Gänsegeier auf einem Baum in Bad Reichenhall
Bildrechte: LBV/Dr. Michael Wittmann

Bitte recht freundlich! Dieser Gänsegeier saß stundenlang in Bad Reichenhall auf einem Baum.

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Fototermin im Baum: Gänsegeier besucht Bad Reichenhall

Touristen sind in Bad Reichenhall keine Seltenheit – aber dieser "Gast" schon: Ein wild geschlüpfter Gänsegeier – nicht zu verwechseln mit den ausgewilderten Bartgeiern – besuchte die Stadt im Berchtesgadener Land. Vogelschützer sind begeistert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Allein die Fotos sind schon recht beeindruckend, die Vogelschützer von diesem Gänsegeier gemacht haben. Stundenlang saß der große Vogel vor ein paar Tagen auf einem Baum in Bad Reichenhall und ließ sich fotografieren. Danach drehte er gelassen seine Runden – beäugt von anderen Vögeln. Zuletzt wurde er in der Gegend am Donnerstagnachmittag gesehen.

Definitiv kein Gänsegeier aus dem Salzburger Zoo

Gänsegeier sind in der Region häufiger zu beobachten – und zwar die Geier vom nahen Salzburger Zoo. Diese können sich dort frei bewegen, also auch wegfliegen. Gelegentlich sieht man sie dann um den Untersberg kreisen. Wenn sie Hunger bekommen, fliegen sie in den Zoo zurück. Allerdings sind diese Vögel beringt, während der Gänsegeier bei Bad Reichenhall unberingt ist und womöglich aus Italien oder Kroatien stammt, wie Toni Wegscheider, Geierexperte beim Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV), vermutet. Ende Dezember war bereits ein Gänsegeier im Landkreis Lindau gesichtet worden.

Der Gänsegeier verdankt seinen Namen dem relativen langen und gänseartigen Hals. Da Kopf und Hals mit Flaumenfedern dicht weiß bedeckt sind, wird der Vogel auch als "Weißkopfgeier" bezeichnet. Das größte europäische Vorkommen befindet sich laut LBV in Spanien. Dort leben mit mehr als 30.000 Brutpaaren über 90 Prozent des europäischen Bestandes.

Vogel macht gesunden Eindruck

Der Gänsegeier, der sich tagelang in Bad Reichenhall aufhielt, wird von Wegscheider als fit und gut genährt beschrieben. Offensichtlich findet er genug Futter. Als Aasfresser bevorzugt er unter anderem Innereien von erlegtem Wild in der Umgebung. Da hat er Glück, denn im Nationalpark Berchtesgaden und auf benachbarten Flächen der Bayerischen Staatsforsten wird mittlerweile bleifrei geschossen. Es kommt immer wieder vor, dass Wildvögel an Bleivergiftung sterben, weil sie Aas von Tieren fressen, die mit Bleimunition geschossen wurden.

Kälte und Schnee entscheiden über Abflug

Dass der Geier aktuell offenbar ausreichend Futter findet, hat wohl auch mit den derzeit milden Temperaturen in der Region zu tun. Wenn eine Schneedecke die Landschaft bedeckt, haben die großen Vögel kaum noch Möglichkeiten, darunter tote Tiere zu finden. Es ist also damit zu rechnen, dass der Gänsegeier aufgrund des Kälteeinbruchs in den vergangenen Tagen schon bald in den Süden aufbricht.

Keine Futterkonkurrenz zu Bartgeiern

Seit 2021 wildert der LBV in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Berchtesgaden in der Region Bartgeier aus. Die Umweltschützer wollen so erreichen, dass sich die Art auch im östlichen Alpenraum wieder ansiedelt. Streit um die Nahrung dürfte es nicht geben. Gänsegeier bevorzugen die Innereien, wohingegen Bartgeier ausschließlich Knochen fressen.

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