Enormer Schaden durch den Borkenkäfer: Auf dieser Freifläche im Grabfeld mit der Größe von vier Fußballfeldern hat keine einzige Fichte überlebt.
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Enormer Schaden durch den Borkenkäfer: Auf dieser Freifläche im Grabfeld mit der Größe von vier Fußballfeldern hat keine einzige Fichte überlebt.

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Borkenkäfer: Wie ein kleiner Schädling ganze Wälder vernichtet

Borkenkäfer: Wie ein kleiner Schädling ganze Wälder vernichtet

Er ist nur vier Millimeter groß und kann doch ganze Waldabschnitte vernichten. Besonders betroffen vom Borkenkäfer: das Grabfeld in Unterfranken, eine der trockensten Regionen Deutschlands. Für die zuständige Försterin ein Wettlauf gegen die Zeit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Prüfend streift der Blick von Försterin Kathrina Schafhauser im Stadtwald im Grabfeld vom Stamm entlang der Rinde. Sie schaut nach Bohrmehl und kleinen Einbohrlöchern - beides eindeutige Indizien für den Borkenkäfer. Es dauert nur wenige Minuten, bis sie fündig wird: "Wenn man nah ran geht, kann man das Harz sehen, wo sich das Bohrmehl verfangen hat - ein ganz sicheres Zeichen." Die befallene Fichte versucht, mit dem Harz ein letztes Mal alle Abwehrkräfte zu mobilisieren und die Löcher zu stopfen. Doch es sind einfach zu viele Käfer am Werk. Die steigende Erderwärmung mit milden Temperaturen ab dem Frühling und trockenen Sommern bietet dem Borkenkäfer im unterfränkischen Grabfeld optimale Lebensbedingungen.

25.000 Jungkäfer aus einem Baum: Försterin muss schnell handeln

Damit bestätigt sich die Befürchtung der Försterin, dass der Waldabschnitt mit großen Bereichen reinen Fichtenbestands betroffen ist, obwohl der Wald mit den grünen Baumkronen auf den ersten Blick noch ganz gesund wirkt. Nun muss Schafhauser sofort handeln. Denn: Bis zu 25.000 Jungkäfer schlüpfen aus einem einzigen befallenen Baum.

Für Schafhauser bedeutet das: Die Fichten müssen so schnell wie möglich raus aus dem Wald. Nur maximal sechs Wochen bleiben der Försterin jetzt, um die betroffenen Bäume zu entnehmen, bevor der Borkenkäfer übergreift und noch mehr Schaden anrichtet. Sie sprüht ein orangefarbiges Kreuz auf alle betroffenen Fichten. Es werden mindestens 50 sein. Auf ihrem Tablet markiert sie den Ort, damit die Waldarbeiter anrücken können.

Schnell wird Försterin Kathrina Schafhauser im Stadtwald im Grabfeld auf der Suche nach Borkenkäfern fündig. Befallene Bäume müssen sofort weg.
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Schnell wird Försterin Kathrina Schafhauser im Stadtwald im Grabfeld auf der Suche nach Borkenkäfern fündig. Befallene Bäume müssen sofort weg.

Förster: Werden den Kampf gegen den Borkenkäfer verlieren

Ein paar Kilometer weiter im gleichen Revier hat der Borkenkäfer bereits zugeschlagen. Auf einer Freifläche etwa so groß wie vier Fußballfelder hat keine einzige Fichte überlebt. Försterkollege Hubert Türich schaut sich den Schaden an. Er ist Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Neustadt und überprüft die bereits gefällten Fichten im Stadtwald bei Bad Königshofen.

Er hebt ein Stück Rinde vom Boden auf. Mit dem Fällen allein ist es nicht getan. "Hier sehen wir die fast ausflugsbereiten Borkenkäfer. Es drängt die Zeit", erklärt er. Das Holz müsse so schnell wie möglich aus dem Wald, mindestens 500 Meter weit weg vom nächsten Fichtenbestand, sonst sei die Mühe vergebens gewesen. "Es ist ein Kampf gegen Windmühlen", sagt Türich. Der Borkenkäfer hat einen starken Partner an seiner Seite: den Klimawandel. Dieser begünstigt die rasante Vermehrung des Schädlings und seine Lebenssituation.

"Den Kampf gegen den Borkenkäfer werden wir verlieren. Unser Ziel ist es, Zeit zu gewinnen", betont Türich. Zeit, um die Fichten so lange wie möglich am Leben zu halten, damit sich das Holz noch entwickeln kann. Und Zeit, damit die Jungpflanzen nachwachsen können, um große Freiflächen zu vermeiden.

Enormer wirtschaftlicher Schaden für private Waldbesitzer

Dieses Revier im Grabfeld ist Stadtwald. Die Förster vom AELF kümmern sich um Fällung und Neubepflanzung. Im Privatwald aber sind es die Besitzerinnen und Besitzer, die den Schaden tragen. "Es ist ein großer wirtschaftlicher Verlust für die Waldbesitzer, die jahrzehntelang gepflegt haben. Das ist ihre Sparkasse gewesen, die wollten hier ernten, wenn sie das geplant haben und das ist nicht mehr möglich", erklärt Türich sichtlich mitfühlend. Sie seien zum Handeln gezwungen und müssten ihr Holz zu einer Unzeit verkaufen. Außerdem sinken Holzqualität und Preis mit jedem Tag, den der Borkenkäfer im Baum ist. Dazu kommen Investitionskosten für die Neubepflanzung, auch wenn staatliche Förderprogramme unterstützen.

Der Borkenkäfer ist ein bayernweites Problem. In Unterfranken ist es akut, da der Klimawandel die Region besonders hart trifft. Erfahrungsgemäß kommen derartige Probleme zeitverzögert im Süden Bayerns an. Im Grabfeld ist die "Entfichtung" der Landschaft schon sehr weit fortgeschritten.

Wandel des Walds zu mehr Vielfalt notwendig

"Um den Wald klimastabil zu machen, braucht es unterschiedliche Baumarten, um die Last auf unterschiedliche Schultern verteilen zu können. Der Wald wird sich wandeln", ist sich Försterin Schafhauser sicher. Sie hat schnell reagiert und auf die große Freifläche Jungpflanzen setzen lassen, die bereits Wurzeln geschlagen haben. Die Fichte werde in 100 Jahren wohl nicht mehr in Unterfranken zu finden sein.

Dafür werden Mischbaumarten das Waldbild bestimmen, etwa die Vogelkirsche, die Küstentanne, der Spitzahorn, die Walnuss oder die Esskastanie. Die Försterinnen und Förster wollen einen klimastabilen Wald gestalten, der Borkenkäfern und anderen durch den Klimawandel bedingten Herausforderungen trotzt und fit für die Zukunft ist.

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