Ein mit Plastikplanen verhängter Bauzaun an einem Haus.
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Das Haus des "Drachenlord" Rainer Winkler in Altschauerberg. Der 32-Jährige muss sich erneut vor Gericht verantworten.

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Altschauerberg leidet unter dem Drachenlord und seinen "Hatern"

Altschauerberg leidet unter dem Drachenlord und seinen "Hatern"

Der als "Drachenlord" bekannte Youtuber Rainer Winkler aus Mittelfranken muss erneut vor Gericht. Der 32-Jährige soll unter anderem einen seiner "Hater" verletzt haben. Diese "Hater" suchen sein Dorf seit Jahren heim. Ein Besuch in Altschauerberg.

Von
BR24Redaktion

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

  • Direkt zum aktuellen Artikel: Haftstrafe - Drachenlord findet Urteil "ungerecht"

Altschauerberg, ein Ortsteil von Emskirchen im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim: Dort lebt Rainer Winkler. Besser bekannt ist er vielen als "Drachenlord", denn unter diesem Namen lädt er seit vielen Jahren Videos bei Youtube hoch. Schnell zog er damit Aufmerksamkeit auf sich – jedoch keine positive, sondern negative. Rainer Winkler hat keine Fans – er hat "Hater", also Menschen, die ihn offenbar hassen und dies im Internet kundtun. Darunter leidet Altschauerberg seit Jahren.

Altschauerberg: Leben im Schatten des "Drachenlords"

"Es vergeht kaum eine Nacht, in der wir nicht vor Schreck aus dem Bett rumpeln, weil Böller explodieren oder ein fürchterliches Geschrei auf der Straße vor Rainer Winklers Haus herrscht", erzählt ein Nachbar. Das Leben in Altschauerberg sei nicht mehr mit früher zu vergleichen. Permanent werde das 40-Seelen-Dorf heimgesucht von "Hatern", klagt ein anderer Anwohner.

"Sie reißen Zäune ein, klettern illegal in unsere Gärten, verbreiten Angst und Schrecken", so der Anwohner weiter. Mehrere Nachbarn seien von den "Drachenlord"-Gegnern schon bedroht worden, sowohl körperlich als auch verbal. Im Telefonbuch stehe schon länger niemand mehr, der Telefonterror sei nicht mehr auszuhalten gewesen. Das alles erzählen die Altschauerberger nur, wenn die Kamera aus ist. Für ein Interview steht niemand bereit. Zu groß ist die Sorge vor den Folgen.

Hater verspotten den "Drachenlord" - der zahlt zurück

Rainer Winkler ist Zielscheibe von Hass und Verachtung. Seine "Hater" spotten über seine Figur, sein Aussehen, seinen fränkischen Dialekt. Sie machen Witze über seine Metal-Band-Shirts, seine Kopfbänder, eigentlich wird alles kommentiert, was "Rainerle", wie sie ihn nennen, tut.

Und Rainer Winkler selbst? Der hält in gleicher Art und Weise dagegen. Kaum einen Angriff lässt er unkommentiert – die beiden Lager schaukeln sich gegenseitig hoch. Der "Drachenlord" selbst sieht sich als Mobbing-Opfer. Zugleich aber hat man als Beobachter das Gefühl, dass er nach Aufmerksamkeit lechzt.

Der Weg aus dem Internet in die analoge Welt

Seit etwa zehn Jahren stellt der 32-jährige Rainer Winkler Videos auf verschiedene Internetplattformen. Teilweise verbreitet er sexistische und frauenfeindliche Inhalte Der Moment, als er 2014 voll Zorn seine private Adresse nennt, stellt jedoch eine Zäsur dar.

Denn das ist der Moment, an dem das "Drachenspiel" seinen Weg aus dem Internet in die analoge Welt findet. Plötzlich strömen immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene nach Altschauerberg, um den "Drachenlord" persönlich aufzusuchen, um seine "Drachenschanze", wie sie sein Wohnhaus nennen, zu besichtigen.

Höhepunkt: Das "Schanzenfest" in Altschauerberg

Das "Schanzenfest" ist der bisherige Höhepunkt des Internet-Phänomens Drachenlord. Rund 800 Anhänger der "Hater"-Szene kommen im August 2018 nach Altschauerberg und sorgen bundesweit für Aufsehen. Denn Winklers Gegner reisten aus ganz Deutschland, sogar aus dem nahen europäischen Ausland an, erinnert sich ein Sprecher der Polizei Mittelfranken.

Die örtliche Polizei, die Bereitschaftspolizei sowie Diensthundeführer waren vor Ort, um die Situation zu entschärfen. Zuvor hatte das Landratsamt in Neustadt ein Versammlungsverbot ausgesprochen – jedoch vergeblich. Die Polizei verhängte an diesem Tag rund 300 Platzverweise.

Täglich Einsätze beim "Drachenlord"

Eigentlich geht es in der Polizeiinspektion in Neustadt jeden Tag um den "Drachenlord", heißt es von der Polizei Mittelfranken. An manchen Tagen gebe es bis zu 15 Polizeieinsätze. Auch Anzeigen werden gestellt. Die Anwohner melden sich wegen Ruhestörung, den Hinterlassenschaften der "Hater" in Form von zersplitterten Bierflaschen, leeren Chipstüten oder faulen Eiern sowie Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung – wenn ihre Zäune herausgerissen oder ihre Wände beschmiert werden.

Auch Rainer Winkler selbst ruft häufig an, um seine Gegner zu melden, sobald sie sich vor seinem mit Stacheldraht und Bauzäunen verbarrikadierten Grundstück versammeln. Die Polizei fährt häufig Streife durch den Ort. Außerdem gibt es eine Allgemeinverfügung des Marktes Emskirchen, dass sich in Altschauerberg nicht mehr als acht Personen gemeinsam aufhalten dürfen. Verstöße werden mit bis zu 1.000 Euro geahndet.

Sieben Anklagen gegen den Drachenlord

"Am Donnerstag muss sich Rainer Winkler erneut vor dem Amtsgericht Neustadt verantworten. Dem 32-Jährigen werden mehrere Delikte zur Last gelegt, darunter auch gefährliche Körperverletzung, erläutert Nürnbergs Justizsprecher Friedrich Weitner.

Im Jahr 2019 soll Winkler einen Mann mit einer Taschenlampe auf die Stirn geschlagen und verletzt haben. Bei einer anderen Auseinandersetzung soll der 32-Jährige einen Pflasterstein geworfen haben, wodurch das Opfer am Unterarm verletzt wurde. Darüber hinaus werden ihm Verleumdung und Beleidigungen vorgeworfen, auch von Polizeibeamten. Seit Wochen schon riefen die "Hater" wegen des Prozesses bei ihm an, berichtet Justizsprecher Weitner. Sie wollen als Zuschauer dabei sein. Allerdings bietet der Gerichtssaal ihnen kaum Platz.

Nicht der erste Gerichtstermin für den "Drachenlord"

Vor Gericht stand Winkler schon einmal. Im September 2019 wurde er wegen gefährlicher Körperverletzung zu sieben Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung verurteilt. Damals hatte er einen seiner "Hater" am Gartenzaun mit Pfefferspray besprüht. Winkler blieb auf freiem Fuß und bekam einen Bewährungshelfer an die Seite gestellt. Obwohl ihm die Richterin davon abriet, setzte er seine "YouTube-Karriere" fort.

Scherben, Müll und Farbflecken: Winkler-Hof verkommt

Wie Rainer Winkler selbst über den Prozess und seinen zweifelhaften Ruhm denkt, ist unklar. Auch dazu, wie es ihm geht, allein auf einem Bauernhof zu leben, äußert er sich nicht. Anfragen des Bayerischen Rundfunks ignorierte er bislang. Der ehemals gepflegte Hof seines Vaters bietet ein erschreckendes Bild: eingeworfene Scheiben, Farbflecken auf der Fassade, zerrissene Vorhänge und jede Menge Müll.

Ganz anders sei das gewesen, als sein Vater noch lebte, erinnern sich Nachbarn. Er sei ein fleißiger, ordentlicher und netter Mann gewesen, erzählen sie. Zu seiner Mutter und seiner Schwester hat Winkler nach Aussagen seiner Nachbarn keinen Kontakt. Beide leben nicht mehr in Altschauerberg.

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