Mehlschwalben sind Zugvögel und deshalb aktuell schon in viel wärmeren Gegenden, wie zum Beispiel in der Sahara. Dennoch ist jetzt eine gute Zeit, an sie zu denken. Denn Mehlschwalben stehen auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten. Die gute Nachricht: Wir können unseren heimischen Populationen helfen.
Schwerer Herbst für Mehlschwalben
Durch den Einsatz von Insektiziden und allgemein weniger Blühflächen wurde das Nahrungsangebot für Mehlschwalben in der Vergangenheit bereits immer weniger. Kommen dann noch sehr kalte und nasse Tage dazu, wie es vergangenen Herbst der Fall war, ist die Futtersuche eigentlich unmöglich. Wenige Tage ohne Nahrung reichen aus, dass es für die kleinen Vögel lebensbedrohlich wird.
Im niederbayerischen Landshut war es besonders schlimm. Immer wieder standen Menschen mit erschöpften Mehlschwalben vor Susanne Riecks Tür. Sie ist beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) Landshut die Beauftragte für Gebäudebrüter - und zu denen gehören die Mehlschwalben. Über 120 Mehlschwalben hat Rieck zwischenzeitlich zu versorgen: "Einige konnten nicht mal mehr alleine fressen, weil sie so durchgefroren waren." Rieck setzt die erschöpften Tiere auf Wärmflaschen, päppelt sie wieder auf. Trotzdem schaffen es einige nicht. "Grundsätzlich macht den Schwalben Nässe oder Kälte nicht viel aus", sagt sie, das Zusammenspiel sei gefährlich.
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Auch Nestbau wird immer schwieriger
Zwischen April und Mai kommen Mehlschwalben wieder aus ihrem Winterquartier zurück, um hier Nester zu bauen und ihre Jungen aufzuziehen. Es sind sehr standorttreue Tiere, das heißt, sie kommen immer wieder zu ihren bestehenden Nestern zurück. Hat eine Schwalbe also im vergangenen Jahr ein Nest gebaut, dann kehrt sie wie auch ihre Jungvögel immer wieder dorthin zurück.
"Eigentlich bauen Mehlschwalben ihre Nester sehr gern selbst", sagt Susanne Rieck. Dafür sammeln die Vögel Lehm, formen ihn in kleine Kügelchen und kleben ihn dann an Hauswände, geschützt unter Dachvorsprüngen. Doch durch immer mehr versiegelte Flächen und steigende Temperaturen ist es nicht mehr so leicht, passendes Baumaterial zu finden. Lehmige Böden sind, so Rieck, im Mai oft bereits ausgetrocknet. Schwalbenpärchen, die sich erst spät zusammentun, haben es somit deutlich schwerer, eigene Nester zu bauen.
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Künstliche Nester können helfen
Eine Idee, um die heimische Mehlschwalbe zu unterstützen, sind künstliche Nester, etwa aus Holzbeton. Diese sind den natürlichen Nestern nachempfunden und können an Hauswänden unter Dachvorsprüngen angebracht werden. Wichtig sind dabei vor allem zwei Dinge: Vor der Hausfassade muss viel Platz sein, da Mehlschwalben einen freien Anflug auf ihre Nester bevorzugen. Und Mehlschwalben sind Kolonietiere - das heißt, sie sollten die Möglichkeit bekommen, gemeinsam nebeneinander brüten zu können.
Die Stadt Landshut hat die Kunstnester bereits mit Erfolg installiert. 56 Kunstnester sind am Landgestüt angebracht, welche von den Mehlschwalben "sehr, sehr gerne angenommen werden", so Susanne Rieck.
Altnester oft nicht mehr nutzbar
Haben Mehlschwalben Nachwuchs, entfernen sie sich zur Nahrungssuche nur maximal ein paar Kilometer vom Nest. Bei schlechtem Wetter oder Kälte versuchen die Eltern, ihre Jungen zu wärmen. Dauert so eine Wetterphase dann ein paar Tage, kann es passieren, dass ganze Mehlschwalbenfamilien in ihren Nestern verhungern.
Da diese Nester dann sozusagen noch besetzt sind, können sie nicht mehr weitergenutzt werden. Zusammen mit dem weniger werdenden Baumaterial bedeutet das für eine Mehlschwalbenkolonie: weniger Brutplätze.
Die alten Nester einfach abzunehmen und zu leeren, ist übrigens keine gute Idee. Mehlschwalben stehen nämlich auf der roten Liste für gefährdete Tiere und somit - samt ihrer Nester - unter Schutz. Das Abnehmen eines Nests ist also eine Ordnungswidrigkeit. Muss dennoch ein Nest entfernt werden, muss das vorher mit der entsprechenden Naturschutzbehörde abgeklärt werden.
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