Das Vorschaubild für ein Video zeigt den Chefarzt der Notaufnahme beim Telefonieren und einen hereinfahrenden Krankenwagen
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Dr. Benedikt Stubner ist Leiter der Notaufnahme am Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt und hat mit gestiegenen Patientenzahlen zu kämpfen.

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Notaufnahme statt Hausarzt? Klinikpersonal im Dauerstress

Notaufnahme statt Hausarzt? Klinikpersonal im Dauerstress

Im ländlichen Raum spitzt sich die medizinische Lage zu: Weil es immer weniger Hausärzte gibt und ein Termin beim Facharzt schwer zu ergattern ist, füllen sich die Notaufnahmen. Für die Belegschaft bedeutet das eine immer größere Belastung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 vor Ort am .

In der Früh nie zu wissen, was während einer Schicht zu tun sein wird – das liebt Dr. Benedikt Stubner an seinem Job. Mit 15 Jahren engagierte sich Stubner beim Rettungsdienst, mit 36 Jahren ist er inzwischen der Chef der Zentralen Notaufnahme im Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt.

Das heißt: Er muss er auch am späten Freitag-Nachmittag hellwach sein. Denn kurz vor seinem offiziellen Dienstschluss kommt ein Mann mit einem Vorhofflimmern am Herzen in die Notaufnahme. Verdacht auf Herzinfarkt. Da ist Dr. Benedikt Stubner schon gute zwölf Stunden auf den Beinen. Erst auf Bereitschaft im Rettungsdienst, jetzt kämpft er wieder um das Leben eines Patienten.

Eine Schicht lang begleiten BR-Reporter Norbert Steiche und Leon Willner den "ganz normalen Wahnsinn" in der Notaufnahme für eine BR24 vor Ort-Reportage – vom Armbruch bis zum Vorhofflimmern. Zu sehen im folgenden Video:

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Für eine Schicht begleiten BR-Reporter den "ganz normalen Wahnsinn" in der Notaufnahme für eine BR24 vor Ort-Reportage

Triage in der Notaufnahme

Der Mann sei zu Recht hier, sein Zustand sei kritisch, sagt Dr. Stubner. Zusammen mit den Pflegerinnen und Pflegern packt er mit an, um den Mann mit Sauerstoff zu beatmen. In der Zentralen Notaufnahme im Leopoldina Krankenhaus tragen Pflegekräfte blaue Kasacks, die typische Arbeitsbekleidung in der Pflege. Nur eine Pflegerin sticht mit ihrem weinroten Kasack heraus: Sandy Müller.

Die 35-Jährige ist heute in der Notaufnahme für die Triage zuständig. Das heißt, sie gibt bei jedem neuen Fall die erste Einschätzung über die Dringlichkeit der Behandlung ab. Damit Rettungssanitäter und Assistenzärztinnen auch in der größten Hektik sofort erkennen können, wer zuständig ist, sticht sie farblich hervor.

Dringlichkeit nach fünf Kategorien

Auch wenn die Lage chaotisch ist, Sandy Müller muss den Überblick behalten. Sie entscheidet, wer sofort versorgt werden muss und wer warten kann. Sie triagiert, das heißt, sie sortiert die Fälle nach der Schwere der Krankheit in fünf Stufen: Von rot – sofortige Behandlung – bis blau, nicht dringend. Das ist nötiger denn je – die Patientenzahlen in der Notaufnahme in Schweinfurt stiegen in den letzten zwei Jahren um bis zu 50 Prozent.

Die Folgen der gestiegenen Patientenzahlen

Die Folge: Das Wartezimmer werden immer voller, vor allem nachts, wenn weniger Ärztinnen und Pfleger im Dienst sind. So wartet eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter über Nacht neun Stunden im Wartezimmer, bis das Töchterchen endlich drankommt. Am späten Abend hatte sich die Dreijährige am Bein verletzt. Weil alle Praxen geschlossen waren, fuhr die Mutter mit ihrer Tochter in die Notaufnahme. Sie mussten warten, weil die Fachkräfte andere Fälle als dringender einstuften.

In intensiveren Schichten wie zum Beispiel am Freitag- oder Montagnachmittag wird ein Patient nach dem anderen durch die "Liegend-Zufahrt" geschoben. So steht es auf der Tür, durch die die Rettungssanitäter die Patienten vom Krankenwagen Richtung Notaufnahme bringen.

Notaufnahme hat rund um die Uhr offen

Weil es immer weniger Hausarztpraxen gibt und ein Termin beim Facharzt schwer zu ergattern ist, gehen immer mehr Menschen in die Notaufnahme. Denn die hat an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden geöffnet.

"Wenn hier mal die Hölle los ist und hier ein Sanitäter nach dem anderen kommt, draußen aber fünf, sechs Fußgänger stehen, dann würde ich mich am liebsten zerteilen", sagt Sandy Müller. An solchen Tagen sei die Notfallpflegerin nur am hin und her Rennen – inzwischen sähen etwa vier von fünf Tagen so aus, erzählt sie.

Wegen Zeckenbiss in der Notaufnahme?

Sandy Müller übernimmt auch die Ersteinschätzung von allen, die zu Fuß kommen. Da kommt zum Beispiel ein Mann, der sich die Rippen geprellt hat. Er ist in der Früh vom Fahrrad gefallen. Die Notfallpflegerin begutachtet seine Wunden in einem Erstgespräch und sortiert ihn dann in Kategorie vier von fünf ein. Bei Kategorie vier müssten Patienten "schon mal drei bis vier Stunden warten, wenn hier viel los ist", erzählt Sandy. Kategorie eins müsse sofort behandelt werden, zwei innerhalb von zehn Minuten und drei innerhalb von 30 Minuten.

Sie haben hier schon alles gehabt: vom Zeckenbiss bis zum Unfall beim Haarefärben. Die nächste Patientin hat aus unbekannten Gründen Schmerzen in den Armen. Hier weiß selbst Sandy nicht mehr weiter. Sie wendet sich an einen Oberarzt, der die Patientin bei nächster Gelegenheit begutachtet.

Durchatmen nach Ernstfall

Notfälle kommen rund um die Uhr. Da steht schon die elfjährige Hala mit schmerzverzerrtem Gesicht in der Tür. Sie ist in der Schule unglücklich gefallen und hat sich den Arm gebrochen. Dr. Stubner gibt Hala etwas gegen die Schmerzen, die Pflegerinnen und Pfleger gipsen ihren Arm ein. Dabei entlocken ihr die Fachkräfte sogar ein kleines Lächeln, als sie sich die Farbe des Gipses aussuchen darf. Der wird blau, natürlich, und alle ihre Freundinnen und Freunde dürfen darauf unterschreiben.

Als er die ersten Werte des Patienten mit Vorhofflimmern sieht, kann auch Dr. Stubner für einen Moment durchatmen. Der Patient bekommt Sauerstoff und stabilisiert sich. "Jetzt schnauft er schon mal besser und das Herz ist 30 Schläge langsamer", sagt er und schaut dann nach der nächsten Patientin.

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