Eineinhalb Stunden Zeit hat Kinderärztin Katharina Ehrenberg für den Gesundheitsminister am Donnerstagmorgen eingeplant. Um halb elf wartet der nächste kleine Patient in ihrer Praxis. "Die Mittagspause fällt heute aus", sagt die Ärztin. Denn in der Gemeinschaftspraxis von Katharina Ehrenberg ist – wie fast überall zurzeit – der Ansturm riesengroß: Erkältung, Grippe, RS-Virus. Termine im 5-10-Minuten-Takt. Selbst für den Empfang mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) im Donauwörther Rathaus bleibt da wenig Zeit. Katharina Ehrenberg ist die tausendste Ärztin in Bayern, die vom Freistaat eine Niederlassungsförderung bekommt.
60.000 Euro für Mobiliar und Behandlungsgeräte
60.000 Euro bekommt Katharina Ehrenberg für den Start. Davon können sich die Ärztinnen und Ärzte Praxisräume anmieten, Mobiliar und Behandlungsgeräte kaufen – oder im Fall von Katharina Ehrenberg sich in eine bestehende Gemeinschaftspraxis anteilig einkaufen. Das Ziel des Programms: Ärztinnen und Ärzte in ländliche Regionen locken. Die Förderung gibt es sowohl für Haus- als auch Fachärzte und Psychotherapeuten. Bedingung: Die Ärztinnen und Ärzte müssen sich in unterversorgten Gebieten niederlassen, in Städten und Gemeinden mit nicht mehr als 20.000 Einwohnern.
Minister: Bayern tue mehr als andere Bundesländer
"Die Landarztprämie hat sich bewährt", sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek bei der Übergabe des Förderbescheids. Bayern tue hier mehr als andere Bundesländer. Die 60.000 Euro Förderung reichten zwar bei Weitem nicht für eine Praxisgründung aus, so Holetschek, aber es sei eine Hilfe. Seit zehn Jahren gibt es die Landarztprämie. Von den 1.000 Förderungen gingen laut Ministerium unter anderem 700 an Hausärzte und 34 an Kinderärzte. Im Regierungsbezirk Schwaben haben insgesamt 177 Ärztinnen und Ärzte die Landarztprämie bekommen. Insgesamt hat der Freistaat nach eigenen Angaben schon 70 Millionen Euro für die Landarztprämie ausgegeben.
Für die Kinderärztin war die Prämie nicht entscheidend
Für Kinderärztin Katharina Ehrenberg spielte die Landarztprämie aber zunächst keine Rolle, sich in Donauwörth niederzulassen. "Ich habe von der Förderung erst erfahren, als ich den Sitz bei der Kassenärztlichen Vereinigung schon beantragt hatte", sagt Ehrenberg. Erst nachdem sie dann die Zulassung hatte, sei die freudige Überraschung gekommen, dass sie die Prämie bekommt.
Der Wunsch: Beruf und Familie miteinander vereinbaren
Entscheidend dafür, ihre Arbeit in einer Klinik zu kündigen und sich auf dem Land niederzulassen, sei ihre Familie gewesen. Mit zwei kleinen Kindern war es der Ärztin wichtig, Beruf und Familie vereinen zu können. "In der Klinik arbeitet man entweder Pfingsten oder Ostern, Weihnachten oder Silvester – das heißt, es ist sehr viel weniger familienkompatibel", so die Kinderärztin. Sie habe in der Klinik Kollegen erlebt, die nichts von ihren eigenen Kindern wussten und im Kindergarten nach geeigneten Weihnachtsgeschenken gefragt haben. "Das war meine Horrorvorstellung", sagt Ehrenberg.
Sprechstunden in der Kinderarztpraxis bis 22 Uhr
Extrem viel Arbeit gibt es aber auch in der Kinderarztpraxis, vor allem in der aktuellen Infektionswelle. Regelmäßig arbeitet die Ärztin zurzeit in open-end-Sprechstunden. Dann sei oft erst um 22 Uhr Schluss. Ihre eigenen Kinder ins Bett bringen, ist an diesen Tagen nicht möglich. Aber Unterstützung gibt es vom Ehemann, der in Teilzeit arbeitet. Und genauso wichtig: Das System Gemeinschaftspraxis. "Es ist nicht so, dass jeder immer lange bleiben muss", sagt die Kinderärztin. Bei den open-end-Sprechstunden wechsle sie sich mit ihren Kollegen ab.
- Ärzte fordern bessere Arbeitsbedingungen
Beobachtung: Work-Life-Balance wird Ärzten wichtiger
Die Beobachtung von Katharina Ehrenberg: Vielen Ärztinnen und Ärzten werde die Work-Life-Balance wichtiger. Und in Donauwörth seien Kindergarten, Schule, Sportvereine gut erreichbar. Ihr Mann stamme aus der Gegend und die Schwiegereltern seien auch vor Ort. Vielleicht folgen also in Zukunft mehr Ärztinnen und Ärzte dem Beispiel von Katharina Ehrenberg. Gesundheitsminister Holetschek sagte dem BR: "Der Arzt-Beruf wird weiblicher, das heißt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist etwas ganz Entscheidendes." Deshalb wolle man die Kommunen in Zukunft noch mehr unterstützen – mit einem eigenen Förderprogramm.
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