Beißen Sie öfter die Zähne zusammen? Oder müssen Sie sich regelmäßig durchbeißen? Viele Sprichwörter kommen nicht von ungefähr: Die Zähne zusammenzupressen oder gar mit den Zähnen zu knirschen, ist nicht nur ein Problem für die Zähne, sondern bringt eine Anzahl vieler anderer Beschwerden mit sich.
Welche Beschwerden verursacht das Zähneknirschen?
- Das Kiefergelenk schmerzt.
- Die Zähne schmerzen und werden ggf. abgerieben.
- Die Kaumuskulatur macht Beschwerden.
- Es kann zu Schmerzen im Bereich der Ohren kommen.
- Vor allem morgens kommt es häufig zu Kopf-, Nacken- und sogar Rückenschmerzen, weil die Muskeln verspannt und verhärtet sind.
Was passiert beim Zähneknirschen?
Der Fachbegriff fürs Zähneknirschen lautet Bruxismus. Dabei werden Unter- und Oberkiefer so fest aufeinandergepresst, dass es schmerzt, oder die Ober- und Unterkiefer mahlen hin und her, sodass die Zähne "knirschen". Der Druck, der dabei entsteht, kann mehrere 100 Kilo betragen. Die Beschwerden, die darauf folgen, machen sich besonders am Morgen bemerkbar, denn die meisten Menschen haben das Problem in der Nacht. Bruxismus ist keine bewusste Handlung.
Welche Folgen kann das auf Dauer haben?
- Der Zahnschmelz wird abgeschliffen und rissig.
- Dadurch ist das Zahnbein nicht ausreichend geschützt. Die Zähne reagieren empfindlich auf Temperaturen, Süßes oder Saures.
- Die Kiefergelenke verschleißen. Das kann zu Kieferfehlstellungen führen. Mögliche Folgen: Betroffene können den Mund nicht richtig öffnen oder es knackt dabei.
- Die Zähne können brechen, sich lockern oder schmerzen.
Wie kommt es zum Zähneknirschen?
Zahnärzte und Wissenschaftler diskutieren seit mehr als hundert Jahren kontrovers darüber, was die Ursachen für das Zähneknirschen sein könnten. Eines steht fest: Sie sind vielfältig. Hauptursache für den Bruxismus – hier sind sich die Forscher einig – ist emotionaler Stress. In der modernen Gesellschaft wird der Kauapparat zum Spiegel von Frust, Sorgen und Pein. Und da hat jedes Patientenalter auch unterschiedliche typische Faktoren: Bei Schulkindern zum Beispiel der Schulstress, Notendruck, Liebeskummer, bei Studenten der Examensstress, im Erwachsenenalter der Job etc. – alles Faktoren, die zur massiven Belastung werden können.
Auch Krankheiten und Strapazen können Auslöser sein
Man weiß mittlerweile auch, dass bestimmte Krankheiten wie Rheuma oder auch Tumorschmerzen Bruxismus auslösen können. Ganz ähnlich ist es bei übermäßigen Strapazen: Einige Profifußballer, Tennisspieler oder Leichtathleten arbeiten bei Wettbewerben stark mit den Zähnen. Um ihr Kiefergelenk während der großen Anstrengung zu entlasten, setzen manche Hochleistungssportler Schienen ein.
Wer ist betroffen?
Vor allem zwischen 20 und 40 Jahren steigt das Risiko, zum Zähneknirscher zu werden. Im Alter – wenn alles wieder etwas entspannter wird – nimmt es eher wieder ab.
Wie sieht die Behandlung bei Bruxismus aus?
So vielfältig wie die Ursachen für das Zähneknirschen sind, so verschieden sind auch die Behandlungsansätze. Wer einem Bruxisten helfen will, braucht Geduld. Erster Schritt ist, die Zähne vor weiterer Zerstörung zu schützen. Der Goldstandard ist die sogenannte Aufbissschiene. 2018 kamen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland für rund 1,8 Millionen Aufbissschienen auf. Das hat die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung berechnet. Die Zahlen steigen seit Jahren.
Wie funktionieren Aufbissschienen?
Die Funktion der Schiene ist eine zweifache: Zum einen schützt die Kunststoffschiene die Zähne, sodass das Knirschen oder Beißen keine Schäden mehr verursachen kann. Zum anderen wird sensibel in die Steuerung der Muskulatur eingegriffen und so unter Umständen auch eine Änderung der Kieferposition, der Kieferhaltung, herbeigeführt.
Die Aufbissschienen sind aus extrem haltbarem Kunststoff und werden genau nach dem jeweiligen Gebiss gefertigt. Sie sind circa einen Millimeter dick und halten Ober- und Unterkiefer auf Abstand.
Was können "Knirscher" und "Beißer" selber tun?
Mit einer Aufbissschiene werden allerdings nur die Symptome behandelt, nicht aber die Ursache. Wichtiger ist, den Stress abzubauen, der zum Zähneknirschen und Beißen führt. Es sind also die Betroffenen selbst, die am meisten für ihre Zähne tun können, indem sie herunterkommen und lockerlassen, statt das eigene Gebiss als Stressventil zu benutzen.
Mit Entspannungstechniken Stress abbauen
Deshalb ist es sinnvoll, durch Entspannungstechniken zu lernen, den Stress abzubauen. Dabei kann helfen:
- Psychotherapie
- Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, Autogenes Training oder Aktive Muskelentspannung.
- Physiotherapeutische Betreuung, um die verspannten Muskelpartien zu lockern und den Muskeltonus zu reduzieren.
- Achtsamkeitsübungen, um den Grad der Anspannung selbst kontrollieren und dann regulieren zu können.