Frischpräparierter Pistenabschnitt nach Zerstörung durch Drifter
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Härtere Strafen für Drifter gefordert

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Ärger am Rossfeld: Schnee-Drifter verwüsten Skipiste

Ärger am Rossfeld: Schnee-Drifter verwüsten Skipiste

Immer wenn es Neuschnee gibt, treffen sie sich auf Deutschlands höchstgelegener Panoramastraße: Poser, die in getunten Autos durch die Kurven schleudern. Der Polizei fehlt Personal, um mehr zu kontrollieren. Manche fordern nun härtere Maßnahmen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Skilift-Betreiber Josef Schaupp von den Skiliften Rossfeld ist immer noch merklich genervt. In der ersten Januarwoche haben Autofahrer seine Piste verwüstet. Schaupp vermutet eine Mutprobe. Denn immer wieder sorgen sogenannte "Drifter" am Rossfeld für Ärger: junge Leute, die ihre Autos voll ausfahren, sie durch die Kurven oder um die eigene Achse schleudern lassen. Sie kommen besonders gerne, wenn es Neuschnee gibt.

Nach wenigen Minuten sind die Drifter in die Piste eingebrochen

Schaupp steht auf einem Hügel oberhalb der Pisteneinfahrt. Er deutet auf einen Parkplatz, der direkt unterhalb in einer Serpentine der Rossfeld-Panoramastraße liegt. Vom Parkplatz aus können die Gäste mit den Skiern direkt auf die Piste gehen. Die Unbekannten seien stattdessen mit dem Auto direkt auf die Piste gefahren. Dort sind sie dann offenbar nach wenigen Metern im Schnee steckengeblieben.

Mit der entwendeten Schneefräse Auto freigemacht

Aus einer kleinen Hütte am Pistenrand haben sie dann Torstangen, Gitterroste und Schaufeln entwendet. Jemand hat von einem zwei Kilometer entfernten Kiosk noch eine Schneefräse hergeholt – all das vermutlich, um das Auto wieder freizukriegen. Die Geräte lagen am nächsten Morgen noch eingeschneit und verstreut auf der Piste. Für Schaupp ist das nicht nur ärgerlich, sondern auch geschäftsschädigend: "Es sah hier aus wie auf einem Acker. Man konnte nicht mal zu Fuß runtergehen. Wir haben dann den Schnee ausgetauscht und erneuert und das alles kurz vor Betriebsbeginn. Somit konnten wir erst um zehn Uhr öffnen."

Die Polizei ermittelt in alle Richtungen, doch Schaupp glaubt nicht an einen Unfall. Denn es ist nicht das erste Mal, dass Autos auf seine Skipiste fahren. Fünf oder sechsmal sei das allein im letzten Jahr passiert.

Manche Gäste bleiben aus Angst vor Unfällen fern

Auch für Christoph Planck, den Wirt der nahegelegenen Rossfeld-Skihütte, sind die Auto-Poser ein Ärgernis: Manche seiner Gäste überlegten sich inzwischen zweimal, ob sie bei Schneewetter aufs Rossfeld hochfahren. Sie hätten Angst, dass ihnen ein Raser entgegenkommt, der sein Auto in der Kurve querstellt.

Tatsächlich kommt es am Rossfeld wegen der Drifter immer wieder zu Unfällen. Planck zeigt von seiner Hütte aus auf eine breite Kurve mit Parkplatzbucht direkt unterhalb. An die Kurve schließt eine lange Gerade an: noch so ein Ort, von dem Drifter träumen. Schon zweimal musste Planck bei Unfällen erste Hilfe leisten. Einmal ist in der Nähe ein Motorradfahrer verunglückt. Das sind "Bilder, die man nicht mehr so leicht aus dem Kopf kriegt", kommentiert er trocken.

Der Polizei mangelt es an Kapazitäten

Doch wie kann es sein, dass all das immer so weitergeht? Tut die Polizei genug? Ja, sagen Wirt Planck und Skilift-Betreiber Schaupp. Die Beamten kämen, wenn man sie rufe. Einen Tag vor Weihnachten etwa sprachen sie am Rossfeld 28 Platzverweise aus. "Wenn es uns möglich ist, wenn wir die Kapazitäten haben, dann kontrollieren wir auch ohne Anlass", sagt Polizistin Daniela Schlaffer. Man werde auch von Passanten verständigt, die oben sind. Nur sei man in der Inspektion Berchtesgaden eben auch dünn besetzt und könne nicht täglich auf der Panoramastraße nach dem Rechten sehen.

Sicher ist: Die bisherigen Kontrollen, Platzverweise und Bußgelder reichen nicht aus, um das Problem in den Griff zu kriegen. In der Wahrnehmung der Betroffenen wird es eher mehr. Manche im Landkreis fordern deshalb nun härtere Maßnahmen: Bremsschwellen zum Beispiel, oder eine nächtliche Sperrung ab 21 Uhr.

Das zuständige Landratsamt teilt auf BR-Anfrage mit, man habe das bereits diskutiert. Nur: "Jede Art von Einbauten ist letztendlich auch eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere für Motorrad- und Radfahrer." Zudem könne der Winterdienst sie nicht mehr räumen, wenn die Straße nicht gerade ist. Auch eine nächtliche Sperrung sei schwierig umzusetzen. Denn Anwohner und Sicherheitsdienste müssten die Straße jederzeit befahren können.

Zum Nachhören: Schnee-Drifter verwüsten Skipiste

Rossfeld-Skihüttenwirt Christoph Planck ärgert sich über die Schnee-Drifter: Ihr gefährliches Hobby ist für ihn geschäftsschädigend.
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Rossfeld-Skihüttenwirt Christoph Planck ärgert sich über die Schnee-Drifter: Ihr gefährliches Hobby ist für ihn geschäftsschädigend.

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