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Bauernpräsident Joachim Rukwied

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Bauernverband und Landwirtschaft

Lange vor Hightech, Laptop und Lederhose lebte der Freistaat vor allem von der Landwirtschaft. Ein Grund, warum die CSU bis heute nicht an den Interessen der Landwirte und am Bauernverband vorbeiregieren kann. Von Arne Wilsdorff

"Gemessen an der Anzahl noch praktizierender Bauern ist deren Einfluss auf die Politik überproportional",sagt Markus Ganserer, Landtagsabgeordnete der Grünen. Er und Stephan Kreppold vom Bund Naturschutz sehen die CSU und Bauernverband weitgehend als Aktionseinheit. Und weil in Bayern die CSU seit Jahrzehnten die Staatsregierung stellt, sitzt der Bauernverband in den Augen der Umweltschützer quasi mit am Kabinettstisch. Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, ist sich seiner Macht-Position in der Forst- und Landwirtschaft durchaus bewusst.

Machtfaktor "organisatorische Verwurzelung"

Der Bauernverband zählt 150.000 Mitglieds-Betriebe. Davon sind zwar nur noch gut 100.000 wirklich aktive Bauern. Aber auch die ehemaligen Bauernfamilien unterstützen damit weiterhin ihren Bauernverband. Die Gemeinde-Gebietsreform der 1970er Jahre hat der Bauernverband einfach ignoriert. Das heißt, es gibt heute nur noch rund 2.000 Gemeinden, aber 6.500 Ortsverbände des Bauernverbandes.

Bauernverband als Bremser

Horst Arnold, der Landwirtschaftsexperte der Landtags-SPD, hat zwar manchmal das Gefühl, er könne Positionspapiere des Bauernverbandes in Landtagsvorlagen der CSU-Fraktion wiedererkennen. Aber die Linie von Landwirtschaftsminister Brunner, dem Bauernverband auch einmal Kontra zu geben, die erkennt Horst Arnold gerne an.

Autobahnbau und Gewerbeansiedlung

Vor allem im Umwelt- und Artenschutz stehe der Bauernverband ständig auf der Bremse, kritisiert der Bund Naturschutz-Chef Hubert Weiger. Zwar setze sich der Verband offiziell gegen den Flächenfraß ein, im Kampf gegen Autobahnbau und die Gewerbeansiedelung stünden die Naturschützer aber im Regelfall alleine da.

Agrarminister Helmut Brunner sorgt sich vor allem darum, dass er auch künftig genug Geld hat für alle die Zuschüsse. Die Agrarpolitik finde mit ihren Förderprogrammen nur dann Akzeptanz in der Gesellschaft, wenn die Mitbürger begreifen:

"Das ist auch für sie ein Mehrwert, wenn wir eine flächendeckende Bewirtschaftung mit bäuerlichen Familienbetrieben gewährleisten." Helmut Brunner

Für Stephan Kreppold vom Bund Naturschutz geht das aber nur, wenn sich der Bauernverband künftig verstärkt für ökologische Anbaumethoden zugunsten der Natur öffnet. Dieser Debatte müsse er sich stellen. Vor allem ginge es nicht nur darum, die Methoden besser zu kommunizieren. Vielmehr müssten die Methoden auf den Prüfstand. Aus Sicht des Grünen Landtags-Abgeordneten Markus Ganserer müsste sich dafür aber zunächst einmal die CSU stärker vom Einfluss des Bauernverbandes emanzipieren.