Trotz Starkregen: Vor der Münchner Synagoge versammelten sich Hunderte, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.
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Rund 500 Menschen machten sich am Mittwochabend bei der Kundgebung in München gegen Antisemitismus stark.

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"Bleibt stark": Kundgebung gegen Antisemitismus in München

Nach dem Regen kommt die Sonne. Dieser Spruch hat heute für Hunderte Menschen auf dem Münchner Sankt-Jakobs-Platz gegolten – auf mehreren Ebenen. Sie trotzten dem wechselhaften Wetter und setzten ein Zeichen gegen den erstarkenden Antisemitismus.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern zieht für die letzten zehn Monate eine furchtbare Bilanz: Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel würden jüdische Menschen auch hierzulande wieder in Angst leben. In so großer Angst, wie seit dem Holocaust nicht mehr. So stand es in der Ankündigung für die Kundgebung, die am Mittwochabend auf dem Münchner Sankt-Jakobs-Platz stattfand.

Appell von Münchner Ehrenbürgerin Charlotte Knobloch

Antisemitische Übergriffe haben seit dem Angriff der Hamas stark zugenommen. Auch in München kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen. "Bleibt stark" appellierte deswegen Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, an die rund 500 Teilnehmenden vor der Synagoge. Es war angesichts des Platzregens eine beachtliche Zahl. Angesichts des vollen Sankt-Jakob-Platzes begann sie ihre Ansprache trotz der schweren Thematik mit einem Lächeln im Gesicht.

Standhaft gegen Regen und Rechtsruck

Steven Guttmann, Geschäftsführer der Kultusgemeinde, nahm das Wetter zum Anlass eines Sinnbildes: Der heftige Regen passe gut zur Gemütslage. Und dennoch komme immer wieder auch die Sonne raus – und so war es. Münchner Bürger jeden Alters ließen sich von dem heftigen Regen nicht beeindrucken und wurden schlussendlich mit Sonne belohnt. Und nicht nur Sonne, sondern auch Hoffnung ließ sich an diesem Abend blicken. Hoffnung, dass die über 100 Geiseln bald lebend aus der Gewalt der Hamas freikommen. Hoffnung, dass das Elend rund um den Krieg bald vorbei ist. Hoffnung, dass jüdische Mitbürger unbeschwert in Deutschland leben können.

Solidarität vom Staatsminister und Bürgermeister

Dafür warben an diesem Abend eine Reihe prominenter Redner. Neben Charlotte Knobloch solidarisierten sich unter anderem Bayerns Staatsminister des Innern Joachim Herrmann (CSU). Dieser betonte: "Wir stehen an der Seite Israels und das steht nicht zur Diskussion." Er hoffe auf einen baldigen Waffenstillstand. Sympathie mit Palästinensern sei okay, aber Antisemitismus unter dem Deckmanten von Kritik an der israelischen Regierung eben nicht: "Jeder von uns ist aufgefordert, sich solchen Umtrieben entgegenzustellen."

Bewegende Ansprachen hielten neben anderen außerdem Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland Talya Lador-Fresher, Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause sowie der FDP-Landesvorsitzende Martin Hagen.

Das steckt hinter dem 10. Juli

Initiiert wurde die Veranstaltung von dem jüdischen Politologen und Autor Leo Sucharewicz, der in München aufgewachsen ist. Er hatte die Idee, den 10. Juli zu einem Tag der Solidarität in Deutschland zu etablieren. Als mögliche Gesten der Unterstützung an diesem Tag schlägt sein Verein DEIN e.V. vor, beispielsweise einen Davidstern zu tragen oder Freunde zu einem israelischen Abendessen einzuladen.

Das Datum wählte er in Gedenken an die Aufführung des Theaterstücks "Nathan der Weise" am 10. Juli 1945. Lessings Werk gilt als Versöhnungsstück und war die erste Theateraufführung nach dem Krieg in Dresden.

Im Video: BR-Korrespondentin Laura Goudkamp berichtet aus Tel Aviv

BR-Korrespondentin Laura Goudkamp in Israel
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BR-Korrespondentin Laura Goudkamp in Israel

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