Das aktuelle Wetter beherrscht derzeit die Schlagzeilen - nicht nur in Spanien, sondern auch bei uns. Seit ungewöhnlich vielen Tagen beherrscht eine ausgedehnte Hochdruckzone das Wetter in der Mitte Europas. Sie beschert uns eine typisch herbstliche Hochdrucklage mit einer großen Neigung zu zähem Nebel und Hochnebel in den Niederungen. Zugleich ist das Wetter in den Hochlagen der Mittelgebirge und in den Alpen ausgesprochen freundlich und auch ganz schön mild für die Jahreszeit.
- Vorhersage für den Freistaat: So wird das Wetter an ihrem Ort
Dauerhoch mit langem Atem über Mitteleuropa
Dass wir bei Hochdruck oft bestes Wanderwetter in den Bergen haben mit viel Sonne und bester Fernsicht, während in tiefen Lagen Dunst, Nebel und Hochnebel das Himmelsbild bestimmen, ist im Oktober nichts Ungewöhnliches.
Inzwischen zieht sich diese Wetterlage aber so lange hin, dass sie auch die Titelseiten in Online und Print füllt. "Dauerhoch", "Kuriose Wetterlage - es passiert einfach nichts mehr", "Wochenlang das gleiche Wetter" oder "Wetter total eingeschlafen" lauten die Schlagzeilen.
Ein Dauerhoch mit einem solch langem Atem ist ungewöhnlich. Normalerweise erleben wir in unseren Breitengraden wechselhaftes Wetter und die vorherrschend westliche Luftströmung in der höheren Atmosphäre (Jetstream) schickt uns atlantische Tiefausläufer im Wechsel mit Hochdruckphasen.
"Blocking action" sorgt für Wärmerekord auf der Zugspitze
Diesmal ist die Westströmung durch ein sehr stabiles Hoch blockiert ("Blocking action") - stabil, weil es nicht nur in der unteren Atmosphäre, sondern auch viele Kilometer bis in die höhere Atmosphäre hinauf reicht. Grund sind die derzeit hohen Temperaturen in der höheren Atmosphäre. So vermeldete die Zugspitze kürzlich mit +9,9 Grad einen neuen Wärmerekord für den Monat November. Hochreichende Warmluft stabilisiert ein Hoch.
Je wärmer die Luft in der höheren Atmosphäre in einem Hoch ist und je ausgedehnter dieses Hoch ist, desto länger dauert eine solche Großwetterlage an. Und deshalb dauert diese Hochdrucklage gefühlt schon ewig.
Grafik: Wetterkarte mit aktueller Wetterlage
Das Transportband für Tiefs wurde umgeleitet
Ein solches "warmes" Hoch hat weitreichende Auswirkungen, denn es reicht hoch bis in das Jetstream-Niveau und zwingt dieses Transportband für Tiefs und ihre Ausläufer auf Umwege. Der eine verläuft vom Atlantik zur Iberischen Halbinsel und zum westlichen Mittelmeer. Der andere atlantische Zweig führt über den Norden Skandinaviens hinweg.
Diese "stationäre" Großwetterlage, wie es in der Expertensprache heißt, prägt also sowohl unser Wetter als auch das Wetter in Südwesteuropa. So ist Spanien seit vielen Tagen zum Tummelplatz der Tiefs geworden.
Solch ursächliche Zusammenhänge zwischen dem Wetter hier und dem Wetter in weiter Entfernung werden bei den Meteorologen mit dem Begriff "Telekonnektion" beschrieben. Die beschriebene Telekonnektion sorgt dafür, dass unser Dauerhoch die Dauerregenfälle in Spanien bedingt.
Weitere Faktoren trugen zur Apokalypse bei
Dass es in Spanien aber solch gewaltige Regenmengen gab - mit dem Höhepunkt der Sintfluten am vergangenen Dienstag, als innerhalb von 24 Stunden in den Bergen oberhalb von Valencia mit örtlich 500 Liter Regen pro Quadratmeter fast genauso viel Wasser vom Himmel herunterkam wie normalerweise in einem ganzen Jahr fällt - dafür kann die aktuelle Großwetterlage nur teilweise als Erklärung herhalten. Bei dieser historischen Flut kamen unglücklicherweise neben dieser Wetterlage noch weitere Faktoren zusammen:
- Die an den Regenfällen beteiligte Luftmasse kam vom Mittelmeer und hatte deshalb einen hohen Feuchtegehalt, was automatisch zu großen Regenmengen führt.
- Das Mittelmeer ist in diesem Jahr ungewöhnlich stark überwärmt, was über den Prozess der Verdunstung eine besonders hohe Luftfeuchte bewirkt.
- Das verantwortliche Tief lag am 29. Oktober mit seinem Kern schwerpunktmäßig über Südspanien, was der ostspanischen Region rund um Valencia östliche Winde bescherte, die sich im gebirgigen Hinterland der Sierra Calderona stauten. Durch den Gebirgsstau steigerte sich die extreme Regenflut zur Apokalypse.
In den nächsten Tagen hat unser Methusalem-Hoch weiterhin Bestand. Damit setzt sich bei uns das traumhaft schöne Bergwetter fort, wie auch die zu Gewittern neigende Wetterlage im westlichen Mittelmeer und ihren Küsten.
Im Audio: Das Wetter bleibt wie es ist
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