Die seit Samstag vermisste Elfjährige aus Eppisburg im Landkreis Dillingen ist offenbar bei ihren leiblichen Eltern: Das habe ein Angehöriger der Sekte der "Zwölf Stämme" den Pflegeeltern per Mail mitgeteilt, so der Pflegevater. Sie sollten sich keine Sorgen machen, dem Mädchen gehe es gut. Das Kind sei bei seinen Eltern, hieß es in der Mail, unterschrieben sei sie mit "Freunde von Levi". Auch die leiblichen Eltern, die der umstrittenen Glaubensgemeinschaft angehören, haben sich per Mail bei den Pflegeeltern gemeldet.
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Wo ist das vermisste Kind?
Die Polizei überprüft nun, ob die Mails authentisch sind, wie ein Sprecher sagte. Wenn es sich bestätigen sollte, dass die leiblichen Eltern das Mädchen mitgenommen haben, dann handle es sich hier nach aktuellem Ermittlungsstand um eine Kindesentziehung, so der Sprecher weiter. Unklar ist derzeit, wo genau sich das vermisste Kind aufhält.
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Regelmäßiger Kontakt mit den Eltern
Eine Rückkehr zu den leiblichen Eltern hatte der Pflegevater bereits vermutet, nachdem die groß angelegte Suchaktion der Polizei erfolglos geblieben war. Die leiblichen Eltern hatten regelmäßig Kontakt zu ihrer Tochter, besucht hatten sie sie zuletzt Ende September.
Laut Polizei wird heute nicht weitergesucht, jetzt stünden Ermittlungen im Vordergrund, so ein Sprecher der Kripo Dillingen. Im Laufe des Vormittags soll es weitere Informationen geben, sofern es neue Erkenntnisse gebe.
Gewalt gegen Kinder in der Sekte
Das Mädchen war am Samstag zum Joggen gegangen und nicht mehr nach Hause gekommen. Das Kind lebt seit acht Jahren bei den Pflegeeltern. Nach einer Razzia bei der urchristlichen, sektenähnlichen Gemeinschaft der "Zwölf Stämme" war sie 2013 zu Pflegeeltern gekommen.
Nachdem sich ein Reporter von RTL bei der Gemeinschaft eingeschleust und Undercover-Aufnahmen gemacht hatte, waren die Behörden eingeschritten: Die Bilder belegten, dass die Kinder der Sekte unter anderem mit Ruten gezüchtigt wurden.
40 Kinder zu Pflegeeltern gebracht
Insgesamt rund 40 minderjährige Kinder der Gemeinschaft wurden damals in Obhut genommen. Es folgten zahlreiche Gerichtsverfahren. Einige Kinder wurden in dieser Zeit volljährig. Andere konnten das Gericht überzeugen, zu den Eltern zurück zu wollen, dem folgte das Gericht in Einzelfällen.
Seit 2017 lebt die Gemeinschaft in Tschechien, wo die körperliche Bestrafung der Kinder nicht grundsätzlich verboten ist.
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