Mitten am Tag ist am Montag die 20 Meter hohe Buche im Würzburger Ringpark plötzlich umgestürzt und hat eine Radfahrerin unter sich begraben. Im Krankenhaus ist die 59-Jährige dann ihren schweren Verletzungen erlegen. Hätte der tödliche Unfall vermieden werden können? Die Aussage eines Biologen belastet die Stadt Würzburg.
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Biologe: Wegen Pilz bestand Einsturzgefahr
Rainer Heß war zehn Jahre lang für die höhere Naturschutzbehörde Unterfranken tätig. Der 81-jährige Biologe und Hobbyfotograf hatte die Unglücksbuche in den vergangenen Jahren immer wieder abgelichtet und starken Pilzbefall mit dem Riesenporling an der ganzen Baumgruppe festgestellt, erklärt er im Gespräch mit BR24: "Der Pilz ist immer am Grund vom Baum, wo die Wurzel abgestorben ist. Der zieht die letzten Mineralien aus dem Totholz dann raus. Und jeder Sachverständige sagt: Holla, da besteht Einsturzgefahr." Dass der Baum so schnell gefallen sei, sei Schicksal, ergänzt er.
Pilzbefall mehrfach der Stadt Würzburg gemeldet
Heß betont, er habe den Pilzbefall des Baums mehrfach der Stadt gemeldet, erstmals 2021. Der Pilzbefall, sagt Heß, sei dem Umweltamt bekannt gewesen. Man hätte den Baum für tot erklärt und trotzdem sei, so scheint es, von keiner akuten Gefahr ausgegangen worden. Der 81-Jährige erklärte, er wisse um das Bestreben, Bäume so lange wie möglich zu erhalten, da sie eine wichtige Aufgabe erfüllten und als Biotop vielen vom Aussterben bedrohten Insekten dienten.
Stadt war Pilzbefall bekannt
Inzwischen hat sich die Stadt Würzburg zu den Vorwürfen des Biologen geäußert: Der Pilzbefall an dem Baum sei der Stadt bekannt gewesen, so ein Pressesprecher auf die wiederholte Anfrage von BR24. Er betonte aber nochmals, dass die Bäume im Würzburger Ringpark regelmäßig kontrolliert würden. Die 20 Meter hohe Buche sei im letzten Dezember ausgiebig begutachtet und auch zwischenzeitlich in Augenschein genommen worden. Die Stadt versicherte, dass drei Baumkontrolleurinnen und Baumkontrolleure des Gartenamts regelmäßige Kontrollen durchführen. Zusätzlich verfüge die Stadt über einen Fachagrarwirt Baumpflege, der auch eingehende Untersuchungen durchführt. Bei Bedarf werden auch Baumkontrollen an externe Sachverständige vergeben.
Gutachten wird in einigen Wochen erwartet
Zu Prognosen zur Unfallursache werde sich die Stadt dennoch zurückhalten und die laufenden Untersuchungen abwarten. Zum Unfallgeschehen ermittelt die Würzburger Polizei in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft. Auf deren Anordnung wurde auch ein Baumsachverständiger hinzugezogen, der ein Gutachten erstellt. Auch der Pilzbefall soll in die Beurteilung mit einfließen, versicherte ein Pressesprecher der Stadt Würzburg. Das Ergebnis des Gutachtens wird erst in einigen Wochen erwartet.
Der Baum war am Montagnachmittag bei Windstille entwurzelt und umgestürzt und hatte eine 59-jährige Radfahrerin erschlagen. Eine 25-jährige Fußgängerin wurde leicht verletzt. Das Ermittlungsverfahren läuft.
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