenbedingungen im Gebäude genau geprüft werden: Unter anderem muss die idealerweise benötigte Durchflussmenge des Heizwassers in den Rohren und die optimale Temperaturdifferenz zwischen Heizwasser und Raumtemperatur ermittelt werden. Dann eignen sich Wärmepumpen laut Marek Miara durchaus auch für Bestandsgebäude einschließlich ungedämmter Altbauten (externer Link) mit alten Heizkörpern: "85 Prozent aller Wärmepumpen, die 2023 installiert wurden, waren im Altbau installiert – und nicht im Neubau. Die allermeisten Wärmepumpen werden zurzeit im Altbau installiert, weil es einfach funktioniert."
Entgegen der durch die im Kontext des sogenannten Heizungsgesetzes entstandenen Debatte ist also zu betonen: Eine sorgfältig geplante Wärmepumpe, zugeschnitten auf die spezifischen Gegebenheiten des Gebäudes, kann sowohl in Neubauten als auch in Bestandsgebäuden eine langfristige Lösung sein.
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