Wasservögel am Starnberger See, am linken Bildrand zwei Kajakfahrer, im Hintergrund die schneebedeckten Alpen (Archivbild vom 27.12.2023)
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Auch am Starnberger See wollen die Wasservögel möglichst ungestört durch den Winter kommen.

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Appell an Wassersportler: Winterruhe für Vögel lebenswichtig

Appell an Wassersportler: Winterruhe für Vögel lebenswichtig

Zwischen November und März herrscht am Chiemsee, Starnberger See und Ammersee die sogenannte Winterruhe. Damit sollen die Vögel möglichst gut durch den Winter kommen. Doch viele Wassersportler würden das Konzept nicht kennen, beklagen Vogelschützer.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Von 1. November bis zum 31. März 2025 herrscht an den drei großen oberbayerischen Seen – Chiemsee, Ammersee und Starnberger See – die "Winterruhe". Mit der freiwilligen Vereinbarung haben das bayerische Umweltministerium, der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und die Wassersportverbände der Seen abgemacht, den Wassersport während der Wintermonate einzustellen, um die Wildtiere zu schützen.

Zugvögel sind empfindlicher als einheimische Vögel

Laut der LBV-Gebietsbetreuerin am Starnberger See, Andrea Gehrold, schalten die Vögel während der Wintermonate nämlich in eine Art Energiesparmodus und bewegen sich so wenig wie möglich, weil die Nahrung knapp ist. "Für die Vögel ist es fatal, wenn sie von ihren Ruheorten aufgescheucht werden, weil bei jedem Flug wertvolle Energie verloren geht", erklärt Gehrold im Gespräch mit dem BR. Das beträfe insbesondere die Zugvögel, die im Winter aus noch kälteren Gebieten im Norden und Osten wie etwa Sibirien kommen. Die seien weit weniger an Menschen gewohnt wie heimische Vögel und ließen sich deshalb schneller verscheuchen, so Gehrold.

Ein Wassersportler kann schnell Tausende Vögel aufscheuchen

Deswegen ist die Winterruhe insbesondere an den drei großen oberbayerischen Voralpenseen so wichtig. Sie sind nämlich ein wichtiges Ziel für die Zugvögel: Zum einen bieten sie ausreichend Nahrung für die Gäste aus Nord und Ost, zum anderen frieren sie fast nie zu. 95 Prozent der Vogelpopulation an Chiemsee, Ammersee und Starnberger See bestünde im Winter aus Zugvögeln, so Andrea Gehrold. An jedem See suchten im Winter jeweils rund 20.000 Vögel ihre Ruhe. "Wenn hier ein Wassersportler unterwegs ist, kann er ganz schnell mal Tausende Vögel aufscheuchen", sagt die Vogelexpertin. Auch an den kleineren Seen gäbe es viele Wildtiere, die im Winter Ruhe bräuchten. Aber meist seien das heimische Vögel, die zutraulich seien und sich nicht ganz so leicht aufscheuchen ließen.

Nur am Chiemsee gibt es ausgewiesene "Winterruhezonen"

Die Wassersportverbände würden sich seit über 25 Jahren vorbildlich an ihre Selbstverpflichtung halten, sagt Gehrold. Doch zunehmend seien private Sportler das Problem, die die Winterruhe nicht kennen und sich mit dem Stand-up-Paddle-Board, dem Kajak oder dem Surfboard in die kalten Wellen wagen. Der LBV bittet auch sie, sich ebenfalls an den "Befahrungsverzicht" zu halten. Am Chiemsee sind besonders wichtige Ruhegebiete bereits als "Winterruhezonen" ausgewiesen, "an Starnberger See und Ammersee besteht da noch Nachbesserungsbedarf", so Gehrold. Die Verantwortung für die entsprechende Ausschilderung liege hier bei den zuständigen Landkreisen.

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