Im Jahr 2017 wurden im Lichtenfelser Landratsamt in einem unscheinbaren braunen Briefumschlag 13 Führerscheine gefunden, die 1938 vom damaligen Bezirksamt von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern beschlagnahmt worden waren. Am Donnerstag wurde in Lichtenfels ein Film über die Hintergründe und die Schicksale der Menschen vorgestellt, denen die Führerscheine gehört hatten.
Ein amerikanisches Filmteam hat ihn gedreht. Die 30-minütige Dokumentation zeigt die Hintergründe der Enteignung und begleitet Familienangehörige der ehemaligen Fahrerlaubnisbesitzer, die sich aus den USA und Argentinien auf den Weg nach Lichtenfels gemacht hatten. In Oberfranken konnten sie die Führerscheine ihrer Vorfahren in Empfang nehmen. Den Recherchen zufolge sind zwei der 13 Familien von den Nationalsozialisten ermordet worden.
Preisgekrönte Ausstellung von Schülern
Bereits kurz nach dem Fund der Führerscheine hatten im Rahmen eines P-Seminars Schülerinnen und Schüler des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels die Geschichte der 13 Führerscheine aufgearbeitet und sich auf Spurensuche begeben. Im Jahr 2019 veröffentlichten sie eine Ausstellung mit 13 Schautafeln, auf denen die Führerscheine in persönliche Gegenstände der Jüdinnen und Juden eingebettet wurden. Die Ausstellung wurde mehrfach ausgezeichnet.
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"Mustergültige Aufarbeitung"
Ludwig Spaenle, der Beauftragte der Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, lobte das Filmprojekt als "geschichtspolitische Sternstunde": "Der Weg, den der Landkreis Lichtenfels eingeschlagen hat, ist ein mustergültiges Stück an Aufarbeitung, das ich in dieser Form nicht kenne", so Spaenle. Er fügte hinzu, dass der Film zeige, was das NS-Regime damals angerichtet habe, "nämlich Staatsterror".
13 Führerscheine: Drei kostenfreie Aufführungen des Films
Mit Spenden und finanzieller Unterstützung von Vereinen und der Bundesregierung sei es möglich gewesen, den Film zu produzieren, so Landrat Christian Meißner (CSU). Er hatte die Führerscheine nach deren Fund vor sechs Jahren zunächst dem Bayerischen Staatsarchiv übergeben. Die Verantwortlichen dort seien weiterhin dabei, die Geschichte zu begleiten und aufzuarbeiten. Derzeit werde auch an einer längeren Fassung des Films gearbeitet, so Meißner.
Die Dokumentation wird in den kommenden Monaten dreimal kostenfrei in der "Neuen Filmbühne Lichtenfels" zu sehen sein: am 17. September und 8. Oktober um 16.00 Uhr, am 9. November um 19.00 Uhr.
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