Chiemgau-Korrespondentin Christine Haberlander, neben ihr ein ausgestopfter Bartgeier
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Chiemgau-Korrespondentin Christine Haberlander

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Bartgeier und Waldrapp fühlen sich in Oberbayern wohl

Bartgeier und Waldrapp fühlen sich in Oberbayern wohl

Bartgeier und Waldrapp werden wieder heimisch in Oberbayern. Im Nationalpark Berchtesgaden sind gerade zwei weitere Bartgeier flügge geworden, im Burghausen brüten die Waldrappe. BR24 sprach mit Experten über Stand und Zukunft dieser beiden Projekte.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Erst "Walli" und "Bavaria", dann "Recka" und "Dagmar" und nun – im dritten Jahr des Bartgeier-Auswilderungsprogramms im Nationalpark Berchtesgaden – "Sisi" und "Nepomuk". Das Bartgeier-Pärchen ist vor gut einem Monat in die Felsnische gesetzt worden. Vergangene Woche sind sie flügge geworden. Zuerst hob Sisi ab, am Tag darauf Nepomuk.

Lieber flügge statt einsam in der Felsnische

Bei der damals 114 Tage alten Sisi lag das "fast im Erwartungsbereich", wie Toni Wegscheider, Bartgeier-Experte des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), im Interview mit BR24 erklärte. "115 bis 120 Tage ist normal. Sie ist eine Frühstarterin gewesen, sehr früh entwickelt und sehr fit." Dass der nur 107 Tage alte Nepomuk so schnell folgte, hat für Wegscheider einen simplen Grund: "Er hat es einfach nicht ausgehalten ohne sie. Er hat gesehen, wie sie vor ihm rumsegelt, und dann ist der Ehrgeiz groß geworden. Wir sind sehr stolz auf unsere Geier."

Harmonie pur: "Sisi" füttert "Nepomuk"

Obwohl Sisi ein Kilogramm schwerer und weit größer und dominanter als Nepomuk ist und die Fachleute deshalb Sorge hatten, dass die beiden sich möglicherweise nicht vertragen, gab es keine Probleme. "Er ist ein sehr Quirliger, ein sehr Lebhafter, der sich nix von ihr gefallen lässt. Jetzt geht die Harmonie so weit, dass sie ihn sogar füttert wie die Mama quasi."

Stürme wie vergangene Woche oder auch Gewitter können den jungen Vögeln kaum was anhaben. "Die beiden wissen natürlicherweise, wo sie Schutz finden. Regen macht ihnen gar nix aus. Die Federn sind wie Dachziegel. Die werden kaum nass dabei", sagte der LBV-Mann.

Bartgeier-Auswilderung: "Wie ein Wanderzirkus"

Bartgeier auszuwildern, das sei "wie ein Wanderzirkus", verdeutlichte Wegscheider. "Das macht man zehn, fünfzehn Jahr an einer Stelle und dann zieht man weiter. Es geht dann weiter Richtung Kroatien, Richtung Südalpen. Bei uns ist definitiv in ein paar Jahren Schluss. Wenn wir erste Brutpaare kriegen, die selber reproduzieren, hören wir auf mit den Bartgeiern. Die können das dann auch selbst."

Die Waldrappe von Burghausen

Die Waldrappe, die in der Burgmauer von Burghausen nisten, können das schon. Mit verantwortlich dafür ist Johannes Fritz, der das europäische Waldrapp-Projekt leitet. Die ersten Jungvögel kamen vor gut 15 Jahren aus Zoos und wurden von Menschen aufgezogen, was Ziehmütter und -väter rund ein halbes Jahr rund um die Uhr forderte. Den Vögeln musste beigebracht werden, dass sie hinter einem Leichtflugzeug her von Burghausen ins Winterquartier in der Toskana fliegen.

"Ein soziales Band knüpfen"

"Es gilt nicht nur, die Küken optimal aufzuziehen, dass sie schön wachsen, sich schön entwickeln, sondern der Hauptanspruch eigentlich ist, ein soziales Band zu knüpfen zwischen jedem einzelnen dieser Küken und den Zieheltern", berichtete Fritz in BR24. Wenn dieses Band gut geknüpft sei, habe man Waldrappe, die man darauf trainieren könne, einem Fluggerät nachzufliegen. Dann im Leichtflugzeug zu sitzen und neben sich die Waldrappe in der Luft als Begleiter zu haben – "manchmal so nahe, dass sie einen begrüßen" –, das seien "intensive, sehr berührende, vielleicht zum Teil sogar surreale Erlebnisse, die man da hat".

Biologe Fritz: Artenvielfalt schützt Ökosysteme

Während die Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden Aasfresser sind und sich überwiegend von Knochen ernähren und somit eine sichtbare Funktion fürs Ökosystem haben, könnten die "Bayern auch gut weiter ohne Waldrapp leben", sagte Biologe Fritz – und schob gleich hinterher: "Wir wissen, dass ein massiver Artenschwund momentan stattfindet. Und andererseits wissen wir, dass Ökosysteme und Biotope, grad in solchen Zeiten, wenn sie unter Druck sind durch den Klimawandel, umso stabiler sind, je größer die Artenvielfalt ist." Deshalb tue man generell gut daran, Artenvielfalt zu erhalten oder wie im Fall des Waldrapps wiederherzustellen.

Da der Mensch den Waldrapp in Mitteleuropa ausgerottet hat, sieht Fritz in dessen Wiederansiedelung auch "eine moralische, eine gesellschaftliche Verpflichtung, das uns Mögliche zu tun".

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