Wasser wird in Bayern immer knapper.  Prof. Harald Kunstmann, Hydrologe der Uni Augsburg, im Gespräch.
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Wasser wird in Bayern immer knapper. Prof. Harald Kunstmann, Hydrologe der Uni Augsburg, im Gespräch im BR-Studio Schwaben.

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Augsburger Wasserexperte: Trinkwasser-Umgang muss sich ändern

Temperaturen weit über 30 Grad im Freistaat, da lechzen Menschen, Tiere und Pflanzen nach Wasser. Der Augsburger Klimaforscher und Professor für Hydrologie Harald Kunstmann mahnt zum Handeln und sagt, das mache deutlich, wie kostbar Wasser sei.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Derzeit sind Felder und Wälder in Bayern viel zu trocken. Die Trinkwasserversorgung sieht Harald Kunstmann, Professor für Hydrologie, derzeit aber nicht gefährdet. Außerhalb, in der Landwirtschaft oder Forstwirtschaft etwa, sei das ganz anders, meint der Wissenschaftler aus Augsburg. Hier fehle bereits mancherorts das notwendige Nass. Künftig werde man verstärkt reglementieren, wer wofür Wasser entnehmen dürfe, so Kunstmann: "Es kann regional Verbote geben, dass zum Beispiel Grünanlagen nicht mit Leitungswasser bewässert werden dürfen. Oder dass man seinen Privatpool füllt."

Grundsätzlich sieht Kunstmann weniger den Privatmann in der Pflicht, als vielmehr auch Industrie und Unternehmen. Bayern sei ein in Sachen Wasser zweigeteiltes Land, mit einem vergleichsweise feuchten Süden und vergleichsweise trockenen Norden, betont Kunstmann. Daher werde jetzt die Fernwasserversorgung neu aufgestellt.

Bodensee-Wasser für Bayerns Trockengebiete

"Die jetzigen Planungen in Bayern gehen dahin, dass tatsächlich aus Sicherheitsgründen eine neue Fernwasserversorgung vom Bodensee, damit also Allgäu-Schwaben, über Franken bis hin nach Niederbayern gebaut wird," so Kunstmann. Es sei ein langfristiges Unternehmen, man werde also mindestens noch 20 Jahre warten müssen, bis es wirklich operativ in Betrieb sei. Der Wasserexperte stellt fest: "Wir müssen Möglichkeiten schaffen, eben Wasser aus der wasserreicheren südlichen Region auch in die nördlichen Regionen zu bringen."

Wissenschaftler sieht Konfliktpotenzial in Wasserknappheit

In dem Moment, in dem Wasser knapp wird, müsse geprüft werden, ob sich alle Akteure an die zugeteilten Erlaubnisse halten, betont der Augsburger Experte: "Und da entstehen natürlich Konflikte. Weil selbstverständlich kann man auch nicht erwarten, dass ein Landwirt seine Ernte in Gefahr bringt, wo er vielleicht mehr Wasser nimmt, als er in dem Moment entnehmen dürfte. Also ganz großes Konfliktpotenzial."

Probleme beim Wassermangel sind lösbar

Trotz aller Widrigkeiten bleibt der Hydrologe optimistisch: "Wir leben immer noch in einem von Wasser gesegneten Land, und wir haben die finanziellen Möglichkeiten, zu agieren." Man habe "noch sehr viel in der Hand, unser Wassermanagement weiter zu optimieren und auch diesen extremen Klima-Herausforderungen und Wasserknappheiten in Zukunft besser zu begegnen."

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