Eigentlich sollte das Bartgeier-Paar im Tiergarten Nürnberg nach fünf erfolgreichen Aufzuchten wieder eigene Junge bekommen. Weil das in diesem Jahr nicht klappte – ein Ei war unbefruchtet, im anderen starb der Embryo noch vor der Schlupf – wurden die beiden zu Adoptiv-Eltern. Seit Kurzem lebt der kleine Wastl aus Österreich bei dem Bartgeier-Paar und fühlt sich wohl bei ihnen.
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Adoptiv-Eltern füttern Bartgeierküken
Das Bartgeierküken kommt aus der Zuchtstation Haringsee in Österreich. Wie die Stadt Nürnberg mitteilt, schlüpfte Wastl am 6. März. Zuvor sei es in einem speziellen Brutapparat bebrütet worden, der sogenannten Kunstbrut. Mitte März kam der Jungvogel im Tiergarten an. Dort hätten die Adoptiv-Eltern das Küken gut angenommen, fütterten und pflegten es, heißt es. Die Erleichterung darüber ist im Tiergarten groß, denn zum einen wurden die beiden Bartgeier bislang noch nicht als Ammen eingesetzt – zum anderen war der Transport eines so jungen Kükens durchaus aufwändig.
Küken-Transport im warmen Nest
Wastl sei in einem warmen Nest transportiert worden, dauernd betreut von einer erfahrenen Pflegerin, so die Stadt Nürnberg in einer Mitteilung. „Über die spezifischen Lautäußerungen des Winzlings konnte die routinierte Betreuerin erkennen, ob und wie sie reagieren muss, um das Wohlbefinden des empfindlichen Jungvogels sicherzustellen“, berichtet der Gründer und wissenschaftliche Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee, Dr. Hans Frey. Das Brutpaar im Tiergarten Nürnberg sei eines der ältesten und erfolgreichsten im ganzen europäischen Zuchtnetz und erfülle auch als Adoptiv-Eltern eine wichtige Funktion. Wenn Wastl groß ist, soll auch er in der Zucht eingesetzt werden und für Nachwuchs sorgen.
Bartgeier seit 1965 im Tiergarten Nürnberg
Der Tiergarten Nürnberg hält bereits seit 1965 Bartgeier. Die erste erfolgreiche Nachzucht eines Jungtiers gelang aber erst 1997. Die Bartgeier in Nürnberg sind Teil des europäischen Zuchtprogramms EEP, das den Erhalt der Art und auch deren Wiederansiedelung in der Natur zum Ziel hat. Mit seinen Nachzuchten unterstützte der Tiergarten bereits Auswilderungsprojekte in Spanien und Frankreich.
Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Heute leben hier wieder ungefähr 300 Bartgeier, darunter mehr als 60 Zuchtpaare. Der Bartgeier zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt.
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