Weltweit wird weiter intensiv an Impfstoffen gegen Covid-19 geforscht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO werden aktuell (Stand 26. Oktober 2021) 128 mögliche Impfstoffe am Menschen getestet, 194 Kandidaten sind in der vorklinischen Entwicklung. Geimpft wird in Deutschland aber nur mit Impfstoffen von vier Pharmaunternehmen. Das sind die Vakzine des deutsch-US-amerikanischen Gespanns Biontech/Pfizer, des US-Konzerns Moderna und des Duos aus dem britisch-schwedischen Konzern Astrazeneca und der Universität Oxford. Darüber hinaus wird Janssen verimpft, auch Ad26.Cov2.S genannt, der von Janssen Pharmaceuticals stammt, einem Tochterunternehmen des US-Konzerns Johnson & Johnson. Eines haben alle vier zugelassenen Impfstoffe gemeinsam: Sie schützen vor einem schwerem Krankheitsverlauf.
Impfstoff von Biontech/Pfizer: Comirnaty / BNT162b2
Am 2. Dezember 2020 erteilte die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel dem Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech und seinem US-Partners Pfizer eine Notfallzulassung für deren Corona-Impfstoff Comirnaty. Es war die erste Zulassung für BNT162b2 weltweit. In den USA und Kanada wurde der Impfstoff kurz darauf ebenfalls per Notverordnung zugelassen. Die europäischen Arzneimittel-Agentur EMA empfahl am 21. Dezember 2020 eine bedingte Zulassung des Vakzins. Noch erteilte die EU-Kommission eine Marktzulassung. Seit 27. Dezember 2020 wird Comirnaty in Deutschland verimpft. Der Impfstoff ist derzeit (28.10.2021) ab 12 Jahren zugelassen, der Abstand zwischen der ersten und der zweiten Dosis sollte drei bis sechs Wochen betragen.
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff zeigte laut Studien des Unternehmens bereits sieben Tage nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von bis zu 95 Prozent. Er wirkt auch gegen Varianten des Coronavirus wie Alpha, Beta und Delta, zum Teil aber weniger gut als gegen den Wildtyp, der zur Zeit der Zulassungsstudien vorherrschte.
Impfstoff von Moderna: Spikevax
Am 7. Januar 2021 hat die Europäische Kommission den Moderna-Impfstoff für die EU zugelassen. In den USA ist der Impfstoff auch zugelassen, ebenso im Vereinigten Königreich. Der Moderna-Impfstoff ist wie das Biontech-Vakzin ein mRNA-Impfstoff. Die ersten 60.000 Dosen des Impfstoffs wurden am 12. Januar 2021 an die Bundesländer verteilt.
Der Covid-Impfstoff des US-Herstellers Moderna soll nach Angaben des Unternehmens mindestens ein Jahr lang wirken. Das US-Unternehmen beziffert die Wirksamkeit seines Impfstoffs auf 94 Prozent - gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Anders als der Wirkstoff des deutschen Unternehmens Biontech muss der von Moderna nicht so stark gekühlt werden. Statt minus 70 Grad Celsius reichen minus 20 Grad. Für einen vollumfänglichen Impfschutz sind wie beim Biontech-Vakzin Comirnaty für jeden Impfling zwei Dosen nötig. Die beiden Impfungen sollen in einem Abstand von mehreren Wochen erfolgen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut (RKI).
Astrazeneca: Impfungen in Deutschland ab 60 empfohlen
Der Corona-Impfstoff von Astrazeneneca AZD1222 wurde als dritter Impfstoff in der EU zugelassen. Der britische Konzern musste allerdings in der Vergangenheit Ungereimtheiten bei seiner Wirksamkeitsstudie aufgrund einer Dosierungsspanne einräumen. Der nach Ansicht von Experten eigentlich vielversprechende Impfstoff von Astrazeneca wurde in einer neuen Studie nochmals an mehr und auch älteren Probanden (zum Teil mit Vorerkrankungen) getestet.
Auch der Impfstoff von Astrazeneca erfordert zwei Wirkstoffgaben - im Abstand von mindestens vier Wochen. Das Mittel von Astrazeneca wies laut Hersteller 14 Tage nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von etwa 70 Prozent auf. In einer Studie erreichte es bei einem deutlich größeren Abstand zwischen den Dosen nach der zweiten Impfung bis zu 82 Prozent. Wegen der höheren Wirksamkeit bei einer verzögerten zweiten Gabe rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO), damit bis zu zwölf Wochen zu warten. Das Astrazeneca-Vakzin schützt vor der Alpha-Variante, Zweifel gibt es jedoch an der Wirksamkeit gegen die Beta-Variante. Astrazeneca und die Universität Oxford wollen deshalb die Wirksamkeit eines leicht veränderten Impfstoffs prüfen. Studien bestätigten eine hohe Wirksamkeit des Impfstoffs von Astrazeneca gegen die Delta-Variante des Coronavirus.
Am 30. Dezember 2020 hatte Großbritannien als erstes Land weltweit für den Corona-Impfstoff von Astrazeneca eine Notfallzulassung genehmigt. Ende Januar 2021 hat der britisch-schwedische Arzneimittelkonzern die Zulassung seines Corona-Impfstoffs auch in der EU erhalten. Am 15. März wurden auf Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts Impfungen mit dem Vakzin ausgesetzt, nachdem in der EU mehrere Fälle von Blutgerinnseln bei Geimpften bekannt wurden. Nachdem am 18. März die EMA bekannt gegeben hatte, dass der Nutzen des Impfstoffs die potenziellen Gefahren bei Weitem übersteige, wurden in Deutschland die Impfungen wieder aufgenommen. Es besteht jedoch weiterhin der Verdacht, der Impfstoff könne in sehr selten Fällen Hirnvenenthrombosen verursachen, speziell bei Frauen unter 60. Am 30. März empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko) daher, den Impfstoff nur an Menschen im Alter über 60 Jahre zu verimpfen. Seit 22. April heißt es in der überarbeiteten Empfehlung der Stiko, das Mittel könne auch unter 60-Jährigen "nach ärztlicher Aufklärung" gespritzt werden. Während dieser Diskussion änderte Astrazeneca den Namen des Vakzins in der EU: Statt AZD1222 heißt es jetzt Vaxzevria. Seit 8. Juli 2021 empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) einmalig mit Vaxzevria Geimpften, bei der zweiten Impfdosis einen mRNA-Impfstoff (Biontech, Moderna) zu nutzen.
Johnson & Johnson: bislang nur eine Impfdosis notwendig
Als vierter Corona-Impfstoff wurde der von Johnson & Johnson im März 2021 von der EU zugelassen. Der Impfstoff COVID-19 Vaccine Janssen sollte ab April verimpft werden. Aber am 13. April zog der Hersteller die Auslieferung in der EU zurück. Zuvor waren in den USA seltene Fälle von Sinusvenenthrombose bekannt geworden. Am 20. April empfahl die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) den Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson nach Prüfung zur Verwendung in der EU uneingeschränkt. Trotz eines möglichen Zusammenhangs zwischen dem Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson und Blutgerinnseln, überwögen die Vorteile des Vakzins dessen Risiken, erklärte die EMA. In Deutschland wird der Impfstoff seit dem 10. Mai in der Regel bei Menschen ab 60 Jahre eingesetzt werden, ähnlich wie das Vakzin von Astrazeneca. Nach ärztlicher Aufklärung können aber auch Jüngere mit Johnson & Johnson geimpft werden. Der Impfstoff hat gegenüber den drei in der EU bereits zugelassenen Vakzinen einen Vorteil: Zur Immunisierung reicht eine Dosis aus - das Präparat muss also nicht zweimal gespritzt werden. Zudem muss das Präparat nicht tiefgefroren gelagert werden, was die Verteilung erleichtert.
Im Hinblick auf den Schutz vor Varianten des Virus, setzt Südafrika auf das Präparat von Johnson & Johnson. Dessen Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Beta-Variante sei belegt, hieß es. Das Vakzin soll auch bei der Gamma-Variante einen Schutz bieten. Eine sehr kleine Studie zum Impfstoff von Johnson & Johnson ergab, dass die Antikörper gegen die Delta-Variante zwar weniger Aktivität als gegen den Wildtyp zeigen, aber mehr als gegen die Varianten Beta und Gamma. Eine weitere US-Studie vom Juli zeigte hingegen, dass der Janssen-Impfstoff in Laborexperimenten eine deutlich schwächere Schutzwirkung gegen die Delta-Variante erzielt als die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna. Die Forscher halten angesichts der Dominanz von Delta in vielen Ländern eine künftige Zweitimpfung mit Janssen für möglich.
Wie funktionieren die Impfstoffe?
Die Unternehmen Biontech/Pfizer und Moderna haben beide sogenannte mRNA-Impfstoffe entwickelt. mRNA steht dabei für Messenger Ribo Nucleic Acid (Boten-Ribonukleinsäure). Die mRNA-Impfstoffe konfrontieren einige wenige Körperzellen mit Teilen der Erbinformation des Virus, die in der mRNA gespeichert ist. Diese liefert den Bauplan für einzelne ungefährliche Virusproteine, die als Antigene bezeichnet werden. Die Antigene aktivieren wiederum das Immunsystem und rufen im Erfolgsfall die schützende Immunantwort hervor.
mRNA-Impfstoffe können dabei nicht ins menschliche Erbgut eindringen, denn beim Menschen befindet sich das Erbgut in Form von DNA (Desoxyribonukleinsäure) im Zellkern. Die chemische Struktur der mRNA aus dem Impfstoff unterscheidet sich jedoch von der Struktur der DNA, sodass diese nicht ins Erbgut des Menschen "eingebaut" werden kann.
Die Vakzine von Astrazeneca und Johnson & Johnson sind sogenannte Vektorimpfstoffe. Das Prinzip des Vektorimpfstoffs kam als verträglicher und wirksamer Impfschutz gegen Ebola zum ersten Mal zum Einsatz. Ein abgeschwächtes, für den Menschen harmloses Virus dient dabei als Transportmittel (Vektor) für einen ungefährlichen Teil der Erbinformation des Corona-Virus. Vektorimpfstoffe enthalten den Bauplan für ein oder mehrere Antigene, die das Immunsystem aktivieren. Der Impfstoff von Astrazeneca setzt hier an der gleichen Stelle an wie die mRNA-Impfstoffe.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!