Um die bayerische Energieversorgung sicherzustellen, hofft Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) auf grünen Wasserstoff aus Schottland und Norwegen. Heute will er im schottischen Glasgow eine entsprechende Kooperation für Produktion und Lieferung vereinbaren. Am Mittwoch reist er in die norwegische Hauptstadt Oslo.
Bayerns erneuerbare Energien reichen nicht aus
Die eigenen erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik reichen laut Aiwanger nicht aus, um damit in naher Zukunft fossile Energieträger wie Erdöl oder Kohle zu ersetzen. "Entweder wir bleiben weiterhin abhängig von fossilen Importen - wie Erdgas, Erdöl oder Kohle – oder wir reduzieren unsere Industrie. Beides wollen wir nicht“, sagt der Wirtschaftsminister.
2020 wurden in Bayern 52 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. Bis 2030 könnten es laut Wirtschaftsministerium bis zu 80 Prozent sein. Reichen würde das nicht. Aiwanger sieht die Lösung in grünem Wasserstoff. Der solle in den kommenden Jahrzehnten einen Großteil der Energieversorgung abdecken. Ohne grünen Wasserstoff könne der Energiehunger der bayerischen Wirtschaft in Zukunft nicht gestillt werden, so Aiwanger. Deswegen nimmt er nun Wasserstoffpartnerländer in Europa in den Fokus. Ziel sei es, Partner für eine langfristige Zusammenarbeit zu finden und auszuloten, ob sich Bayern zum Beispiel an Windparks und an Elektrolyseuren - also an Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff - beteiligen könne.
Golfregion und Südafrika: Suche nach Energiepartnern
Bereits Mitte Mai hatte die bayerische Staatsregierung eine Energie-Partnerschaft mit Südafrika vereinbart. Melanie Huml (CSU), Ministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, ist dafür in die südafrikanische Provinz Westkap gereist, um eine Kooperation zur Nutzung von grünem Wasserstoff zu starten. Eine "Wasserstoff-Reise“ von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in die Golfstaaten musste vor Ostern wegen einer Corona-Infektion kurzfristig abgesagt werden.
Söders Reisepläne nach Saudi-Arabien und die Emirate waren umstritten. Der Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig von den Grünen kritisierte: "Das sind Autokratien.“ Wasserstoff gebe es auch in vielen anderen, demokratischen Ländern. Außerdem wäre Wasserstoff aus Saudi-Arabien nicht grün, sondern grau, vermutete Stümpfig. Das heißt, er würde nicht aus erneuerbaren Energien hergestellt, sondern aus Erdgas, also fossilen Energien. "Das wäre Etikettenschwindel“, so der Grünen-Politiker.
Grüner Wasserstoff aus Europa
Diesem Vorwurf will nun Vize-Ministerpräsident und Freie Wähler-Chef Aiwanger vorbeugen. Er setzt darauf, mit grünem Wasserstoff aus der Nachbarschaft zu punkten. Aiwanger betont, dass Norwegen und Schottland "quasi vor der Haustür“ lägen. Es sei sinnvoller, im europäischen Raum den Kontakt aufzubauen - wo die selben Gesetze gelten würden, der gleiche kulturelle Hintergrund vorliege und die Liefermöglichkeiten nach Deutschland schon vorhanden seien.
Begleitet wird der Wirtschaftsminister bei seiner Reise nach Schottland und Norwegen von Energieexperten, Vertretern der Wirtschaft und Landtagsabgeordneten verschiedener Parteien. Neben offiziellen Terminen mit Politikern sind auch Treffen mit schottischen und norwegischen Akteuren der Wasserstoffproduktion geplant.
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