Der Brennerbasistunnel ist bereits im Bau.
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Baustelle für den Brennerbasistunnel hinter Innsbruck.

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Lkw-Transit am Brenner: Probleme mit der "Lebensader"

Lkw-Transit am Brenner: Probleme mit der "Lebensader"

Der Stau auf bayerischer Seite an Tagen der Blockabfertigung stört nicht nur Lkw-Fahrer und Anwohner im Inntal, sondern auch die Unternehmen in der Region. Wirtschaftsverbände haben in Neubeuern über Lösungen diskutiert - und scharfe Kritik geübt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

"Es muss etwas passieren. Subito!", ruft Georg Dettendorfer in den Saal. Der Spediteur aus dem oberbayerischen Inntal fordert den Bau von Terminalanlagen und alle Anwesenden pflichten ihm bei: Den Bau von Terminals in Bayern habe die Politik jahrzehntelang verschlafen. Viel Kritik wird auch an der Deutschen Bahn geübt, sie sei zu teuer, zu langsam, zu unpünktlich. Für den Transport von Verona nach Hamburg müsse er eine Woche einplanen, erzählt Spediteur Dettendorfer. Hier sei er ja mit dem Rad schneller.

"Lebensader Brennertransit"

Eine gut funktionierende Infrastruktur sei die Lebensader für die heimische Wirtschaft, beginnt Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, kurz vbw, seinen Vortrag vor der Mittelstandsunion Oberbayern, die im Saal eines Neubeuerner Wirts zusammengekommen ist. Allerdings seien die Probleme auf der Brennerroute Richtung Süden unübersehbar - die Verkehrsüberlastung, die Lkw-Blockabfertigungen, das Nachtfahrverbot für Lkw in Tirol und auch das Tempo beim Ausbau des Brenner-Nordzulaufes müsse unbedingt erhöht werden.

Mehr Güter auf die Schiene

Nicht warten, bis der Brenner-Basistunnel fertig ist, die Güter müssten jetzt auf Schiene, fordert Brossardt die Unternehmen auf. Werde die vorhandene Schienenkapazität effizienter genutzt, profitierten davon Wirtschaft, Natur und Anwohner gleichermaßen. Deswegen müsse man jetzt die Dinge optimieren.

Eine Erhöhung der Straßenmaut auf der Strecke München-Verona lehne er ab, so Brossardt. Auch die Unternehmen würden gerne klimafreundlicher handeln in ihren Lieferketten, das hätten Umfragen gezeigt, bestätigt Petra Seebauer, die Leiterin des Logistik-Kompetenz-Zentrums (LKZ) in Prien am Chiemsee.

Klimafreundlicher Brennertransit

Das LKZ erarbeitet gerade mit der vbw, wie der Güterverkehr besser laufen und umweltfreundlicher organisiert werden kann. Gefördert wird das Ganze vom Bayerischen Verkehrsministerium. Derzeit werde an einer digitalen Informationsplattform gearbeitet, damit die Unternehmen leichter auf die Schiene kommen könnten.

Denkbar wäre auch ein Zusammenschluss von mehreren kleinen Unternehmen, um mehr Warenvolumen gemeinsam auf der Schiene buchen zu können. Letztendlich gehe es darum, den Unternehmen ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten darzustellen. Im Laufe der kommenden zwei Monate werde man die Ergebnisse an die vbw übergeben, so Seebauer.

Forderungen an Tirol und an die EU

Die Lkw-Blockabfertigung sei eindeutig ein Verstoß gegen das EU-Abkommen, deshalb müsse die Kommission endlich handeln und ein Vertragsverletzungsverfahren auf den Weg bringen, so die Mitglieder der oberbayerischen Mittelstands-Union.

Vielleicht werde ein Dialog mit der neuen Tiroler Landesregierung ja einfacher, so die allgemeine Hoffnung. Auch das Nachtfahrverbot für die modernste Dieselflotte müsse auf den Prüfstand, fordert ein Redner des Bayerischen Speditionsverbands. Viele Lkw-Fahrer würden den Italien-Transit inzwischen dankend ablehnen.

Forderungen in Sachen Brenner-Nordzulauf

Auch der geplante Brenner-Nordzulauf spielt beim Brennertransit eine Rolle. Die vielen Vorteile vom Brenner-Nordzulauf hätten andere - nicht aber die Region. Obwohl sie die Hauptlast trage, meint Rosenheims Landrat Otto Lederer. Wenn so etwas schon geplant werde, dann auf eine Weise, bei der die Auswirkungen für die Region so gering wie möglich blieben. Wieder richtet sich der Blick hier nach Tirol: dort seien 85 Prozent der Neubaustrecke unter die Erde gekommen und dies verlange man auch für den Landkreis Rosenheim.

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