Carmen Seehuber trinkt ein Glas Leitungswasser.
Bildrechte: BR / Hans Häuser
Audiobeitrag

Carmen Seehuber aus Altötting hat jahrzehntelang verunreinigtes Leitungswasser getrunken.

Bildbeitrag
>

Angst in Altötting: Wirkt die Corona-Impfung dort schlechter?

Angst in Altötting: Wirkt die Corona-Impfung dort schlechter?

Viele Menschen im Landkreis Altötting sind überdurchschnittlich stark mit der gesundheitsschädlichen Chemikalie PFOA belastet. Nun beunruhigt ein Verdacht die Anwohner: Wirkt aufgrund der Belastung auch der Corona-Impfschutz bei ihnen schlechter?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

  • Zum aktuellen Artikel "Bayern-SPD fordert Aufklärung zu PFOA im Kreis Altötting"

Es gehen Zweifel um bei einigen Menschen im Landkreis Altötting: Nicht nur, dass viele von ihnen überdurchschnittlich stark mit der gesundheitsschädlichen Chemikalie PFOA belastet sind. Nun ist auch noch bekannt geworden, dass es Hinweise gibt, der Stoff könnte die Wirkung von Impfungen verringern. Aktivisten in der Region fordern dringend Aufklärung und stellen die bange Frage: Könnte auch der Corona-Impfschutz betroffen sein?

Reduziert PFOA-Belastung den Corona-Impfschutz?

Die Vermutung: Eine Belastung des Bluts mit PFOA und anderen Stoffen könnte sich negativ auf den Impfschutz auswirken. Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung wurde schon vor mehreren Jahren ein Zusammenhang zwischen der Bildung von Antikörpern und der Verunreinigung des Bluts mit den Chemikalien beobachtet.

Untersucht wurde demnach die Immunantwort von Kindern und Jugendlichen auf Impfungen gegen Influenza, Tetanus und weitere Krankheiten. Insgesamt steht die Forschung zu diesem Themenkomplex noch am Anfang. Auch zum spezifischen Zusammenhang zwischen Chemikalienbelastung und Corona-Impfung liegen noch keine Erkenntnisse vor.

Blutuntersuchungen im kommenden Jahr geplant

Dennoch beunruhigen die jüngsten Erkenntnisse viele Menschen im stark mit PFOA belasteten Landkreis Altötting. Aktivisten fordern deshalb großangelegte Blutanalysen und Antikörpertests. Die Betroffenen seien Opfer der Situation und wollten Aufklärung, sagte ein Vertreter der Initiative für sauberes Trinkwasser, "BINT" ("Bürgerinitiative Netzwerk Trinkwasser"), dem Bayerischen Rundfunk.

Das Altöttinger Landratsamt hat nach eigenen Angaben derzeit allerdings wegen der Corona-Lage keine Kapazitäten. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit teilt mit, erneute Blutuntersuchungen in der Region seien voraussichtlich im kommenden Jahr geplant. Ob dabei auch die Impf-Antikörper geprüft werden, steht allerdings noch nicht fest.

  • Aktuelle Zahlen zur Corona-Impfung in Bayern und Deutschland

Betroffene Carmen Seehuber wird selbst aktiv

Carmen Seehuber gehört zu den Betroffenen, auch für sie herrscht Ungewissheit. Zweimal hat sich Seehuber gegen Corona impfen lassen. Aber ist sie auch ausreichend geschützt? Um das herauszufinden, hat sie ihre Ärztin aufgesucht. "Ich bin PFOA belastet, und das beunruhigt mich", so Seehuber. "Ich habe gehört, dass die Impfung da nicht so wirkt. Das will ich jetzt wissen."

Seehuber lässt sich Blut abnehmen, um die Antikörper zu bestimmen. Das Ergebnis: Sie ist geschützt, allerdings weist sie einen unterdurchschnittlichen Antikörper-Wert auf. Ob das an ihrer PFOA-Belastung liegt? "Um da wissenschaftlich gesichert eine Aussage zu treffen, müsste man wirklich mehrere hundert Leute untersuchen", sagt Professor Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Und genau das fordern Aktivisten in der Region von den Behörden.

Wasser war jahrzehntelang mit Chemikalie verunreinigt

Die Vorgeschichte: Bei den Seehubers in Altötting war das Leitungswasser jahrzehntelang mit der Chemikalie PFOA verunreinigt – ein Stoff, der in der Region produziert wurde und hohe Cholesterin-Werte sowie Krebs verursachen kann. Das Blut der Menschen im Landkreis ist überdurchschnittlich belastet. Auch bei Carmen Seehuber: 42 Mikrogramm - dabei gilt ein Wert über zehn bereits als bedenklich.

Eine Blutprobe
Bildrechte: BR
Bildbeitrag

Eine Blutprobe

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!