"Einsatz erfolgreich, alle Personen sind geborgen" – so das Fazit der Münchner Polizei. Am frühen Morgen hatte ein Sondereinsatzkommando zunächst die acht Menschen im Camp am Boden weggetragen. Anschließend brachten vierzehn, auf Höhenrettung spezialisierte Einsatzkräfte, auch die beiden anderen Klimaaktivisten vom fünf Meter hohen Baumhaus auf den Boden.
Demonstranten weigerten sich Camp in Forst Kasten zu räumen
Die Demonstranten hätten sich zwar geweigert, das Camp freiwillig zu verlassen, so Polizeisprecher Andreas Franken. Er betonte aber, dass die gesamte Räumung absolut friedlich verlaufen sei. Mit der Räumung habe man lediglich die Auflagen des Landratsamtes München umgesetzt, so der Polizeisprecher.
Landratsamt hatte Bescheid verteilt
Das Landratsamt München hatte am Abend einen Bescheid erlassen, wonach die Aktivisten nur noch an einem 100 Meter vom derzeitigen Protestplatz entfernten Ort Versammlungen abhalten dürfen. Außerdem seien keine Baumhäuser oder ähnliche Einrichtungen gestattet, teilte das Landratsamt mit. Es ist darüber hinaus verboten, auf Bäume zu klettern und nachts muss der Lärmschutz eingehalten werden. Nach Angaben des Landratsamts wurde dieser Bescheid den Teilnehmern der Versammlung ausgehändigt. Die Protestierenden selbst sagten dem Bayerischen Rundfunk, sie hätten diesen nicht bekommen.
Aktivistinnen und Aktivisten hatten mit einem Baumhaus Bäume im Forst Kasten besetzt, auf dem Baumhaus befanden sich am Abend noch zwei Personen, nachdem die Polizei niemanden mehr hinaufgelassen hatte.
Friedlicher Protest, um Rodung zu verhindern
Die Gruppe der Klimaaktivsten ist zwar klein, aber willensstark. Einer der Aktivisten, der 31-jährige Ingo Blechschmidt, fordert, dass die Klimaziele von Paris erreicht werden müssten. Deshalb dürfe kein Wald gerodet werden - insbesondere nicht für den geplanten Kiesabbau.
Mit dem friedlichen Einsatz ihrer Körper wolle die Aktivistengruppe die Rodung verhindern, so Blechschmidt. "Wir bleiben Tage, Wochen oder auch Monate", sagte er dem BR.
Aktivistengruppe war zuletzt mit Mahnwache vor Ort
Die Gruppe hatte bereits am 18. Mai dieses Jahres im Forst Kasten eine Mahnwache abgehalten. Zwei Tage später beschloss der Sozialausschuss der Stadt München einer Firma den Zuschlag für den Abbau von Kies im Forst Kasten zu erteilen. Sollte der geplante Kiesabbau tatsächlich kommen, müssten rund zehn Hektar Forst gerodet werden. Das wollen die Waldbesetzer nach eigener Aussage verhindern. Sie kündigten für den Fall, dass Bäume gefällt werden, Zustände wie im Hambacher oder Dannenröder Forst an.
10.000 Bäume müssten gefällt werden
Das betroffene Waldstück im Forst Kasten ist im Besitz der gemeinnützigen Heiliggeistspital-Stiftung, die wiederum von der Stadt München verwaltet wird. 2017 beschloss der Münchner Stadtrat, rund 9,5 Hektar Wald zum Kiesabbau auszuschreiben. Dafür müssten aber rund 10.000 Bäume gefällt werden. Die Gegner des Projekts kritisieren das, angesichts der Klimaerwärmung, als unverantwortlich.
Landkreis München entscheidet endgültig darüber
Ob der Kiesabbau im Forst Kasten tatsächlich genehmigungsfähig ist, ist noch offen. Denn dazu muss das Unternehmen, das gegen die Stimmen von ÖDP und Die Linke den Zuschlag bekommen hat, einen Genehmigungsantrag beim Landratsamt München stellen.
Und dieses muss dann abwägen: Der Forst Kasten ist ein Bannwald und unterliegt einerseits einem gewissen Schutz. Andererseits ist das Gebiet auch eine Vorrangzone für den Kiesabbau. Auf BR-Anfrage heißt es aus dem Landratsamt München, dass ein möglicher Antrag auf Kiesabbau deswegen auch ganz genau auf die Belange des Naturschutzes hin geprüft werden müsse.
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