Die Fenster sind klein, die Decke niedrig, der Stall der Grubers in Donaualtheim aus den 70er Jahren ist ein wenig aus der Zeit gefallen. Die Bullen stehen auf Spaltenböden. "Stroh wäre viel besser, aber das war damals zeitgemäß", sagt Benedikt Gruber. Der 22-Jährige will nach der Meisterschule in den heimischen Betrieb einsteigen, deshalb gibt es Planungen für einen neuen Bullenmaststall für gut 200 Tiere.
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Mehr Platz und Frischluft für die Tiere
Der Stall soll auf einem Feld neben dem Hof am Ortsrand entstehen und mit der Haltungsstufe 3 von 4 deutlich tiergerechter werden: 50 Prozent mehr Platz pro Tier, kein Spaltenboden, sondern Stroh als Einstreu, dazu mehr Licht und viel frische Luft. Doch es gibt Kritik an dem Vorhaben.
Nachbarn fürchten Lärm und Geruch
Anwohner stören sich an möglichem Lärm und Geruch. Sie haben sich an die Grünen-Kreisrätin Heidi Terpoorten gewandt, die auch Vorsitzende des Bund Naturschutz im Landkreis Dillingen ist. Demnach ist auch eine geplante Biogasanlage ein Problem, sie soll rund 70 Meter von den ersten Wohnhäusern entfernt gebaut werden. Auf BR-Anfrage wollten sich die Nachbarn öffentlich nicht äußern.
Bund Naturschutz: Aus Klimaschutzgründen weniger Tiere halten
Kritik übt aber auch die BN-Kreisvorsitzende selbst. Terpoorten sagte dem BR, sie störe sich an der Größe. Künftig könnten auf dem Hof doppelt so viele Bullen gehalten werden wie jetzt. Aus Klimaschutzgründen bräuchte es in ganz Deutschland aber weniger Tiere. Es müssten deshalb die Bedingungen für die Landwirtinnen und Landwirte anders gestaltet werden. Das sei Aufgabe der Politik.
Landwirt: Auf einem Dorf gehört Landwirtschaft dazu
Dabei dachten die Grubers eigentlich genau das: Wir bauen auf unser Feld das, was sich Politik und Gesellschaft wünschen: einen Stall für mehr Tierwohl! "Jeder will mehr Tierwohl, aber keiner will es ums Hauseck haben – und wo sollen dann die Landwirte hin?", fragt Gruber. Sein Vater Roland sagt: "Wir waren ja immer in den Dörfern, die Leute sind auf die Dörfer hergezogen und mittlerweile sollen wir, die Landwirte, wieder weg von den Dörfern, damit die Leute hier wohnen und schön leben können – und das finde ich schade, auf einem Dorf gehört Landwirtschaft dazu."
Aldi und Co fordern mehr Tierwohl
Die Grubers wollen den neuen Stall aus zwei Gründen: Erstens geht es um die Wirtschaftlichkeit. Wenn Sohn Benedikt in den Betrieb einsteigt, braucht auch er ein Einkommen. Das lasse sich mit den aktuell 160 Mastbullen nicht auch noch erwirtschaften. Zweitens: Das Tierwohl.
Denn alle großen Supermarkt- und Discounterketten haben angekündigt, in den nächsten Jahren beim Frischfleisch nur noch Ware zu akzeptieren, die nach höheren Tierwohl-Standards als den gesetzlichen Bestimmungen produziert wurde. Aldi will beim Frischfleisch bis 2030 nur noch Fleisch aus den Haltungsformen 3 und 4 verkaufen – dem würde der neue Stall der Grubers entsprechen. Bei Lidl heißt es: Ab Herbst werde nach und nach auf Frischfleisch, das nur noch den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht, verzichtet. Edeka will zusätzliche Programme mit mehr Tierwohl starten.
Streit könnte vor Gericht landen
Laut Gesetz sind landwirtschaftliche Bauten in der Genehmigung privilegiert. Wenn alle Gutachten passen, muss die Stadt Dillingen die Baugenehmigung erteilen. Möglicherweise ziehen die Nachbarn aber auch vor das Verwaltungsgericht.
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