Wenn in Bayern am kommenden Sonntag Landtagswahl wäre, käme die CSU auf 48 Prozent. Die Grünen würden 19 Prozent erreichen, die SPD wäre mit 9 Prozent wieder im einstelligen Bereich, genauso wie die Freien Wähler mit 8 Prozent. Die AfD liegt bei nur noch 5 Prozent. Die FDP wäre genauso wie die Linke mit 3 Prozent nicht im Landtag vertreten. Dies ergibt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap im Auftrag des BR-Politikmagazins Kontrovers.
Die CSU könnte aktuell bei einer Landtagswahl mit einer absoluten Mehrheit rechnen. Kaum verändert zum letzten BR-BayernTrend Anfang April hätte die CSU einen Stimmenanteil von 48 Prozent in Aussicht (-1). Die Grünen liegen in Bayern mit 19 Prozent (+2) wieder etwas besser als vor knapp zwei Monaten, die Sozialdemokraten mit 9 Prozent etwas schlechter (-1). Die Freien Wähler kämen wie Anfang April auf 8 Prozent. Die AfD dagegen müsste mit 5 Prozent (-1) derzeit um den Wiedereinzug in den Landtag kämpfen. Allen anderen Parteien bliebe der Einzug momentan verwehrt, darunter Linke und FDP mit jeweils 3 Prozent Wähleranteil.
Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den späteren Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Zum einen legen sich immer mehr Wähler kurzfristig vor einer Wahl fest, zum anderen hat die Bedeutung der letzten Wahlkampfphase mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern durch die Parteien zugenommen.
Weiterhin gute Noten für Krisenmanagement der Staatsregierung
Das Corona-Krisenmanagement der Staatsregierung findet weiterhin große Akzeptanz im Freistaat. Nur wenig verändert zu Anfang April sind neun von zehn Wahlberechtigten in Bayern (87 Prozent; -2) sehr zufrieden (36 Prozent) oder zufrieden (51 Prozent) mit dem Handeln der Staatsregierung. 13 Prozent (+2) üben Kritik. Der Zuspruch reicht nach wie vor weit in das Lager der Opposition. Selbst von den AfD-Anhängern äußert sich im Freistaat gut die Hälfte (54 Prozent) anerkennend.
Politikerbewertung: neun von zehn zufrieden mit Söder
Die nahezu unverändert positive Bewertung des Corona-Krisenmanagements spiegelt sich in einem nach wie vor hohen Zuspruch zum bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder wider. 90 Prozent der Wahlberechtigten (-4) sind zufrieden mit seiner Arbeit und damit kaum weniger als im letzten BayernTrend. Damit steht der CSU-Politiker im bundesweiten Vergleich aktuell an der Spitze der Länderchefs, die seit Februar 2020 in separaten Umfragen von infratest dimap abgefragt wurden.
Deutlich weniger Zustimmung erfährt der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), in seinem Bundesland. Er vertritt einen weniger strikten Kurs in der Coronakrise als Söder, zufrieden damit sind nur 68 Prozent der Befragten in NRW. Der Regierungschef von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), kommt auf 78 Prozent in seinem Bundesland, die SPD-Politikerin Malu Dreyer erreicht in Rheinland-Pfalz 73 Prozent, Volker Bouffier (CDU) in Hessen 69 Prozent.
Mit der Arbeit des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger von den Freien Wählern sind 49 Prozent (-8) zufrieden. Er bleibt damit deutlicher als Markus Söder hinter dem Zufriedenheitswert vom letzten BayernTrend zurück.
Bisherige Lockerungen: für zwei Drittel richtig
Seit Ende April werden auch im Freistaat erste Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wieder gelockert. Für zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger in Bayern ist der Umfang dieser Erleichterungen im öffentlichen Leben richtig (67 Prozent). Für ein Achtel (13 Prozent) gehen diese Erleichterungen nicht weit genug. Noch höher ist allerdings der Anteil derer (18 Prozent), die die begonnenen Normalisierungen bereits als zu weitgehend empfinden.
Mehrheitliche Unterstützung für das bisherige Normalisierungstempo findet sich in Bayern bei den Anhängern von CSU (72 Prozent), SPD (70 Prozent), Grünen (69 Prozent) und der Freien Wähler (57 Prozent). Die Anhänger der AfD sind in ihrem Urteil dagegen sichtbar gespalten: 41 Prozent bezeichnen die bisherigen Normalisierungen als richtig. Etwa ebenso viele (44 Prozent) bevorzugen stattdessen größere Normalisierungsschritte.
Sorge vor Ansteckung mit Corona-Virus zurückgegangen
In Bayern infizierten sich nach Berechnungen des Robert Koch-Instituts bis Ende Mai über 46.000 Personen mit dem neuartigen Corona-Virus. Mit der seit längerem rückläufigen Zahl an Neuinfektionen ist die Angst vor einer Ansteckung im Freistaat deutlich zurückgegangen. Aktuell haben drei von zehn (29 Prozent) im Freistaat sehr große bzw. große Sorgen, dass sie sich selbst bzw. Familienangehörige mit dem Corona-Virus anstecken könnten. Anfang April äußerten noch vier von zehn Bayern (42 Prozent) entsprechende Infektionsängste.
Wirtschaftliche Sorgen nach wie vor groß, aber rückläufig
Neben den Ansteckungsängsten sind in Bayern in den vergangenen Wochen auch die wirtschaftlichen Sorgen zurückgegangen, wenn auch nur leicht: Nach 71 Prozent im April äußern aktuell zwei Drittel der Bayern (64 Prozent) große bis sehr große Sorgen, dass sich wegen Corona die wirtschaftliche Lage im Freistaat verschlechtern könnte. Allerdings haben deutlich weniger Menschen Angst um ihre persönliche wirtschaftliche Lage: Ein Fünftel der bayerischen Wahlberechtigten (22 Prozent) gibt hier an, wegen Corona besorgt zu sein. Vor knapp zwei Monaten machten sich allerdings noch 30 Prozent ernsthafte Gedanken um die persönliche wirtschaftliche Situation.
Ein knappes Drittel besorgt wegen Beschränkung von Freiheitsrechten
Rückläufig ist auch die Sorge, dass in Bayern coronabedingt die Freiheitsrechte längerfristig eingeschränkt werden. Aktuell gibt ein knappes Drittel der Bayern (31 Prozent) an, sie seien in Sorge, dass wegen Corona entsprechende Rechte längerfristig beschränkt sein könnten. Anfang April waren es noch vier von zehn (38 Prozent). Derartige Bedenken finden sich in Bayern durchaus in allen Parteilagern. Allein in den Reihen der AfD prägen sie allerdings mit 72 Prozent die Sicht einer deutlichen Mehrheit.
18 Prozent glauben, Gefährlichkeit des Virus sei übertrieben worden
In den letzten Wochen kam es in Deutschland zu Demonstrationen gegen bestehende Corona-Einschränkungen, darunter auch in Bayern. Dabei wurde nicht zuletzt der Vorwurf geäußert, Politik und Medien hätten die Gefährlichkeit des Corona-Virus bewusst übertrieben und die Öffentlichkeit getäuscht. In Bayern folgt knapp jeder Fünfte (18 Prozent) dieser These, 77 Prozent teilen sie nicht. Die Idee einer absichtlichen Panikmache durch Politik und Medien wird allein in den Reihen der AfD-Anhänger mehrheitlich unterstützt (59 Prozent).
Sommerurlaub 2020: maximal in Deutschland
Mit 84 Prozent gibt das Gros der Bayern an, bereits zu wissen, ob und wohin sie diesen Sommer in den Urlaub verreisen werden. 15 Prozent sind sich noch unsicher. 44 Prozent denken, dass sie nach dem jetzigen Stand dieses Jahr wohl zu Hause bleiben und die Koffer gar nicht packen werden. 34 Prozent planen aktuell für den Sommer eine Urlaubsreise zumindest innerhalb Deutschlands, 19 Prozent wollen ins europäische Ausland. 5 Prozent denken trotz der bestehenden Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr gegenwärtig darüber nach, ihren Urlaub außerhalb Europas zu verbringen. Ob es bei diesen Plänen tatsächlich bleibt, wird auch maßgeblich von konkreten Lockerungsschritten für den Tourismus in Deutschland und Europa in den nächsten Wochen abhängen.
Studieninformationen
Für die Umfrage wurden von Infratest dimap im Zeitraum von 20. bis 25. Mai 2020 1.000 Wahlberechtigte in Bayern telefonisch interviewt. Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl. Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte.
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