Chiemgau-Korrespondentin Christine Haberlander, neben ihr ein ausgestopfter Bartgeier
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Chiemgau-Korrespondentin Christine Haberlander

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Bartgeier und Waldrapp zurück in Oberbayern

Bartgeier und Waldrapp waren in Oberbayern schon ausgerottet. Jetzt sollen bei beiden Vogelarten wieder heimisch werden. Im Nationalpark Berchtesgaden läuft ein Wiederansiedelungsprojekt für Bartgeier, in Burghausen für Waldrappe. Wie ist der Stand?

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die viele vor die Webcams zieht: die Auswilderung von Bartgeiern im Nationalpark Berchtesgaden. Seit drei Jahren läuft das Projekt, Ende Mai wurden zum dritten Mal zwei Jungvögel in einer Felsnische ausgesetzt: "Sisi" und "Nepomuk". Beide kommen aus unterschiedlichen Aufzuchtstationen in Österreich. Vom Moment des Aussetzens an mussten sie alleine klarkommen – allerdings unterstützt vom Landesbund für Vogelschutz, vom Nationalpark Berchtesgaden und von Jägern und zahlreichen Ehrenamtlichen, die Futter auslegten und die jungen Bartgeier rund um die Uhr überwachten.

"Sisi" und "Nepomuk" überraschend schnell flügge

Am 20. und 21. Juni, vier Wochen nach ihrem Einzug, war es dann so weit: Wie ihre Vorgängerinnen "Walli", "Bavaria", "Recka" und "Dagmar" machten die Jungvögel den Abflug aus der Felsnische. Seither perfektionieren "Sisi" und "Nepomuk" ihre Flugkünste, erkunden die Umgebung oder sitzen auf Felsen. Dass sie so schnell flügge werden, hatte kein Experte erwartet. Auch Toni Wegscheider, Projektleiter beim Landesbund für Vogelschutz (LBV), war vom "Abflug" der beiden kurz hintereinander überrascht.

Bartgeier sollen sich im Alpenraum vermehren

Wie ihre Artgenossen, so hofft man, werden sie in einigen Jahren auf Partnersuche gehen, sich irgendwo in den Alpen niederlassen und eigenständig für Bartgeier-Nachwuchs sorgen. Das ist das Ziel des Projekts: die Anzahl an Bartgeiern zu vergrößern und sie dauerhaft wieder im Alpenraum anzusiedeln.

Waldrappe sind in Burghausen wieder heimisch

Was die Bartgeier für den Nationalpark Berchtesgaden sind, ist das Waldrapp-Projekt für Burghausen. Seit dem 17. Jahrhundert war die Ibisart mit dem markanten roten Schnabel in Mitteleuropa ausgerottet. 2007 haben Biologen und Vogelschützer damit begonnen, Waldrappe in Burghausen wieder anzusiedeln. Ein Expertenteam um Johannes Fritz sowie zahlreiche Ehrenamtliche brachten ihnen den Zug in den Süden wieder bei.

Zieheltern im Ultraleichtflugzeug voraus

Dazu wurden junge Waldrappe wochenlang an menschliche Zieheltern gewöhnt, die sie dann in einem Ultraleichtflugzeug vorneweg in ihr Winterquartier in die Toskana führten. Inzwischen gibt es eine stabile frei lebende Population am Pulverturm der Burghauser Burg, wo die Vögel ihr Sommerquartier haben und in Nistkästen die Eier ausbrüten und ihre Jungen großziehen. Den Zug in den Süden machen inzwischen alle Altvögel mit ihren Jungen wieder eigenständig. In anderen Gegenden, zum Beispiel in Überlingen am Bodensee, muss ihnen das Flugverhalten noch per Leichtflugzeug und Zieheltern aufwendig antrainiert werden. Weitere Brutkolonien gibt es noch in Kuchl im Salzburger Land.

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