Das nicht wasserlösliche Farbpigment Titandioxid wird in Lebensmitteln vielfach eingesetzt, zum Beispiel in Kaugummi, Süßigkeiten, Backwaren, Suppen, Käse (z. B. Mozzarella) und Salatsoßen sowie als Tabletten-Überzug (Dragees). Die EFSA hat den Zusatzstoff nun neu bewertet. Nach Auswertung einer neuen Tierstudie und unter Berücksichtigung von 19.000 Publikationen wurden laut EFSA "mehr als 200 Publikationen identifiziert und bewertet, in denen mögliche genotoxische Effekte durch Titandioxid untersucht wurden". Mit dem Ergebnis, dass die EFSA-Experten eine erbgutschädigende Wirkung von Titandioxid nicht ausschließen und der Stoff nicht mehr als sicher angesehen wird. Bei der Menge an gesichteten Daten ist diese recht unklare Aussage kurios.
Titandioxid bleibt lange im Körper
Es ist nicht möglich, eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge zu nennen. Zwar werden beim Essen nur geringe Mengen des Zusatzstoffes in den Körper aufgenommen, aber "diese benötigen lange Zeit, um aus dem Körper ausgeschieden zu werden und haben das Potenzial, sich in Geweben anzureichern", gibt das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) an.
Titandioxid nicht sicher - und jetzt?
Die EFSA erlässt keine Verbote, sondern gibt ihre Studien an die Europäische Kommission und die 27 EU-Mitglieder weiter, die dann mit Vorschriften aktiv werden können. Die EU-Kommission weist darauf hin, dass keine akute Gesundheitsgefahr besteht. Den EU-Staaten wird deshalb ein Zulassungsstopp vorschlagen, nach einer geeigneten Übergangsfrist. In Deutschland schloss sich das Bundesinstitut für Risikobewertung der EFSA-Bewertung an.
Titandioxid schon länger in der Kritik
In Frankreich ist Titandioxid im Essen seit dem Jahr 2020 verboten. Die Frist wurde inzwischen um ein Jahr verlängert. Auch deutsche Verbraucherschutzorganisationen wie etwa Foodwatch fordern seit längerem, auf Titandioxid zu verzichten.
Warum Titandioxid vielfach als Zusatzstoff eingesetzt wird
Allein in Europa werden laut Bundesamt für Risikobewertung pro Jahr mehr als eine Million Tonnen Titandioxid produziert. Der Stoff wird aufgrund seiner Eigenschaften in vielen Produkten und Bereichen eingesetzt: Es färbt ultraweiß, kann Licht streuen und ist UV-beständig. Knapp 90 Prozent des Titandioxids wird als Weißpigment für die Herstellung von Lacken, Farben und Druckfarben sowie Kunststoffen und Papier verwendet, 10 Prozent für Kosmetika, Lebens- und Futtermittel sowie Arzneimittel. Titandioxid kommt übrigens auch in Zahnpasta, Sonnencreme und Tätowiermitteln vor. Bei Tätowiermitteln ist bekannt, dass sich manche Farben in den Lymphknoten einlagern. Das gilt auch für Titandioxid. Welche Langzeitfolgen das hat, ist noch nicht bekannt.
Titandioxid - unterschiedlichen Formen, verschiedene Namen
Aufgrund der Einsatzbereiche muss man bei Titandioxid unterschiedliche Aufnahme-Wege unterscheiden: dermal über die Haut, inhalativ über die Atemwege und oral über den Verdauungstrakt. Die dermale Verwendung gilt nach bisherigem Kenntnisstand als ungefährlich, die inhalative Aufnahme als krebserregend (in Pulverform mit mindestens 1 Prozent Partikeln mit aerodynamischem Durchmesser ≤ 10 μm) und die orale wird nun hinterfragt. Je nach Einsatz trägt Titandioxid auf Inhaltsangaben verschiedene Namen:
Namen von Titandioxid:
- in Lebensmitteln: E171
- in Kosmetik: CI77891
- in Wandfarbe: PW6 (Pigment White 6)
- in Sonnencremes: Titanium Dioxide
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