Zwei Rettungstransporter der Malteser parken auf einem Hof. Auf dem Wagen steht in schwarzer Schrift auf rotem Hintergrund "Rettungsdienst". Auf der Seite des Krankenwagens steht auf rotem Hintergrund 112. Außerdem steht auf beiden Transportern Malteser, daneben ist das Zeichen der Hilfsorganisation abgebildet.
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Seit einem halben Jahrhundert im Einsatz, um Leben zu retten: Die Bamberger Malteser werden 50.

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Fahrt im Rettungswagen: Von Baldrian zu hochmoderner Technik

Der Rettungsdienst der Malteser in Bamberg feiert in diesem Herbst sein 50-jähriges Bestehen. 1973 waren die Rettungstransporter allerdings noch schlecht ausgestattet. Inzwischen haben die Notfallsanitäter hochmoderne Geräte an Bord.

Notfallsanitäter Kevin Knaak und sein Kollege Jan Hergeth überprüfen im Rettungswagen der Malteser ihre Ausrüstung. Der Rettungswagen ist hochmodern ausgestattet: Defibrillator, EKG und ein Gerät für die Sauerstoffmessung sind für die Wiederbelebung oder bei Herzkreislauferkrankungen für den Transport der Patienten Standard.

Über die Leitstelle in Bamberg werden die beiden jungen Sanitäter gleich zu Arbeitsbeginn um kurz nach 10 Uhr über einen Notfall informiert. Jemand habe die 112 gewählt, weil eine Person ohnmächtig in einer Wohnung liege, so der 28-jährige Kevin Knaak. Auch ein Notarzt wurde bereits informiert.

Seniorin öffnet die Tür nicht

Mit Blaulicht fahren die beiden Sanitäter in eine ruhige Wohngegend im Osten Bambergs. In einem Mehrfamilienhaus wohnt eine fast 90-jährige Frau. Ihre Nachbarin hat den Notarzt gerufen, weil die Seniorin am Morgen die Türe nicht aufgemacht hatte. Inzwischen ist die Nachbarin in der Wohnung und weist die Sanitäter ein. Die Seniorin ist ansprechbar, wirkt aber benommen. Die Sanitäter versorgen die Patientin und fragen nach, ob sie genug getrunken habe.

Der Notarzt trifft ein und eilt in die Wohnung. Nach einer halben Stunde geht es der alten Frau wieder besser. Sie habe zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen und sei deshalb am Morgen nicht aufgewacht, als die Nachbarin geklingelt habe, erklärt Kevin Knaak: "Sie hat eine Infusion erhalten und ist wieder wacher und klarer, wollte aber nicht mit ins Krankenhaus. Ihre Angehörigen kommen am Nachmittag vorbei, um nochmal nach ihr zu schauen."

Rund 170.000 Einsätze der Malteser in Bayern

Kaum sitzen die beiden Sanitäter wieder im Rettungswagen, um zurück auf die Wache zu fahren, kommt der nächste Notruf aus einer Hausarztpraxis rein. Jan Hergeth schaltet das Blaulicht ein und fährt so schnell es geht über die Autobahn in Richtung Hassberge.

In Deutschland sind die Malteser an rund 700 Standorten vertreten. In Bayern sind laut dem Malteser Hilfsdienst rund 100 Rettungs- und Krankentransportwagen sowie Notarzteinsatzfahrzeuge im Einsatz, die im Jahr etwa 170.000 Mal zur Hilfe eilen. In Bamberg sind die Malteser als Hilfsorganisation neben dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) mit einigen Rettungswagen im Einsatz. Jede Rettungswache ist mit einem oder mehreren dieser Wagen ausgestattet. Sie sollen in 12 Minuten am Einsatzort sein.

Vor 50 Jahren waren Rettungswagen ohne EKG

Der Malteser Rettungsdienst der Erzdiözese Bamberg feiert in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen. Das Einsatzgebiet zieht sich über den Landkreis Bamberg bis nach Forchheim im Süden und Lichtenfels im Norden. Mit ins Leben gerufen hat den Rettungsdienst 1973 der Arzt Norbert Schmid. "Damals waren die Rettungsautos allerdings noch ganz anders ausgestattet", erzählt er. Neben Liegen seien Baldriantropfen und Riechstäbchen mit Ammoniak anfangs Teil der Ausrüstung gewesen. Es habe noch keine modernen Geräte wie Elektrokardiogramm oder Defibrillator zur Wiederbelebung gegeben.

Seit 2014 werden Notfallsanitäter ausgebildet

Nicht nur die Geräte haben sich über die Jahre verändert, sondern auch die Ausbildung der Sanitäter. Inzwischen besteht der Rettungsdienst in Bayern fast ausschließlich aus Festangestellten, die eine dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter absolvieren.

2014 hat die Berufsbezeichnung Notfallsanitäter den Beruf des Rettungsassistenten abgelöst. Die bis dahin beschäftigten Rettungsassistenten bei den Maltesern in Bamberg konnten unter bestimmten Voraussetzungen eine Ergänzungsprüfung ablegen und dadurch zu Notfallsanitätern werden, so Claudia Ramminger, Diözesangeschäftsführerin der Malteser in Bamberg. Früher hätte sich zudem der Rettungsdienst nur zur Hälfte aus hauptamtlichen Mitarbeitern zusammengesetzt. Die andere Hälfte waren Zivildienstleistende oder Ehrenamtliche.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter würden viele Menschen absolvieren wollen, die ausgebildeten Sanitäter sind in einigen Bereichen des Gesundheitssystems begehrt. Eine große Herausforderung sei es momentan, genügend qualifiziertes Personal zu finden, so Ramminger. Oft werde den Rettungssanitätern auch zu wenig Wertschätzung entgegengebracht, so Norbert Schmid. Das sei früher anders gewesen.

Mann erleidet anaphylaktischen Schock

Die Sanitäter Kevin Knaak und Jan Hergeth sind inzwischen mit ihrem Krankenwagen an einer Hausarztpraxis in Rattelsdorf angekommen. Die Ärztin informiert sie über den Gesundheitszustand eines Mannes, der auf einer Trage liegt. Der Patient sei kreislaufstabil, ein Insektenstich sei nicht bekannt, erklärt die Ärztin den Sanitätern. Auch der Notarzt wurde aus Lichtenfels dazu gerufen, denn der Patient hat einen anaphylaktischen Schock erlitten. Das ist eine starke allergische Reaktion, die sehr plötzlich auftritt und durch das Zusammenbrechen mehrerer Organsysteme Lebensgefahr bedeuten kann. Die Zunge des Patienten ist stark angeschwollen.

Kevin Knaak hört die Lunge des Patienten ab. Dann transportieren die Sanitäter und der Notarzt den Mann aus der Hausarztpraxis in den Rettungswagen. Er wird an das EKG-Gerät angeschlossen und bekommt eine Infusion. "Wenn die Zunge weiter anschwillt, könnte das den oberen Atemweg blockieren", so Sanitäter Knaak. Der Mann erhält Medikamente, welche die Schwellung eindämmen. Trotzdem müsse der Patient im Krankenhaus überwacht werden, betont Knaak. Er werde nun ins Klinikum Scheßlitz gebracht, sei aber nicht in Lebensgefahr.

Oft jede Stunde ein anderer Einsatz

Schon am Vormittag ist viel los bei den beiden Sanitätern des Malteser Hilfsdienstes. Zehn Stunden sind sie in dieser Schicht unterwegs und retten in dieser Zeit immer wieder Menschenleben. Oft hätten sie jede Stunde einen anderen Einsatz. Aber gerade das mache ihm Spaß, erzählt der 28-jährige Kevin Knaak. Menschen zu helfen und immer wieder etwas Anderes zu erleben, sei in seinem Beruf das Schönste. Und schon wieder meldet sich sein Piepser. Die regionale Leitstelle, die über die 112 erreicht wird, hat ihnen einen neuen Einsatz zugewiesen. Die beiden Sanitäter fahren mit Blaulicht zum nächsten Patienten und hoffen, dass sie rechtzeitig bei ihm oder ihr eintreffen werden.

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Vor 50 Jahren waren die Krankenwagen noch schlecht ausgestattet.

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