Ein Schild mit der Aufschrift "Kreislaufwetter" vor einem bewölktem und auf der anderen Bildseite strahlend blauem Himmel
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Wetterfühligkeit: Was Betroffene dagegen tun können

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Wetterfühligkeit: Was hilft bei Wetterbeschwerden?

Wetterfühligkeit: Was hilft bei Wetterbeschwerden?

Erst frostig kalt, dann frühlingshaft mild - Temperaturschwankungen belasten oft den Körper. Mögliche Folgen: Migräne und Kopfschmerzen, Müdigkeit und Gelenkschmerzen. Wetterfühlige werden oft nicht ernst genommen. Was hinter Wetterfühligkeit steckt.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3 am Sonntag am .

Wetterumschwünge gehen an manchen Menschen nicht spurlos vorüber. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland bezeichnet sich als wetterfühlig, so eine Umfrage des Deutschen Wetterdienstes von 2015, ein Fünftel der Befragten gibt sogar an, stark unter dem Wetter zu leiden.

Die Älteren spüren das Wetter subjektiv stärker als die Jüngeren. Das Problem: Betroffene werden häufig nicht ernst genommen, die Symptome als Einbildung abgetan. Auch in der Wissenschaft ist man sich nicht einig, was hinter dem Phänomen Wetterfühligkeit steckt.

Was sind die Symptome von Wetterfühligkeit?

In der Altersgruppe der ab 60-Jährigen klagen nahezu 70 Prozent darüber, dass ihnen das Wetter in Knochen und Kopf fährt. Auch Frauen in der Menopause leiden oft bei Wetterumschwüngen.

Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen und Migräne, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gelenkschmerzen und Schlafstörungen. Betroffene fühlen sich matt, müde, antriebslos, deprimiert oder gereizt.

Das Wetter verstärkt Beschwerden

"Wetterfühligkeit ist etwas, was auf etwas Vorhandenem beruht", erklärte Prof. Dr. Andreas Matzarakis, Professur für Umweltmeteorologie, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, im Gespräch mit Bayern 3 im Oktober 2023: "Das heißt: Ich habe Beschwerden und bei bestimmten Wettersituationen oder Wetterlagen werden meine Beschwerden verschlimmert oder verbessert."

Matzarakis vermutet, dass wetterfühlige Menschen eine niedrige Reizschwelle haben könnten und dass ihr Körper darum schon auf geringe Wetterreize reagiert. "Es geht primär darum, dass der Körper mit der neuen Wettersituation nicht so schnell klarkommt. Das heißt, er braucht eine gewisse Zeit, bis er sich anpasst."

Der Nachweis von Wetterfühligkeit ist schwierig

Warum das Wetter so einen Einfluss hat, oder ob das Ganze nicht doch nur Einbildung ist, ist schwer zu erforschen. Das liegt unter anderem daran, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt viele verschiedene Wettervariablen gibt.

Fachleute gehen davon aus, dass Reaktionen auf das Wetter sich durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit, Sferics (elektromagnetische Gewitterimpulse), Druckschwankungen sowie UV- und Infrarotstrahlen erklären lassen. Dazu kommt die persönliche Disposition. Wie genau das alles zusammenspielt, konnte bisher aber nicht geklärt werden.

Wetterfühligkeit: Trainingsmangel und zu viel Drinnen?

Dass wir auf Wetterwechsel mit körperlichen Beschwerden reagieren, sei unter anderem eine Folge unseres Lebens in vier Wänden, meint Angela Schuh, langjährige Professorin für medizinische Klimatologie an LMU München. Dort gäbe es zwangsläufig zu wenig Tageslicht, was zu Beschwerden führen könne, so Schuh.

Zudem beruhe Wetterfühligkeit zu einem großen Teil auf einem Trainingsmangel des Körpers. Das führe dazu, dass er sich nicht schnell genug und auch nicht mit den richtigen körperlichen Abläufen anpassen könne.

Was kann man gegen Wetterfühligkeit machen?

  • Ab an die frische Luft - wann immer es geht und bei jedem Wetter. Besonders gut ist Ausdauertraining: also wandern, walken, joggen, Rad fahren, spazieren gehen.
  • Man sollte sich so kleiden, dass man sich leicht kühl fühlt, aber nicht friert. Das trainiert die Thermoregulation des Körpers. Außerdem hilfreich ist jede Art der Abhärtung: Wechselduschen, Kneippsche Anwendungen und regelmäßige Saunabesuche.
  • Wetterfühlige sollten sich einen immer gleichen Tagesablauf angewöhnen - also Weckzeit, Mahlzeiten und Schlafenszeit sollten möglichst immer zur selben Zeit stattfinden.
  • Regelmäßiger und ausreichender Schlaf kann Wetterfühligkeit lindern.
  • Gesund und regelmäßig, möglichst immer zur selben Zeit essen.
  • Wetterfühlige sollten auf Nikotin, Alkohol oder Kaffee verzichten, da diese Genussmittel Kopfschmerzen verursachen können.

Mit großer Wahrscheinlichkeit haben Temperatur- und Feuchtigkeitssprünge eine Auswirkung auf unsere Gesundheit. Unklar bleibt aber der genaue Einfluss des Wetters. Matzarakis geht davon aus, dass aufgrund der klimatischen Veränderungen Wetterfühligkeit in Zukunft weiter zunimmt.

Im Audio: Warum wir das Wetter spüren

Mann reibt sich erschöpft die Augen.
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Kreislaufprobleme und Kopfweh: Was tun bei Wetterfühligkeit?

Dieser Artikel ist erstmals am 28. März 2019 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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