Es ist eins der berühmtesten Kapitel der Straubinger Stadtgeschichte. Der dramatische Tod der Agnes Bernauer am 12. Oktober 1435. Eine tragische Geschichte um Liebe und Leidenschaft, aber auch Intrigen und Tod. Der Festspielverein bringt diesen Stoff in diesem Jahr wieder auf die Theaterbühne im Innenhof des Straubinger Herzogsschlosses. Mehr als 20.000 Besucher werden zu den Agnes Bernauer-Festspielen, die alle vier Jahre stattfinden, erwartet.
Festspielspektakel im Herzogsschloss
Die Geschichte der Agnes Bernauer (1410/11–1435) hat seit jeher zahlreiche Chronisten und Autoren inspiriert. Unter anderem haben der Dramatiker Friederich Hebbel und der Komponist Carl Orff die Geschichte aufgearbeitet.
In Straubing, am historischen Ort, wo Agnes Bernauer mehrere Jahre lebte und schließlich ermordet wurde, werden seit 1935 die Agnes Bernauer-Festspiele veranstaltet. Mehrere Autoren haben sich seitdem mit dem historischen Stoff aus der mittelalterlichen bayerischen Geschichte auseinandergesetzt und das Leben der Agnes Bernauer in einem Theaterstück auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr kommt eine Neufassung aus der Feder von Regisseur Thomas Stammberger zur Aufführung. Er wolle die Geschichte mehr aus der Sicht der Agnes Bernauer erzählen und sich ihr auch emotional nähern. Die historische Figur sei der Zeit angepasst, so Stammberger: "Ich versuche zu erzählen, wie Individuen, die, teils auch stur, ihren Weg gehen wollen, aneinandergeraten."
Rund 200 Mitwirkende bei den Festspielen
Der Innenhof des Straubinger Herzogsschlosses hat sich in einen Theatersaal verwandelt. In diesem Jahr wurde die Bühne noch einmal vergrößert und die Kulisse umgestaltet. Insgesamt sind rund 120 Darstellerinnen und Darsteller beteiligt, im Mittelpunkt steht natürlich das Herzogspaar.
Elena Hammerschmid schlüpft in die Rolle von Agnes Bernauer. Die Studentin aus dem Landkreis Regensburg hatte das Stück vor fünf Jahren zum ersten Mal gesehen und sich danach um eine Rolle bei den Festspielen beworben. Herzog Albrecht III. wird von Sebastian Danner verkörpert, einem Straubinger: "Es ist eine der größten Ehren, den Albrecht zu spielen", sagt der Polizist. Neben den Amateurdarstellerinnen und -darstellern wirken gut 80 Personen abseits der Bühne an den Festspielen mit. Die komplette Abwicklung des Großevents in Straubing liegt in den Händen des Festspielvereins.
Große Ticketnachfrage
Während der Festspielzeit in Straubing, die vier Wochen lang bis zum 21. Juli dauert, sind zunächst 19 Vorstellungen geplant. Darüber hinaus sind auch Zusatzaufführungen möglich. Denn die Ticketnachfrage ist groß. Laut dem Festspielverein werden insgesamt mehr als 20.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Rund 80 Prozent der Tickets sind bereits vergriffen.
Normalerweise liegen zwischen den Aufführungsjahren immer vier Jahre. Wegen der Corona-Pandemie wurde das Theaterevent aber verschoben, so dass Straubing dieses Mal fünf Jahre auf die Agnes Bernauer-Festspiele warten musste. Sie zählen seit sechs Jahren zum Immateriellen Kulturerbe Bayerns.
Die berühmteste Frau Straubings
Kein Name ist enger mit der Stadt Straubing verbunden als Agnes Bernauer. Sie gilt darüber hinaus als eine der populärsten Frauen der bayerischen Geschichte. Agnes Bernauer wurde wohl um 1410 als Tochter eines Baders in Augsburg geboren. Es wird angenommen, dass der bayerische Herzogssohn Albrecht III. sie im Jahr 1428 bei einem Turnier kennen und lieben gelernt hat. Albrecht holte sie zunächst an den Hof nach München, später zog das Paar auf die Blutenburg nach München und schließlich ins Herzogsschloss nach Straubing.
Die Liaison des Herzogssohnes Albrecht mit der Baderstochter Agnes Bernauer galt als nicht standesgemäß. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die beiden verheiratet waren. Albrechts Vater, Herzog Ernst, fürchtete um die Erbfolge seiner Familie und drängte seinen Sohn, sich von Agnes Bernauer zu trennen. Allerdings erfolglos. So strengte Herzog Ernst, in Abwesenheit seines Sohnes, einen Prozess gegen Agnes Bernauer an. Sie wurde schließlich wegen Zauberei, Hochverrat und Landesschändlichkeit zum Tode verurteilt und am 12. Oktober 1435 in der Donau ertränkt.
In Straubing unvergessen
Bis heute ist Agnes Bernauer in Straubing unvergessen. Bereits zwei Monate nach ihrem Tod stiftete Albrecht in Straubing eine ewige Messe bei den Karmeliten. Bis heute wird zu ihren Ehren jedes Jahr im Oktober eine Messe gefeiert, die der Freistaat Bayern bezahlt. Albrechts Vater, Herzog Ernst, ließ im Jahr 1436 auf dem Friedhof St. Peter eine Gedenkkapelle errichten.
Das Grab von Agnes Bernauer ist jedoch bis heute verschollen. Ihr Ehemann, der spätere Herzog Albrecht III., "Der Fromme", versöhnte sich rasch wieder mit seinem Vater und heiratete bereits 1436 wieder. Als bayerischer Herzog gründete Albrecht III. im Jahr 1455 auf dem "Heiligen Berg" in Andechs das Benediktinerkloster.
Süße Erinnerung an die Bernauer
Mit der Agnes Bernauer-Torte hat die Konditorei Krönner in Straubing eine süße Erinnerung an die ermordete Herzogsgattin geschaffen. Das Originalrezept für die aufwendige Torte aus einer Mandel-Nuss-Baiser-Masse, die mit Mokka-Buttercreme gefüllt ist, ist ein Hausgeheimnis. Besonders während der Festspielzeit steigt die Nachfrage nach der kalorienreichen Erinnerung merklich. Schließlich können sich auch die Festspielbesucher im Herzogsschloss mit "Bernauer-Schnitten" für den Theaterbesuch stärken.
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