Wölfe und Bären richten in Bayern Schäden an. Immer wieder werden Nutztiere gerissen. Landwirte geben unter anderem auch deshalb die Bewirtschaftung ihrer Almen auf.
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Wolf und Bär: Bund Naturschutz sieht falsche Versprechen an Landwirte
Uwe Friedel vom Bund Naturschutz Bayern in Nürnberg ist überzeugt, dass man Landwirten bereits vor Jahren die Wahrheit hätte sagen müssen: "All die Versprechungen, dass es Bejagung gibt, dass es mehr Abschüsse gibt und dass wir das Problem allein mit dem Gewehr lösen, das tritt so einfach nicht ein." Vielmehr müsse alles getan werden, um einen Herdenschutz der Weidetiere durchzusetzen. Das sei selbstverständlich nicht überall möglich, aber an vielen Orten.
Dasselbe gelte für den Einsatz entsprechender Weidezäune, der in Bayern zu oft ausgeschlossen werde: "Ich habe selber schon Zäune aufgebaut in solchen Gebieten. Das geht nicht überall. Aber die Ausweitung von nicht schützbaren Weidegebieten, die geht ja viel weiter über das hinaus, was tatsächlich nicht schützbares Berggebiet ist", so der Naturschützer. Für nicht schützbare Weidegebiete gilt, dass keine Herdenschutzmaßnahmen notwendig sind, um für den Fall eines Verrisses staatliche Ausgleichszahlungen zu erhalten. Ab Mai soll in diesen Gebieten das Jagen des Wolfes nach dem Riss eines Nutztiers im Freistaat erlaubt sein.
Mehr Bildung der Bevölkerung in den Alpen
Um die Nutztiere besser in der freien Natur und auf den Almen zu schützen, taucht immer wieder der Vorschlag auf, Hütehunde einzusetzen. Die Gegner solcher Hunde behaupten, dass sie für Touristen gefährlich seien. Aus Sicht von Friedel kämen die Hütehunde nur für einen kleinen Teil der Betriebe ab einer gewissen Größe überhaupt in Frage. "Aber ein Herdenschutzhund, der gut trainiert und geprüft ist, kann zwischen Menschen und Wölfen gut unterscheiden. Wichtig ist, dass sich die Touristen entsprechend vernünftig verhalten und die Bevölkerung eine ausreichende Bildung erfährt," erklärt Friedel im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers.
Bund Naturschutz distanziert sich von radikalen Tierschützern
Vor zwei Wochen hatte die Problembärin JJ4 in Italien einen Jogger angegriffen und getötet. Aus Sicht des Bund Naturschutz sollte das Tier nicht mehr in Freiheit leben. Friedel distanziert sich von radikalen Tierschützern: "Wir sind ein Naturschutzverband und kein Tierschutzverband. Der Vorschlag, JJ4 in Freiheit zu entlassen, erschreckt mich. Hier hätte ich die Befürchtung, dass wieder ein Unfall passiert. Und das muss auf jeden Fall ausgeschlossen werden." Grundsätzlich wichtig sei, dass die unterschiedlichen Interessenparteien ins Gespräch kommen. Man sei sich in vielen Bereichen nicht einig, aber es gäbe sicher auch Schnittmengen.
Klage immer wahrscheinlicher
Am Dienstag hatte das Bayerische Kabinett die so genannte Wolf-Entnahmeverordnung beschlossen. Sie beinhaltet, dass Wölfe ab Mai zum Abschuss freigegeben sind, wenn in der Region ein Tier gerissen wurde. Es braucht keine Ermittlung des einen verantwortlichen Wolfs durch DNA-Tests mehr. Der Bund Naturschutz erwägt eine Klage gegen die Verordnung. "Wir wollen, dass das Bundesnaturschutzgesetz eingehalten wird, und eine Klage kommt auf jeden Fall in Frage. Wir befragen dazu noch unsere Kreisgruppen im Alpenraum, aber es wird jetzt relativ schnell gehen, dass wir in den Prozess reingehen", kündigt Friedel in "Kontrovers" an.
Video: Freilebende Raubtiere: Zu viel Schutz für Bär und Wolf?
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