Wie lässt sich der Boden unter München für geologische Zwecke und geothermische Energiegewinnung nutzen und wie verhindert man, dass sich Baumaßnahmen im Untergrund ins Gehege kommen? Immerhin wird der Münchner Untergrund in verschiedenen Schichten schon rege genutzt. Es gibt Tiefgaragen, die U- und S-Bahn sowie Regionen der Erdgas-Gewinnung und Grundwasser-Reserven.
Münchner Untergrund - 20.000 Bohrungen ausgewertet
Um das herauszufinden, haben der Hydrogeologe Kai Zosseder von der TUM und sein Team etwa 20.000 Bohrungen analysiert. Diese hatte die Stadt München bereits. Sie wurden bisher aber nur vereinzelt für Projekte ausgewertet, nicht aber in ihrer Gesamtheit. Für die Bohrungen gibt es Beschreibungen, die die Bodenbeschaffenheit am Ort der Bohrung zeigen. Eine wertvolle Information, denn die Art des Gesteins sagt viel darüber aus, was in welcher Bodenschicht vorhanden ist und wie man diese nutzen könnte:
"Wir können sagen, welche Gesteinsarten - also zum Beispiel Ton, Kies und Sand - in diesem Bohrabschnitt prozentual vorhanden sind. Wenn viel Kies zu finden ist, heißt das, dass auch viel Wasser vorhanden ist, wegen der höheren Wasserdurchlässigkeit. Bei einem hohen Anteil von Sand ist beispielsweise die Wärmeleitfähigkeit höher und wir haben ein besseres Speicherpotenzial." Kai Zosseder, Hydrogeologe, TUM
Grundwasserverteilung im Münchner Boden überrascht
Überrascht hat Hydrogeologe Zosseder, wie das Grundwasser im Münchner Untergrund verteilt ist. Grundwasser ist nicht nur in einzelnen Blasen - Geologen sagen "Grundwasserkörper" - zu finden. Die Grundwasserstellen hängen viel mehr zusammen, als bisher bekannt war. Eine Erkenntnis, die wichtig ist für Bauvorhaben, aber auch, "um berechnen zu können, wie sich ein bestimmter Schadstoff ausbreitet", sagt Zosseder.
3-Modell vom Münchner Untergrund wird schon genutzt
Mit dem 3-D-Modell habe die Stadt München ein Werkzeug an der Hand, das für die Tiefbauplanung oder die Grundwasserplanung einen unschätzbaren Wert habe, sagt Zosseder. Die Stadtwerke München nutzten das Modell bereits, um den U-Bahn-Ausbau besser planen zu können. Tunnelwände könnten an bestimmten Stellen auch für Geothermie genutzt werden. "Das ist aber nur möglich, wenn wir wissen, wie der Untergrund aussieht", erklärt Zosseder.
Durch den Bau der neuen Stammstrecke gibt es auch schon wieder neue Daten, die ins System von Kai Zosseder und seinem Team eingepflegt werden. Derzeit arbeitet der Hydrogeologe daran, Speicherpotenziale auszuweisen. Wärmespeicher im Untergrund sind für die Energieversorger sehr interessant, und nur über ein Untergrundplanungstool können sie effizient genutzt werden", sagt Zosseder. Außerdem wolle man mit dem 3-D-Modell noch weiter in die Tiefe gehen, wo sich noch weitere Nutzungspotenziale befänden.
- Wie Fernkälte München kühlen soll
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