Mehr als 130 Millionen E-Rezepte sind deutschlandweit seit Januar schon eingelöst worden – das berichtet die Gematik (Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte), die die Infrastruktur für die elektronische Gesundheitskarte betreibt. Auch in Bayern werden die E-Rezepte schon viel genutzt. Der Bayerische Hausärzteverband berichtet, dass rund 97 Prozent der Praxen die E-Rezepte schon ausstellen würden. Doch vor allem bei der Software gibt es immer wieder Probleme, mit denen Arztpraxen und Apotheken zu kämpfen haben.
Immer wieder technische Ausfälle
Margit Schlenk betreibt ihre Apotheke im Nürnberger Stadtteil Mögeldorf. Seit Januar kommen die Kunden zu ihr, um ihre E-Rezepte einzulösen. Die elektronische Gesundheitskarte in das Kartenlesegerät gesteckt, die Daten auf dem Server abgerufen und dann sollte der Kunde das Medikament in der Apotheke bekommen können – eigentlich, sagt sie.
Doch immer wieder gibt es Probleme mit dem System. Das komme häufig auch morgens zwischen 8.00 und 10.00 Uhr vor. Das E-Rezept laufe über eine Datenautobahn und um darauf zu fahren, brauche es viele Auffahrten. Doch daran hake es oft, denn die Anbieter hätten häufig technische Probleme, sagt sie. Auch andere Apotheken in Nürnberg hätten diese Schwierigkeiten, berichtet Schlenk, die auch Sprecherin des Bayerischen Apothekerverbands ist. Das Ganze koste Zeit, Energie und viel Nerven und verunsichere auch die Kunden. Schlenk ist sauer, das Ganze sei ein "No-Go".
Ähnlich argumentiert auch Anke Rüdinger, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands. Es gebe Schwierigkeiten bei den Softwaresystemen in den Apotheken, aber auch bei den Arztpraxen. Je nachdem, welche Software installiert sei, hapere es bei der Übertragung: "Im Großen und Ganzen kann man sagen: Es läuft meistens, aber meistens ist im Gesundheitswesen nicht genug". Besonders mit einem Dienstleister habe es immer wieder Probleme gegeben, das Grundproblem sei wohl inzwischen behoben. Insgesamt sei das Vertrauen in die Technik nicht sehr groß. Jeder lauere darauf, wann die nächste Störungsmeldung käme, so Rüdinger.
Bayerischer Hausärzteverband: Patienten nicht ausreichend informiert
Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, Wolfgang Ritter, ärgert sich ebenfalls über die häufigen Unterbrechungen der Telematikinfrastruktur in den Praxen. Das Ganze ginge mit einem hohen Zeitverlust einher. Außerdem beklagt er, dass die Patienten nicht im Vorfeld ausreichend darüber informiert worden seien, wie das E-Rezept eigentlich funktioniert. Das bleibe am Praxisteam hängen, so Ritter. Fehlende Aufklärung beim E-Rezept bemerkt auch Florian Schumacher immer wieder, der seine Hausarztpraxis im Nürnberger Stadtteil Gostenhof hat. Sein Team versuche es dann mit Humor, den Patienten das E-Rezept näherzubringen. Man erzähle diesen dann zum Beispiel, dass die Daten in die Wolke (Cloud) geladen werden, auf die die Apotheke dann Zugriff haben.
Kosten des Supports nicht gedeckt
Das System ist bei Florian Schumacher bisher zweimal abgestürzt, berichtet er. Seitdem laufe es einigermaßen stabil. Dennoch ärgert er sich, denn die Kosten für den technischen Support und seinen Techniker würden in der Regel an ihm hängen bleiben und nicht erstattet werden. Das kostet Geld und Zeit, die dann nicht für die Patienten zur Verfügung steht. Vom großen Nutzen des E-Rezepts ist er zudem nicht ganz überzeug: Eine Krankenhausüberweisung oder Privatrezepte gebe es zum Beispiel weiterhin auf Papier.
"Vorher alle an einen Tisch setzen"
Anke Rüdinger vom Deutschen Apothekenverband ist prinzipiell vom Nutzen des E-Rezepts überzeugt, sie sei ein Fan davon. Sie hätte sich aber gewünscht, dass es im Vorfeld Gespräche mit allen Beteiligten gegeben hätte: "Wir Apotheker sind wie so oft das letzte Glied in der Kette und diejenigen, die es ausbaden müssen." Insgesamt sei das E-Rezept aber zeitgemäß. Zum Beispiel, wenn ein Rezept verändert werden müsse und man die Arztpraxis erreiche, könne es direkt elektronisch geändert werden.
Im Video: So ist die Zwischenbilanz zum E-Rezept
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