Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat nach Krisengesprächen in Ägypten eindringlich an die islamistische Terrormiliz Hamas appelliert, alle aus Israel verschleppten Geiseln freizulassen. Der Bundesregierung seien acht Fälle mit Bezug zu deutschen Staatsangehörigen unter den Verschleppten bekannt, darunter die meisten Doppelstaatler, sagte die Grünen-Politikerin am Samstag nach einem Treffen mit ihrem ägyptischen Kollegen Samih Schukri in der Hauptstadt Kairo.
Lage der Geiseln im Mittelpunkt der Gespräche
Man nutze alle Kanäle, "um Informationen zu bekommen, in wessen Händen die Geiseln sind und um alles dafür zu tun, dass diese unschuldigen Menschen freigelassen werden", ergänzte die Außenministerin.
Bei ihrem Besuch in Israel am Freitag habe sie darüber intensiv mit den Angehörigen gesprochen, so Baerbock. Die Lage der Geiseln habe auch im Mittelpunkt ihrer Gespräche in Ägypten gestanden.
Freilassung der Geiseln "Gebot der Menschlichkeit"
Die Freilassung der Geiseln "ist ein Gebot der Menschlichkeit", sagte Baerbock. Darüber sei sie sich mit ihren Gesprächspartnern einig gewesen. Sie versicherte: "Wir werden gemeinsam alle Anstrengungen dafür unternehmen, die deutschen Geiseln, aber es gibt eben doch viele andere Nationalitäten, entsprechend freilassen zu können."
Die Bundesregierung arbeite zudem mit Ägypten und Israel intensiv daran, Lösungen für die baldige Ausreise der deutschen Bürgerinnen und Bürger aus Gaza nach Ägypten über den Grenzübergang Rafah zu finden. Die logistischen Voraussetzungen dafür seien geschaffen. Für eine Öffnung des Grenzübergangs sei aber Sicherheit notwendig.
Baerbock: Kampf gegen Hamas mit Rücksicht auf humanitäre Lage
Die Ministerin appellierte an Israel, beim Kampf gegen die Hamas Rücksicht auf die humanitäre Situation zu nehmen. Hamas sei für die verzweifelte Lage der Menschen in Gaza verantwortlich. "Der Terror ist das Grundübel. Er muss bekämpft werden, sonst wird es keinen Frieden und keine Sicherheit geben."
Andererseits werde neues großes Leid unter der Zivilbevölkerung in Gaza "nicht nur den Nährboden für neuen Terrorismus schaffen, sondern auch jegliche bisher erreichte Annäherungsschritte mit den arabischen Nachbarn der letzten Monate in Gefahr bringen". Dieses terroristische Kalkül dürfe nicht aufgehen.
"Daher muss der Kampf gegen Hamas mit größtmöglicher Rücksicht auf die humanitäre Situation, auf unschuldige Frauen, Kinder, Männer geführt werden", forderte Baerbock. "In diesem Sinne appelliere ich an alle, ob bei uns oder in der arabischen Welt, zwischen Terroristen und der Zivilbevölkerung zu unterscheiden. Der Kampf richtet sich gegen Hamas und nicht gegen die Palästinenser."
"Den Menschen in Gaza fehlt es gerade an allem"
Baerbock betonte, sie sei "nonstop" mit den Vereinten Nationen und den Partnern in Gesprächen, wie humanitäre Hilfe für den Gazastreifen organisiert werden könne. Geeignet dafür sei der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen. "Den Menschen in Gaza fehlt es gerade an allem", sagte die Grünen-Politikerin.
Die Bundesaußenministerin hatte sich in Kairo auch mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan und mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, getroffen. Details aus den Gesprächen wurden zunächst nicht bekannt. Am Samstagnachmittag flog Baerbock zurück nach Berlin.
Mit Informationen der dpa und Reuters
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