Mit einer deutlichen Zwei-Drittel-Mehrheit haben sich die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Weilheim-Schongau für den Erhalt von zwei eigenständigen Krankenhäusern in den Städten Schongau und Weilheim entschieden. Die Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Schongau hatte den Bürgerentscheid erzwungen. Über 67,2 Prozent der Wahlberechtigten haben mit Ja gestimmt – und damit ein deutliches Votum für den Erhalt des Krankenhauses in Schongau abgegeben.
Es war ein zähes Ringen in den letzten Wochen zwischen den Befürwortern eines neuen Zentralkrankenhauses auf der grünen Wiese und den Stimmen für den Erhalt der beiden kommunalen Krankenhäuser in Weilheim und Schongau in der jetzigen Form. Am Schluss standen 35.151 Ja-Stimmen gegen 17.195 Nein-Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von über 50 Prozent.
Wahlbeteiligung bei 50 Prozent
Als einzige Orte stimmten Wähler in den Gemeinden Peißenberg und Polling mit einer Mehrheit für ein neues Zentralkrankenhaus ab. Sie würden von einem möglichen neuen Krankenhaus am Standort Peißenberg am meisten profitieren. Die Wahlbeteiligung lag knapp unter 50 % Prozent, das gesetzlich geforderte Quorum erforderte nur 10 Prozent.
Bürger sehen 500 Millionen-Neubau-Projekt skeptisch
Der Kernpunkt der verschiedenen Standpunkte liegt in der Frage, wie unsere Gesundheitssysteme in Zukunft finanziert werden können. Ein Gutachter hat dem Kreistag vorgerechnet, dass die Defizite mit zwei Häusern steigen werden. Was für die Beteiligten noch schwerer wiegt, ist die Frage, ob sie in Zukunft genügend Personal für zwei Häuser finden werden. In Schongau gibt es jetzt schon Probleme, die passenden Assistenzärzte zu verpflichten und die Schichten zu besetzen. Das liegt nicht am Haus und nicht an der Bezahlung, sondern an den Möglichkeiten für junge Ärzte, sich weiter zu entwickeln.
Neben dem fehlenden Personal sind es die Betriebskosten, die die Krankenhausleitung und der Kreistag in den Griff bekommen müssen. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger haben diese Fragen nicht geschreckt – sie sehen die Investitionen von 500 Millionen Euro in ein neues Haus skeptisch und folgen den Argumenten von Landkreis und Krankenhaus-Verwaltung nicht.
Kreistag muss Konsequenzen ziehen
Der Kreistag hat nun ein Jahr Zeit, die Konsequenzen aus diesem Ergebnis zu ziehen. Er war bislang dem Rat eines Gutachters gefolgt, die beiden bestehenden kommunalen Krankenhäuser zu Gunsten eines Neubaus aufzugeben. Erst vergangene Woche hatte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) bei einem Besuch in Schongau die Unterstützung des Freistaats für einen möglichen Neubau zugesagt.
Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) und die Leitung der Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau sind nach dem verlorenen Bürgerentscheid vom Sonntag geschockt. Jochner-Weiß sagte dem BR, dass sie das Votum in vollem Umfang annehme und mit ihren Gremien die beiden Krankenhäuser in Weilheim und Schongau unter kommunaler Trägerschaft weiterführen wolle. Am Tag nach dem Bürgerentscheid hatte der Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH, Thomas Lippmann, in verschiedenen Sitzungen mit Mitarbeitern und dem Verwaltungsrat getagt. Die Verunsicherung bei den Mitarbeitenden sei groß, wie es jetzt mit den beiden Häusern weitergehe, viele seien regelrecht schockiert, sagte er in einem Pressegespräch.
Das Aktionsbündnis "Pro Krankenhaus Schongau" zeigte durch ihre Sprecherin, die 2. Bürgermeisterin der Stadt Schongau Daniela Puzzovio, große Begeisterung über das überwältigende Ergebnis.
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