Hinter einer unscheinbaren, mit dunklen Farben bemalten Tür erstreckt sich mitten in der niederbayerischen Einöde bei Landshut eine ganz eigene Welt. Unter bewachsenen Rundbögen hindurch, vorbei an kleinen Engeln und Skulpturen aus Stein, öffnet sich der Blick auf ein großes, imposantes, von oben bis unten bemaltes Haus. Hier wohnt und arbeitet der Maler Bernhard Kühlewein.
Ein arbeitsreiches Paradies
"Es ist ein Paradies, aber ein arbeitsreiches", sagt er mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. "Es wird einem nicht geschenkt, aber wenn man fleißig ist, wird etwas dazu geschenkt. Ich finde, das ist das Allerschönste am Leben." Fleißig ist Kühlewein in jedem Fall. Als er das ehemalige Bauernhaus vor vielen Jahren kauft, ist es in einem so schlechten Zustand, dass er es erst bewohnbar machen muss. Später gestaltet er es sich frei nach seiner eigenen Vorstellung. Lichtdurchflutete Räume, zahlreiche Teppiche auf dem Boden, Kunstgegenstände aller Art – kaum eine Fläche ist nicht in irgendeiner Weise gestaltet. Vor allem aber die Wände fallen ins Auge: Bedeckt mit pastellfarbener, blumiger Tapete und davor Kühleweins eigene, zum Teil leuchtende Bilder.
Bunte Bilder vor bunter Tapete
Bilder vor einer weißen Wand könne er sich überhaupt nicht vorstellen, erklärt er. Die Tapete hingegen gebe dem Raum eine besondere Schönheit. "Wenn meine Bilder gut sind, müssen sie dagegen ankommen", so Kühlewein. Zum Arbeiten zieht er sich allerdings lieber in das benachbarte Atelier zurück. Einen Ort, an den er niemanden lässt, nicht einmal seine Frau. "Es ist gewissermaßen mein Herzenskämmerlein. Ein Besuch würde mich beunruhigen", erklärt er. Denn es stünden dort viele unfertige Bilder und Farbmischungen herum, die keinen Menschen was angingen.
Kunst ist ein unvorstellbares Geheimnis
Teilweise über mehrere Jahre malt er an ein- und demselben Bild. Grenzen in seinen Bildern kennt er nicht. Auf einen Stil will er sich nicht festlegen. Dennoch lassen sich gewisse Gemeinsamkeiten erkennen: Viele seiner Werke spielen mit klaren Konturen, mit leuchtenden Farben, verfremden Alltagsszenen oder Landschaften. Auch Linien haben es ihm angetan. Über sich selbst sagt er: "Ich bin kein Künstler, ich bin Maler." Denn Kunst sei für ihn "ein unvorstellbares Geheimnis, ein Blick in eine Welt, die ich im Alltag nicht finde." Aber ob Künstler oder nicht, die Malerei bedeutet ihm alles. "Es ist mein Leben", sagt der 85-Jährige. Entsprechend wolle er sich noch lange nicht zur Ruhe setzen, sondern so lange weitermalen, solange es körperlich und geistig möglich ist. "Damit bin ich dann zufrieden", so Kühlewein.
Vermächtnis an die Museen der Stadt Landshut
Aber auch über die weitere Zukunft hat er bereits nachgedacht und über die letzten Jahre fast alle seine Bilder den Museen der Stadt Landshut vermacht. Zum ersten Mal werden jetzt in der Heiliggeistkirche rund 40 seiner größten Gemälde ausgestellt. "Ich merke, sie gehören mir nicht mehr", sagt Kühlewein, als er davorsteht. "Ich sehe sie jetzt so, als hätte ich sie selber gar nicht gemalt. Mich überwältigt das." Filigrane Kirchenfenster, Akte, Szenen aus dem Alltag – die große Bandbreite von Kühleweins Kunst leuchtet einem hier aus meterhohen Bildern entgegen. In der schlichten gotischen Kirche entfalten sie eine einzigartige Wirkung.
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