In seinem Wochenbericht vom 17. November 2022 schreibt das Robert Koch-Institut (RKI), dass die Corona-Infektionen, die auf die Subtypen BQ.1 und BQ.1.1 zurückgehen, in Deutschland für BQ.1 bei unter vier Prozent, für BQ.1.1 bei über acht Prozent liegen. Die Daten des RKI beziehen sich auf das Infektionsgeschehen der 44. Kalenderwoche, also auf Anfang November 2022.
Die neuen Omikron-Untervarianten verbreiten sich schnell. Ein Grund zur Beunruhigung sei das aber wohl trotzdem nicht, sagt Cornelius Römer, Modellierer an der Universität Basel, gegenüber dem BR (Stand: 7. November 2022). Auch das Robert Koch-Institut schreibt in seinem aktuellen Wochenbericht, dass mit der Verbreitung von BQ.1.1 bisher keine Erhöhung der Krankheitslast beobachtet wird.
Wieso sich die Varianten BQ.1 und BQ.1.1 so schnell verbreiten
Warum sich die beiden Virus-Untervarianten BQ.1 und BQ.1.1, Abkömmlinge von BA.5, so schnell verbreiten, liegt an der sogenannten Immunflucht. Das heißt: Wer mit Impfstoffen, die gegen den ursprünglichen Virustyp entwickelt wurden, geimpft ist oder eine Corona-Infektion mit anderen Virusvarianten vor Omikron durchgemacht hat, besitzt zwar Antikörper. Diese Antikörper erkennen die neuen Varianten aber nicht. Es kommt so leichter zu einer Infektion.
Richard Neher, Bioinformatiker an der Universität Basel, erklärt das im Interview mit tagesschau.de Ende Oktober so: "Das Virus mutiert gerade an den Stellen, an denen Antikörper an das Spike-Protein binden. Und wenn das Virus sich an diesen Stellen verändert, dann binden diese Antikörper, die wir zum Beispiel durch Impfungen oder überstandene Infektionen gebildet haben, nicht mehr so gut. Die Viren werden also nicht mehr so gut erkannt und können dann zu einer Infektion führen, obwohl die Antikörper im Grunde da sind."
Ein weiterer Grund, der zur schnellen Verbreitung der neuen Virusvarianten führe, sei die große Anzahl an "potenziellen Wirten", wie Neher sagt, also Menschen, die noch keine Infektionen mit diesen speziellen Virusvarianten durchgemacht haben. Insgesamt habe sich der Anstieg der Infektionen, die auf BQ.1 oder BQ.1.1 zurückgehen, aufgrund weiterer, sich ebenfalls durchsetzender Virusvarianten aber etwas verlangsamt, sagt Römer von der Universität Basel.
In anderen Ländern sei die Entwicklung nach Aussage von Römer ähnlich wie in Deutschland: Der Anteil der Variante BQ.1 nehme stetig zu. Besonders in Frankreich sei BQ.1 bereits relativ weit verbreitet und scheine etwa die Hälfte aller Corona-Fälle auszumachen. Der Trend des "antigenischen Drifts", dass also weitere Virusvarianten auftauchen, scheine sich aber fortzusetzen, sodass ein Ende der Evolution neuer Virusvarianten nicht in Sicht sei, so Römer.
Wieso eine Infektion mit BQ.1 und BQ.1.1 nicht gefährlich sein muss
Christoph Spinner, Infektiologe an der TU München, teilt gegenüber dem BR schriftlich mit: "Bisher sind keine besonderen Krankheitsverläufe im Kontext von (möglicherweise neuen) Varianten berichtet oder beobachtet worden". Die nach einer Impfung und Genesung erworbene sogenannte Immunkompetenz scheine wirksam vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen.
"Wir sehen weiter kaum relevante Anteile von Covid-19 Patienten und -Patientinnen", so Spinner weiter. Der Mediziner weist allerdings darauf hin, dass an der TU München "regelhaft keine Varianten-Analyse" durchgeführt werde. Die französische Zeitung "L' Indépendant" hatte auf ihren Onlineseiten berichtet, dass es nach einer Infektion mit den Virusvarianten BQ.1 und BQ.1.1 zu schweren Kopfschmerzen und Herzrhythmusstörungen kommen könne.
Was hilft gegen eine Infektion mit den neuen Varianten?
Spinner erklärte schon Ende Oktober gegenüber dem BR: Wer dreifach geimpft ist und sich seit Anfang des Jahres mit einer der Omikron-Varianten angesteckt habe, sei auch bei den neuen Virusvarianten besser geschützt.
Und was natürlich immer helfe: Hygiene- und Abstandsregeln einhalten und im Zweifel einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
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